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29.08.2023 | Als die Wahl des Final-Orts der diesjährigen Deutschland-Tour auf Bremen fiel, hielt sich die Begeisterung im Team Strassacker in Grenzen – schließlich versprach die Hansestadt ein topografisch wenig forderndes Jedermann-Rennen. Dass wir aber auch ohne Berge zurechtkommen, konnten wir am vergangenen Sonntag beweisen, angeführt von Tagessieger Jannis Wittrock.
"Radrennen sind immer so schwer, wie sie gefahren werden", heißt es landläufig. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn es ist deutlich einfacher, ein Rennen selektiv zu gestalten, wenn sich den Radsportlern Berge oder Wind in den Weg stellen. Der Blick aufs Höhenprofil der 106 Kilometer der "TK Cycling Tour" durch das südliche Bremer Umland zeigte dann immerhin eine Welle von 50 Metern Höhe als "Hauptschwierigkeit" des Tages. Bei der Streckenbesichtigung am Vortag mussten wir jedoch feststellen: Viel mehr als eine Schippe Sand war es leider nicht...
Von Seiten der Strecke konnten wir also keine Hilfe erwarten, sondern mussten unsere Beine sprechen lassen. Die Taktik sah dementsprechend vor, unsere mannschaftliche Stärke zu nutzen und von Beginn an abwechselnd zu attackieren. Die Erfahrung lehrt schließlich, dass irgendwann eine Attacke sitzt und sich eine Gruppe lösen kann, idealerweise mit mehreren Fahrern in Celeste - selbst wenn keine Erhebung den Weg zu einer erfolgreichen Flucht ebnet.
Start am Weser-Stadion - mit Vollgas
Nach dem Start am vom SV Werder bekannten Weser-Stadion mussten wir uns zunächst nach vorne arbeiten. Unsere großen Motoren Lukas Klöckner, Jonas Brzenczek und Ben Witt setzten sich dann auch sofort vor die Gruppe und ließen an der angesprochenen Welle das Gas stehen. Im Seitenwind taten sich einige Lücken auf, die jedoch in einem darauffolgenden Waldstück wieder geschlossen wurden.
Nach dreißig Kilometern begannen wir, unseren Plan umzusetzen und versuchten, eine Gruppe mit möglichst vielen Strassacker-Fahrern zu initiieren. Immer wieder attackierten wir also im Wechsel, wurden aber ebenso oft wieder eingefangen - bis schließlich Jannis Wittrock einen günstigen Moment erwischte. "Als ich weggekommen bin, wurde gerade eine Gruppe mit sechs Mann zurückgeholt, in der auch Timo (Dahlheimer) war. Ich war bei Lukas am Hinterrad und bin sofort angetreten, als die Lücke geschlossen war. Als ich mich nach einer halben Minute das erste Mal umgedreht habe, habe ich sofort gesehen, dass ich ein gutes Loch hatte", erinnerte Jannis nach dem Rennen an seinen erfolgreichen Vorstoß.
Vom Ausreißer zum Trio
Mit noch 70 zu fahrenden Kilometern war eine Solo-Flucht gegen ein komplettes Feld, trotz Störarbeit der Team-Kollegen, nahezu zum Scheitern verurteilt. Und so war dann die Freude bei Jannis groß, als er hinter sich zwei weitere Fahrer erblickte, von denen sich einer als Kollege entpuppte: Nils Kessler, der einer Konter-Attacke des früheren Strassacker-Fahrers Patrick Dören gefolgt war. Nach dem Zusammenschluss machte sich also ein Trio auf die finalen 50 Kilometer.
Im Feld dahinter kam keine richtige Nachführarbeit zustande, sodass der Sieg zwischen den drei Spitzenreitern ausgefahren wurde. Berg-Spezialist Nils stellte sich dabei voll in den Dienst des endschnelleren Jannis und verrichtete mehr Führungsarbeit als seine Begleiter, sodass Jannis noch recht frisch ins Finale gehen konnte. "Auf den letzten fünf Kilometern habe ich dann immer bei Patrick am Hinterrad gesessen, damit ich nicht von einer Attacke auf dem falschen Fuß erwischt werde", so Jannis.
Nils führte die drei auf den Schluss-Kilometer, wo Jannis 200 Meter vor dem Ziel in dritter Position seinen Sprint lancierte. "Patrick hatte sich immer nach links umgeguckt, deswegen bin ich rechts an den beiden vorbei und konnte dann auch mit einer guten Lücke ins Ziel fahren. Ein Riesenerfolg für mich - danke an Nils und das ganze Team", freute sich Jannis über seinen ersten Sieg in Celeste.
Strassacker auf den Plätzen 1, 3, 6, 9 + 10
Nils griff nach getaner Arbeit nicht mehr in den Kampf um Platz zwei ein und rollte an dritter Stelle über den Strich. Rund drei Minuten dahinter bog das Hauptfeld auf die Zielgerade in Bremen. Von Bens Hinterrad spurtete Timo im hektischen Sprint auf Rang sechs, Niko Zimmermann und Ben komplettierten das wieder einmal bärenstarke Team-Ergebnis auf den Plätzen neun und zehn.
Auch in der Damen-Konkurrenz schlug sich Berg-Spezialistin Jael Heinrich achtbar und brachte einen vierten Rang ins Ziel, was gleichbedeutend mit dem Sieg in ihrer Altersklasse war. „Einfach viel zu flach hier“, scherzte sie nach ihrem Zieleinlauf, kurz hinter dem großen Hauptfeld der Männer.
So setzt sich eine traumhafte Serie für das Team Strassacker beim Jedermann-Rennen der Deutschland-Tour fort. Schon 2018 in Stuttgart, 2019 in Erfurt, 2021 in Nürnberg, 2022 erneut in Stuttgart und nun in Bremen hat die Mannschaft unter dem Namen der Kunstgießerei Strassacker den Sieg eingefahren. Die Deutschland-Tour bleibt ein gutes Pflaster für das Team, das sich einst bei diesem Rennen gründete.
Im nahenden Herbst wartet nun ein weiteres Highlight auf die Equipe aus Süßen: Vom 22. bis 24. September startet das Team beim Etappen-Rennen Riderman im Schwarzwald. Bis dahin!
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