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18.07.2008 | Seit rund 17 Stunden ist Guido nun unterwegs, abzüglich Kurzpausen - wenn die Lider gar zu schwer wurden -, Transfers und Ruhephasen. Zwei Etappen der diesjährigen Tour de France liegen hinter ihm, die dritte wird im Laufe der Nacht dazukommen. Das selbst gesetzte Ziel, die ersten 1000 km an den ersten beiden Tour total-Tagen abzuspulen, damit die Sache dann etwas entspannter wird, ist greifbar nahe, sofern nichts schief geht. Im Moment rüsten wir zum Aufbruch von Saint-Brieuc nach Saint-Malo zum Start der dritten Etappe, die in Nantes enden wird.
Auf der ersten Etappe, Start Brest-Bahnhof, begleitete das Abschlussfeuerwerk der Brest 2008 die letzten Abstimmungen und Vorbereitungen. Als hätte die Stadt des Grand Départ 2008 auf Guido und sein Team gewartet. Um Punkt 00.01 am 17.07.2008 ging das Unternehmen Tout total an den Start. Das erste Hindernis war die Verkehrsführung in Brest, die das Begleitfahrzeug nicht über die Brücke lassen wollte, die die Tour über den Elorn genommen hatte, die aber auch das Fahrrad nicht über die Brücke nebenan lassen wollte, die das Begleitfahrzeug hätte befahren können. Eine ausreichend weite Auslegung der französischen StVO - es war ja nach Mitternacht - machte die Sache möglich, und ab ging es bei recht milden Temperaturen und hellem Mondlicht durch die bretonische Nacht.
Zum Glück hielt das Wetter, was es am Nachmittag versprochen hatte. Kein Regen, milde Temperaturen, nur gegen Morgen wurde es recht kühl. Aber der gesamte Donnerstag glänzte mit strahlendem Sonnenschein und Temperaturen jenseits der 25°C. Die erste Etappe zeigte sich gewohnt „bretonisch”: eigentlich eine Flachetappe, aber die zahlreichen Rampen aus den tief eingeschnittenen Bach- und Flusstälern heraus machten die Fahrt recht unrhythmisch und Guido brauchte seine Zeit, um seinen Rhythmus zu finden. Anderswo wäre der Teilabschnitt fast als Mittelgebirgsetappe durchgegangen. Etwas hinter den Zeitplan geraten sind wir dadurch, denn erst nach unserer Pause etwa bei Etappenmitte wurde sie eine wirkliche Flachetappe und war der Tretrhythmus voll da.
Mit dem inzwischen legendären Anstieg von Cadoudal in Plumelec endete das Experiment Radler ohne Licht, Folgefahrzeug mit Fernlicht und Beifahrer mit Marschtabelle, Straßenatlas und Navigationsgerät. Ab Auray, heute vormittag, war das dann bereits Routine. Und bei Tageslicht, wenn dem Radfahrer nicht die Strecke ausgeleuchtet werden muss, fährt es sich deutlich gelöster. Auch die zweite Etappe war bretonisch genug, dass sich zwei Cat. 4-Berge als jenseits der 5 km und jenseits der 5 % entpuppten. Guidos Ghost-Maschine schnurrte aber gutmütig und unter stetem Tritt bei gleichmäßiger Frequenz darüber.
Gerechnet hatten wir nur mit der Steigung von Mûr-de-Bretagne, dem „bretonischen l'Alpe-d'Huez” als größerer Schwierigkeit, aber selbst diese Etappe war eine mächtige Berg- und Talfahrt, wenn auch bei bestem Wetter und ebensolcher Laune, die auch nicht von unmittelbar auftauchendem Rollsplit zu trüben war, der einen kurzfristigen Transport des Rads im Begleitfahrzeug nötig machte. Die drei Stufen von Mûr, die sich imposant über der Stadt auftürmen, waren nur der bekannteste der zahlreichen Anstiege, der letzte davon der Boulevard de la Mer vom Yachthafen zur Innenstadt von Saint-Brieuc. Nachdem er drübergedrückt hatte, fragten wir Guido, wie es ihm gehe. Antwort: „Blendend, und wenn die nächsten Flachetaappen mal wirklich flach sind, machen wir da noch mal kräftig Dampf.”
Am 17. Juli startet Guido Kunze seine „Tour total“. Der 42-jährige Extremsportler will die komplette Strecke der 95. Tour de France abfahren und am 27. Juli, kurz vor dem Tour-Tross, in Paris auf den Champs-Elysées eintreffen. Kunze hat sich ein gewaltiges Programm vorgenommen. Weil er nur zehn Tage Zeit hat, muss der Extremsportler pro 24 Stunden umgerechnet etwa 2,2 Etappen bewältigen. In einem Tagebuch berichtet Marco Ruhl, einer von Kunzes Begleiter, von dessen Erlebnissen in Frankreich.
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