Der zweite schwarze Weltmeister

Walter „Major“ Taylor: Die Leiden eines siebenfachen Weltmeisters

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| Foto: majorTaylorAssociation.org

21.06.2021  |  (rsn) - Heute vor 89 Jahren, am 21. Juni 1932 starb der amerikanische Radrennfahrer Marshall Walter „Major“ Taylor. Er war nach dem kanadischen Boxer George Dixon der zweite Schwarze der Sportgeschichte, der Weltmeister wurde.

Walter Taylor kam am 12. November 1878 als Sohn eines Bürgerkriegs-
Veteranen und Kutschers in Indianapolis zur Welt, er hatte sieben Geschwister. Taylor begleitete seinen Vater oft auf der Kutsche und schloss bald Freundschaft mit dem gleichaltrigem Sohn des weißen Arbeitgebers seines Vaters. Schließlich zog Taylor bei der Familie ein.

Taylors Karriere als Radsportler begann mit 14 Jahren, nachdem ihm der Vater der Familie, bei der er nun wohnte, ein Fahrrad geschenkt hatte. Walter lernte viele Kunststücke auf dem Rad, die er eines Tages einem örtlichen Fahrradhändler vorführte. Der war begeistert von dem Burschen, und engagierte ihn, um vor seinem Laden Kunden anzulocken. Dabei trug Walter oft eine Uniform - der Ursprung seines späteren Beinamens „Major“.

Der Besitzer des Radladens ermutigte Taylor auch,
Radrennen zu fahren, und schnell gewann er erste kleine Rennen überlegen. Mit 18 beschloss Taylor, Rad-Profi zu erden, und zog nach Worcester in Massachusetts. Sein erstes Profi-Rennen bestritt er 1896 im New Yorker Madison Square Garden. Schnell gehörte Taylor zu den besten Bahn-Sprintern des Landes, er gewann mehr als die Hälfte seiner Rennen, und stellte bis 1898 sieben Weltrekorde auf.

Im Jahr darauf wurde er Weltmeister im Bahn-Sprint, 1900 US-Meister auf der Bahn. Er sammelte Medaillen und Preisgelder bei Wettkämpfen auf der ganzen Welt: in Australien, Europa und ganz Nordamerika. Trotzdem verweigerte ihm der Verband „League of American Wheelmen“ die Mitgliedschaft. Und je erfolgreicher Taylor wurde, desto häufiger kam es zu Angriffen durch seine weißen Kontrahenten, auch bewarfen ihn Zuschauer während der Rennen.

So stieß etwa bei einem Rennen in Boston
der Weiße W.E. Becker Taylor vom Rad und würgte ihn, bis die Polizei eingriff; Taylor war 15 Minuten lang bewusstlos. Floyd MacFarland, einer der erfolgreichsten Bahn-Sprinter der Zeit, hatte eigens die „Cycle Racing Association“ gegründet, um Taylor und andere schwarze Radsportler wie Woody Headspeth aus den Profi-Rennen zu drängen. Es ist bekannt, dass MacFarland von Taylor immer nur als „Nigger“ sprach.

Damit nicht genug: 1904 bestritt Major Taylor in Melbourne Australien ein Rennen, bei dem auch McFarland und sein Protegé Iver Lawson fuhren. Die beiden behinderten Taylor immer wieder, bis der schwer stürzte. In Folge erlitt Taylor einen Nervenzusammenbruch, der ihn drei Jahre lang, bis 1907 pausieren ließ

Danach startete Taylor vorzugsweise in Europa,
vor allem in Frankreich. Legendär ist, dass er aus religiösen Gründen niemals an einem Sonntag Rennen fuhr, und dass er sehr abergläubisch war: So wollte er bei Hallen-Rennen immer die Kabine mit der Nummer 13, da er mit dieser Nummer seine ersten großen Siege eingefahren hatte.

Im Jahr 1910, mit nur 32 Jahren, beendete Walter „Major“ Taylor seine Karriere. Er hatte viel Geld verdient, aber wegen Fehl-Investitionen und in Folge der Weltwirtschaftskrise sein gesamtes Vermögen verloren. 1930 zog Taylor nach Chicago und quartierte sich in einem YMCA ein, wo er seine Autobiografie "The Fastest Bicycle Rider in the World" schrieb.

Taylor fand jedoch keinen Verlag, veröffentlichte
das Buch selbst, und versuchte eher erfolglos, es zu verkaufen. Am 21. Juni 1932 starb Walter Taylor mittellos in einem Krankenhauses in Chicago, und wurde in einem Armengrab beigesetzt. Auf Initiative des großen Fahrrad-Herstellers Frank Schwinn und einiger Ex-Radsport-Profis und -Fans wurde er jedoch 1948 exhumiert und auf dem Mount-Glenwood-Friedhof in Illinois bestattet.

Heute trägt die Radrennbahn in Indianapolis Taylors Namen, und die Major-Taylor-Foundation (siehe Link hier unten) pflegt sein Andenken; Ehrenvorsitzender ist der mehrfache Weltmeister und Olympia-Sieger im 400-m-Hürdenlauf, Edwin Moses.

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