31. Juli - St Anton - 150 km/ 2500 hm - Rennbericht

Arlberg-Giro: Auf dem Weg zum Klassiker

Von Oliver Knott

Foto zu dem Text "Arlberg-Giro: Auf dem Weg zum Klassiker"
| Foto: Arlberg Giro

03.08.2022  |  Am vergangenen Sonntag war ich zu Gast im schönen St. Anton, wo die elfte Auflage des Arlberg-Giro auf dem Programm stand. Ich machte mich bereits am späten Freitag Vormittag auf den Weg, um dem drohenden Stau zum bayerischen Ferienbeginn zu entgehen und gleichzeitig am Samstag noch das umfangreiche Giro-Programm zu nutzen, wie beispielweise einer gemeinsamen Runde mit Jedermann-Seriensieger Mathias Nothegger.

Diese Ausfahrt fiel für mich jedoch im Wortsinn ins Wasser,
denn für den ganzen Samstag waren immer wieder Regenschauer prognostiziert. Stattdessen vertrieb ich mir die Zeit mit einem Besuch der Giro-Expo, einer Fahrt mit der Bergbahn auf die Valluga in 2809 Meter Höhe. Vielleicht bilden sich ja auf die Schnelle ja noch ein paar zusätzliche rote Blutkörperchen, so meine Hoffnung. Das Berg-Panorama verbarg sich leider hinter einem Einheits-Grau...

Nach der Höhenluft schmeckte das Nudel-Buffet dafür umso besser. Das Fahrer-Briefing um 17 Uhr, bei dem der Rennleiter Ronald Loipold die Teilnehmer/innen auf Schlüsselstellen wie Bahnübergänge, Linksabbieger und Baustellen hinwies, war gut besucht und vom Veranstalter noch besser ausgearbeitet: Mit aktuellen Bildern wurde auf die Gefahrenstellen hingewiesen.

Ich war nun schon anderthalb Tage in St. Anton
und mein Rad stand noch unberührt im Hotel. Nach dem Briefing fand ich dann allerdings endlich trockene Straßen und ein verheißungsvolles Regen-Radar vor, so dass ich mich noch ein wenig einrollen konnte. Das Wetter für Sonntag sollte trocken und im Verlauf des Tages auch zunehmend sonnig werden - ein Lichtblick.

Weckerklingeln um 4.30 Uhr, Start um sechs Uhr. Dorthin hatte ich es nicht weit, denn mein Hotel lag direkt bei Start und Ziel, und so fand ich mich pünktlich im zweiten Startblock ein. Eine Besonderheit beim Arlberg-Giro ist der Umstand, dass die Teilnehmer/innen sich selbst einen der fünf Blöcke zuweisen, wobei für die ersten beiden eine Soll-Fahrzeit von fünf Stunden angegeben ist, für 150 km mit 2500 hm.

Kurz ließe sich die Strecke wie folgt beschreiben:
Rauf – runter – rauf – runter, zum Schluss noch einmal ein bisschen rauf. Das würde dem Arlberg-Giro jedoch nicht gerecht werden. Nach dem Startschuss sind gleich mal 500 Höhenmeter auf den 1800 Meter hohen Arlberg-Pass zu bewältigen; Kaltstart ist nicht so meine Sache, ich rolle lieber ein paar Kilometer flach dahin, ehe ich mich an die erste Steigung mache. Aber ein Rennen ist eben kein Wunschkonzert, und so versuchte ich, mein Tempo zu finden und die 500 Höhenmeter in den prognostizierten 30 Minuten zu absolvieren. Das gelang dann recht gut, auch die steileren Passagen bereiteten mir keine Schwierigkeiten.

Oben war das Teilnehmerfeld deutlich ausgedünnt. Im Briefing am Vortag war noch davor gewarnt worden, dass der Arlberg-Pass die Gefahr birgt, dass sich Gruppen mit 100 und mehr Teilnehmer/innen in die rasende Abfahrt stürzen. Ich passierte die Passhöhe zusammen mit rund einem Dutzend Radsportlern. Der obere Teil rollte gut weg, doch dann verpasste ich wegen meiner mangelnden Streckenkenntnis den Anschluss. Ich orientierte mich schließlich an einem Teilnehmer, zu dem ich aufschloss.

Etwa 100 Meter vor uns war eine größere Gruppe,
und normalerweise ist es kein Problem, dort anzudocken. Jedoch wurde die Abfahrt immer flacher, und die Lücke zur Gruppe immer größer. Erst nach knapp 20 Kilometern, kurz vor Bludenz, mit rund 600 Metern tiefster Punkt der Strecke, war die Verfolgungsjagd beendet: Es gelang mir, die Gruppe einzuholen.

