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16.04.2022 | Heute in einer Woche beginnt mit dem 30. Neusiedler See Radmarathon in Mörbisch die Radmarathon-Saison in Österreich. Einer der Stars des Freizeit-Rennens ist der amtierende UCI-Amateur-Weltmeister Johnny Hoogerland. Der Ex-"Vacansoleil"-Fahrer erzählt von seiner Profi-Karriere, von den Amateur-Weltmeisterschaften, was er von seinem Spitznamen hält - und vom Reiz des Radmarathon-Sports an sich.
Der 1983 in der niederländischen Provinz Zeeland geborene Johnny Hoogerland war 2013 holländischer Straßen-Meister, Zwölfter bei der Vuelta 2009 und jeweils Fünfter bei Tirreno - Adriatico und der Lombardei-Rundfahrt. Bekannt wurde der heute 38-jährige, als er bei der Tour de France 2011 auf der neunten Etappe mit Juan Antonio Flecha in Führung liegend von einem TV-Fahrzeug in einen Stacheldraht abgedrängt wurde, das Rennen trotzdem zu Ende fuhr und im Ziel mit 33 Stichen genäht werden musste.
Neben dem Ötztaler Radmarathon hat Johnny im vergangenen Jahr auch die UC- Amateur-Weltmeisterschaft in Bosnien gewonnen. Sein Regenbogen-Trikot wird den Neusiedler See Radmarathon massiv aufwerten - zählt der Wettbewerb nun erstmals zur UCI Gran Fondo World Series. Sowohl beim Radmarathon am Sonntag als auch beim Zeitfahren können sich die Teilnehmer/innen für die UCI WM im September im Trentino qualifizieren.
Frage: Johnny, 2016 hast Du deine Profi-Karriere beendet, fünf Jahre später zählst Du zu den besten Radmarathon-Fahrern der Welt. Was macht dir im Nachhinein betrachtet mehr Spaß?
Johnny Hoogerland: Profi-Radsportler zu sein ist ein Traum für jeden Burschen, der Talent hat - und ich hatte sehr schöne Jahre als Profi. 2018 bin ich dann mit meiner Frau nach Kärnten gezogen, wo wir ein Hotel aufgebaut haben. Leider habe ich in dieser Zeit 20 Kilogramm zugenommen, und hatte keine Zeit zum Radfahren. Aber 2020 begann ich wieder, und es macht mir sehr viel Spaß. Zur Frage: Wenn du Profi bist, ist das harte Arbeit, rund um die Uhr. Aber heute sage ich: Radfahren muss Spaß machen! Obwohl ich letzte Saison 27 000 Kilometer gefahren bin, macht es mir mehr Spaß als zu Profi-Zeiten. Ich habe keinen Druck und fahre die Rennen, die ich fahren will.
Deine Saison-Ausbeute 2021 war die beste bisher in deiner "Freizeit-Karriere"...
Letztes Jahr war mein Ziel der Sieg beim Ötztaler Radmarathon, einer der härtesten Radmarathons der Welt. Ich habe es geschafft... Aber auch wenn ich Zehnter geworden wäre, hätte sich für mich nichts geändert. Danach ging es mit einigen Erfolgen weiter, vor allem, weil ich nie Druck spürte. Bis hin zum Weltmeister-Titel der Amateure.
Beneiden dich junge Amateur-Radsportler nun?
Ich habe immer gesagt: Wenn ich kein Profi mehr bin, lebe ich auch nicht mehr so. Meine beruflichen und familiären Schwerpunkte haben sich geändert. Und ich fahre Radmarathons nicht, um zu zeigen, wie geil ich fahren kann. Ich liebe es einfach zu fahren, und ich habe zum Glück immer noch das nötige Talent, vor allem für die Berge.
Du bist amtierender UCI-Amateur-Weltmeister. Welchen Stellenwert hat der Titel für dich?
