13. Sept. - Bayreuth - EZF - Rennbericht - mit Video
Contre la Montre: “War geil - aber sonst ist’s geiler!“
Von Jan Bauer (RSV Stuttgart-Vaihingen)
Jan Bauer auf der Strecke | Foto: Team Icehouse
16.09.2020 | „Dieses Jahr war geil, aber normalerweise ist’s geiler!“ - so fasste Frank Übelhack vom Team Icehouse, Organisator des Bayreuther Jedermann-Zeitfahrens, den vergangenen Renn-Sonntag zusammen. Denn natürlich wurde auch das "Contre la Montre" in diesem Jahr von der Corona-Pandemie bestimmt.
Da seit März fast der gesamte Jedermann-Rennkalender abgesagt wurde,
war das Interesse an diesem Zeitfahren riesig - doch die Teilnehmerzahl war auf 150 Fahrer/innen begrenzt. Es waren sehr starke Fahrer am Start, wie Felix Groß vom Team rad-net Rose, ein KT-Fahrer außer Konkurrenz, und etliche ambitionierte Triathleten, die realisiert hatten, dass es wohl 2020 nicht mehr viele Gelegenheiten geben würde, die Zeitfahr-Maschinen auszupacken.
Was die Organisatoren des Team Icehouse trotz der Covid-bedingten Einschränkungen aus dem Wettbewerb machten, konnte sich dann sehen lassen: Top organisiert, stets freundlich und stressfrei wurden alle Bestimmungen umgesetzt, auch die örtliche Polizei war von der Umsetzung sehr angetan, so Frank Übelhack.
So gingen dann 16 Zeitfahrerinnen und 110 Zeitfahrer
an den Start. Es gab verschiedene Wertungen: eine gemeinsame Frauenwertung, die männliche Hauptklasse bis Jahrgang 1976, eine Senioren-Wertung ab 45 Jahre, sowie eine Jugendwertung für die Jahrgänge 2003/ 2004.
Die etwa fünf Kilometer lange Wendepunkt-Strecke war flach; 21,3 Kilometer auf voll abgesperrter und gesicherter Straße waren zu absolvieren. Und so konnte ordentlich gebolzt werden, denn wegen der vielen Wendepunkte kam das Zeitfahren vor allem denjenigen Fahrer/innen zupass, die aus niedriger Geschwindigkeit gut beschleunigen können; die gefahrene Durchschnittsgeschwindigkeit war nicht sehr hoch.
Das Rennen:
Ich startete in der männlichen Hauptklasse, verpasste die Senioren knapp um ein Jahr. Ausgestattet mit neuem Zeitfahr-Equipment war ich froh, wenigstens noch ein "richtiges" Zeitfahren in dieser Saison zu fahren. Vor acht Jahren hatte ich schon einmal am "Contre la Montre" teilgenommen, damals wurden mir die Höhenmeter und ein peitschender Ostwind auf dem Rückweg zum Verhängnis - Platz neun.
Dieses Jahr sollte es besser laufen:
weniger Höhenmeter, bestes Zeitfahr-Wetter und viele Kilometer auf dem Zeitfahrrad – ich hatte mir eine Platzierung unter den ersten fünf vorgenommen. Nachdem klar war, dass die „normale“ Straßen-Saison dieses Jahr nicht drin war, arbeitete ich konsequent an der Verbesserung meiner FTP-Schwelle, trainierte viel mit dem Smart-Trainer und nahm an vielen virtuellen Rennen teil. Letztere sind
einem "richtigen" Rennen in den Belastungsspitzen nicht sehr ähnlich, aber sie verbessern verstärkrt die Zeitfahr-Leistung an und knapp oberhalb der FTP-Schwelle.
Der Schwerpunkt meiner Rennen liegt eher bei flachen Kriteriums-Kursen, vom Zeitfahren selbst habe ich mich wegen der nur wenigen Veranstaltungen im süddeutschen Raum mehr und mehr verabschiedet.
Zurück nach Bayreuth: Die Beschaffenheit
des Rennkurses von Obersees nach Plankenfels mit den vielen Wendepunkten kam mir also theoretisch zugute, denn Kurven fahren und antreten kann ich mittlerweile besser als zu der Zeit, als mein Schwerpunkt noch beim Zeitfahren lag.
Bei einigen Trainings-Zeitfahren und Zeitfahr-Segmenten merkte ich auch, dass das neue Equipment deutlich schneller war. Das Rad, die Position, der Helm und der Rennanzug tragen beim Zeitfahren doch erheblich zu einer höheren Geschwindigkeit bei.
Nach einem etwas übermotivierten Beginn mit 390 Watt fing mein Körper nach zehn Minuten an zu kochen, der Puls raste auf unkontrollierten 188 bpm - zu hoch, um die Leistung zu halten. So fing also die vielen Zeitfahrern bekannte Qual schon nach einem Drittel des Rennens an - zu früh. Nach der Halbzeit und zwei Wendepunkten lag meine Durchschnittsgeschwindigkeit noch bei 46,5 km/h, am Ende dann allerdings bei doch etwas enttäuschenden 44,8 km/h, was bei einer Zeit von 28:36 Minuten letztlich den 13. Gesamtrang bedeutete.
Deutlicher Sieger bei den Herren,
wenn auch außer Konkurrenz, wurde KT-Fahrer Felix Groß, mit einer
Zeit von 26:55 Minuten. Dann der eigentliche Sieger Lasse Ibert, und Sven Pollert, der für das
organisierende Team Icehouse in die Pedale trat, sowie Dominik Schnorr auf den Plätzen. Bei den Damen
gewann souverän Lisa Fischer vor Katja Ulbrich und Bianca Bernhard. Die
Senioren-Wertung gewann Jörg Schmidt vor Dirk Keßler und Werner Ruf.
Enttäuscht war ich im Nachhinein weniger von Zeit oder Rang, sondern eher von meiner erbrachten Durchschnittsleistung von 342 Watt - da wäre an einem guten Tag mehr drin gewesen. Schade für mich... Es war aber auf jeden Fall eine tolle Veranstaltung! Erwähnen muss ich noch, wie eng die Platzierungen waren: Zwischen den Plätzen zwei und 15 der Gesamtwertung lagen nicht einmal eine Minute Differenz.