Das erste "rauf und runter" war damit erledigt, und mit der Bieler Höhe lag nun die größte Herausforderung des Tages vor unserer Gruppe. Da sich der rund 40 Kilometer lange Anstieg in einen flachen und einen steilen Abschnitt aufteilt, ist auf den ersten gut 20 Kilometern gegenseitige Unterstützung für ein zügiges Vorankommen sehr förderlich. Das klappte auch gut - bis die Steigung zunahm und manche schneller konnten als andere...

Ein Schild am Straßenrand wies auf die
"King and Queen of Mountain"-Wertung hin, die nach der nächsten Kurve begann. Mit dieser Sonderwertung werden der und die Schnellste auf den elf letzten Kilometern hoch zur Bieler Höhe ausgezeichnet. Bis dort verlief die Straße ohne größere Kurven durch das Tal, dann nahmen die Steigungsprozente zu und eine Kehre nach der anderen führte nach oben. Nach jedem Kilometer zeigte ein Schild am Straßenrand die verbleibende Distanz zur Passhöhe.

Im oberen Bereich flacht die Steigung am Vermunt-Stausee etwas ab, ich wähnte mich schon an der Passhöhe. Ein Blick auf die Höhenanzeige meines Computers holte mich jedoch wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: Gut 2000 Meter hat die Bieler Höhe, nicht 1800, wo ich mich aktuell befand. Die letzten 200 Höhenmeter wurden mit vier Serpentinen und einem welligen Profil überwunden. Die Verpflegungsstelle liess ich links liegen, da mir die verbleibende volle Trinkflasche bis ins Ziel reichen sollte.

So stürzte ich mich in die Abfahrt, die steil
und mit einigen Kehren gespickt war. Recht schnell flacht es jedoch ab, und nur Rollen wurde zu langsam, also wieder treten. Weit und breit waren keine Radsportler in Sicht, mit denen ich eine Allianz gegen das flache Gefälle hätte bilden könnte. Nur einer, mit Rücklicht ausgestattet, fuhr etwa 400 Meter vor mir, in der gleichen Geschwindigkeit. Das Licht immer im Blick, gelang es mir jedoch nicht, auch nur einem Meter näher zu kommen. So ging es etwa 30 Kilometer bis kurz vor Kappl also in Solo-Fahrt dahin; an Ausruhen und Kräftesparen war nicht zu denken.

Dann kam Unterstützung in Form von drei Teilnehmern, die mich einholten und mit denen ich mich tatkräftig abwechselte, so dass wir bald auf die nächste Gruppe aufliefen, in der sich auch der Rücklicht-Radler befand. Ab Pians hat der Spaß dann ein Ende. Im Vorfeld wurde mir geraten, noch ein paar Körner zu behalten, da die letzten 25 Kilometer stets leicht bergauf gehen - und Richtung St. Anton meist Gegenwind herrscht. Mein Ziel, fünf Stunden Gesamtfahrzeit hatte ich noch vor Augen; jetzt kam es auf eine gute Gruppe, auf die Steigung und den Wind an.

Um es kurz zu machen, die Gruppe hieß Vincent
und Oliver, zumindest für den ersten Teil. Auf unerklärliche Weise gingen die Streitgenossen aus der Abfahrt verloren, vielleicht legten sie auch einen Stop an der letzten Labe-Station ein. Im Verlauf der finalen fünfzehn Kilometer bildete sich ein Sechser-Grüppchen, das allerdings fünf Kilometer vor dem Ziel von einer schnellen Teilnehmerin an einer Welle gesprengt wurde. Ich befand mich in der hinteren Dreier-Gruppe, in der jeder sein bestes gab. Nach 4:53:39 Stunden erreichte ich das Ziel – Punktlandung...

Mit meiner Leistung bin ich rundum zufrieden. Der Arlberg-Giro ist für mich auf dem besten Weg zum Klassiker: Die Straßenverhältnisse sind Österreich-typisch gut, die Streckensicherung vorbildlich, das Rahmenprogramm ansprechend. Die Strecke ist mit 150 km und 2500 hm nicht so anspruchsvoll, dass nur gut trainierter Sportler Spaß haben können. Die Verpflegungs-Stationen hatte ich nicht in Anspruch genommen; wenn die aber annähernd so gut sind wie die Spaghetti Bolognese bei der Pasta-Party, dann habe ich wohl etwas verpasst.

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