Ich war in Bosnien am Start, um zu gewinnen. Aber es war leider kein Spaß - Regen, Schnee, Minusgrade. Oft habe ich mir unterwegs gedacht: Was mache ich hier eigentlich? Aber am Ende war es natürlich toll!
Wie groß ist deine Vorfreude auf die neue Saison - und speziell auf den Neusiedler See Radmarathon?
Es taugt mir gleich aus mehreren Gründen: Ich darf in Mörbisch zum ersten Mal das neue Trikot von RH77 präsentieren. Und Hasi, Krizek und Redtenbacher fahren auch mit. Außerdem: Organisator Hannes und sein Team machen eine tolle Arbeit. Nicht zuletzt: Nach meinem zweiten Platz im Vorjahr, wo ich im Sprint knapp geschlagen wurde, will ich heuer natürlich gewinnen!
Ich bin also top motiviert...
Wirst du auch das Zeitfahren am Samstag wieder fahren?
Ich konzentriere mich heuer ganz auf den Radmarathon. Zudem bin ich zwei Tage zuvor bei Marco Hallers Hochzeit eingeladen. Da drücke ich den Zeitfahrern lieber die Daumen, als selber draufzulatschen (grinst).
Wie werden Radmarathons denn heutzutage gefahren? Du hattest ja den Vergleich: Gibt es Parallelen zum Profi-Radsport?
Auf den letzten Kilometern gibt es schon Gemeinsamkeiten - vor allem, wenn man Team-Kollegen an der Seite hat, dann kann auch mal taktisch fahren. Zu Beginn ist ein Radmarathons meist ein Überlebenskampf, und du musst immer aufpassen, dass du nicht stürzt. Nicht alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die Erfahrung, in großen Gruppen zu fahren. Der Neusiedler See Radmarathon hat den Vorteil, dass es schon kurz nach dem Start einen Anstieg gibt, wo sich die besten Fahrer formieren.
Zum Schluss die unvermeidliche Frage nach deinem Spitznamen: Seit der Tour de France 2011 bist Du "Stacheldraht-Johnny". Ärgert dich das eigentlich?
Nein, absolut nicht, als Profi wurde ich mit diesem Namen berühmt. Wahrscheinlich kennen mich mehr Leute wegen dem Sturz, als dass ich damals fünfmal das Berg-Trikot hatte. Kurz nach dieser Tour war ich in Kanada bei einem Rennen, da gab es Transparente mit meinem Spitznamen und Fotos vom Sturz drauf. Ich war holländischer Meister und hatte meine Erfolge - aber es ist OK für mich, wenn sich Leute an den Stacheldraht erinnern.
Am kommenden Samstag (23. 4.) beginnt der Neusiedler See Radmarathon powered by Burgenland Tourismus mit den Einzel- und Paar-Zeitfahr-Wettbewerben sowie erstmals mit einem Kinder- und E-Bike-Rennen. Am Sonntag folgt dann in der Kulturhauptstadt Mörbisch der Startschuss zum 30. Neusiedler See Radmarathon.
Neben Paralympics-Sieger Walter Ablinger, Ex-Skisprung-Star Martin Koch, Ötztaler-Sieger Stefan Kirchmair, Landespolizei-Kommandant Martin Huber und den Ex-Radprofis Rene Haselbacher und Matthias Krizek werden auch Hans Niessl, Präsident von Sport Austria, Landesrat Heinrich Dorner und die Tourismus-Chefs Didi Tunkel und Patrik Hierner erwartet.
Der Neusiedler See Radmarathon ist auf NRM TV komplett im Livestream zu sehen, auf der Netzseite des NSR und auf K19.at abrufbar.
Online-Nennschluss ist am 20. April um 12 Uhr; Nachnennungen für alle Wettbewerbe in Mörbisch am 23. und 24. April bei der Startnummern-Ausgabe am Platz neben der Freiwilligen Feuerwehr (Raiffeisenstraße 53), oder über die "RacetimePro"-App - bis 30 Minuten vor dem Start.
Martin Roseneder ist Pressesprecher des Neusiedler See Radmarathons.
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