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25.07.2008 | Etwa 165 km hat Guido seinen Ghost-Renner in den letzten 48 Stunden bergauf bewegt, in den meisten Fällen mittlere Steigungen jenseits der 6 %: Col Agnel, Prato Nevoso, Col de la Lombarde, Cime de la Bonette-Restefond, Col du Galibier, Col de la Croix de Fer, l'Alpe-d'Huez. Selten waren die Alpen in den vergangenen Jahren bei der Tour so mit Höchstschwierigkeiten gespickt. Und so gut trotz Nebels und Regens die Pyrenäen auch liefen, so gut Guido auch mit dem Schlafmangel und der Daueranstrengung umzugehen wusste, immer hingen diese drei Alpenetappen wie das Damoklesschwert über der Nonstop-Tour, die seit 17.07.2008 läuft.
Wieviel Reserven würde er noch haben? Würde das Wetter halten, bei vier Pässen jenseits 2.300 m? Würde die Zeit reichen, falls es mal eine technische Panne gegeben haben würde? Würde, würde, würde...
Heute um 11.50 Uhr war klar: Die Reserven reichen, das Wetter hielt, auch ein paar kleinere Wehwehchen der Technik konnten Guido nicht aufhalten. Um 11.50 Uhr bog er aus Kehre 1 in l'Alpe-d'Huez auf die Zielgerade. Unser Grabe-Mobil parkte unterhalb des Ziels und wartete. Als der rote Helm, das weiße Trikot mit dem Craft-Schriftzug aus der Kehre auftauchten, wie immer das Begleitfahrzeug direkt auf den Fersen, schallte es ihm durch den Trubel von l'Alpe-d'Huez entgegen: „Ziel 150 m weiter oben, zum Womo kannst Du gleich rechts ausbiegen.” Antwort: „Ins Ziel natürlich, ich komm dann wieder runter.”
Als er dann wieder runter kam, lag Erleichterung in der Luft. Einmal mehr hatte ihm eine schwere Etappe nichts anhaben können. Einmal mehr war er sichtlich gut gelaunt, dass die Berge, die die Parcoursmacher der Tour ihm in den Weg gestellt hatten, den kürzeren gezogen hatten. Zu Zeiten, wo andere ins Bett gehen, war er von Embrun aufgebrochen und hatte zunächst mit dem Galibier das klassische Dach der Tour erklommen. Dass Agnel und Bonette den Giganten gleich auf Rang drei der höchsten Pässe herabstuften, zeigt, wie viel der Organisator dieses Jahr in die Alpen hineingepackt hat. Als der Galibier unter Guidos Tritt wich, war es noch dunkel. Die SMS zur Lage aus dem Federn-Oßwald-Begleitbus an den Rest fasste das wie folgt zusammen: „Saukalt hier, aber Guido ist gut drauf.”
Es folgte der Col de la Croix de Fer, derjenige, vor dem Guido den meisten Respekt hatte, da er mit 30 km gewertetem Anstieg zu den längsten gehört, da er mit einigen Dellen mitten drin sehr unrhythmisch ist und da er gleich am Anfang mit richtig steilen Rampen daherkommt, so dass man keine Zeit zur Eingewöhnung hat. Hier ereilte ihn ein Anruf aus dem heimischen Thüringen, des Inhalts: „Glückwunsch, ehrlich gesagt hätte ich nicht geglaubt, dass Du das durchhältst.” Noch im Wegfahren schimpfte er, dass jemand überhaupt auf die Idee kommen könnte, er würde sich nicht durchbeißen.
Beim letzten Anstieg packte Guido dann der Ehrgeiz. Beim üblichen Tohuwabohu in l'Alpe-d'Huez vor, während und nach einer Tour-Bergankunft setzte er auch bei der Geschwindigkeit noch einen drauf und fuhr seinen bisher schnellsten Bergauf-Schnitt. Vielleicht kam die zusätzliche Motivation auch daher, dass der Anstieg mit Kamerabegleitung bewältigt wurde. Das ZDF hatte sein Außenreporterteam geschickt, um einen Bericht über die Tour total zu drehen. Wen interessiert, was daraus geworden ist, der sollte am morgigen Samstag die Übertragung des Zeitfahrens von Cérilly nach Saint-Amand-Montrond im Zweiten einschalten. Voraussichtlich im Nachbericht, nach dem letzten Fahrer im Ziel, wird der Bericht ausgestrahlt.
Bei wunderbarem Wetter am „Berg der Holländer” ließen wir uns dann ein wenig länger als nötig vom Mythos der Tour und ihres gefragtesten Anstiegs umwehen, bevor es wieder nach unten ging, zum Start der Etappe le Bourg-d'Oisans - Saint-Étienne über 194 km. Immerhin bedeutete die Etappe nach l'Alpe-d'Huez auch, dass die 3000 km-Marke gefallen ist.
Auf der Etappe nach Saint-Étienne wartete dann noch ein Cat. 2-Berg... und die Gendarmerie. Sei es aus Unaufmerksamkeit, sei es aus Übermut, dass wir nun sagen können, dass im Normalfall Paris planmäßig erreicht wird, - Guido war auf eine Nationalstraße geraten, auf der Fahrräder nicht zu suchen haben. Von dieser wurde er von der Gendarmerie verbannt, und die Begleiter mussten sich einen parallelen Streckenverlauf ausdenken. Aber davon abgesehen bot die Etappe keine weiteren Hindernisse.
Den zeitlichen Puffer, der in die Marschtabelle von Tour total eingebaut war, hat Guido zu etwa zwei Dritteln aufgebraucht. Substanzverlust und Übermüdung halten sich in erträglichen Grenzen, technische Pannen wurden gemeistert, Verletzungen gab es keine, allein die Schmerzen in den Knien durch die Dauer-Bergauf-Anstrengungen in den letzten Tagen haben sich ein wenig verschlimmert. Aber wie bei der „großen” Tour ist ausgangs der Alpen das Wesentliche klar: Sofern kein Unfall geschieht, wird Guido wie geplant am Morgen des 27.07.2008 in Paris eintreffen und die Strecke der Tour 2008 in 10 Tagen als Ultramarathon absolviert haben.
Ein letztes Problemchen stellt sich noch: Er müsste die Strecke des Einzelzeitfahrens am Samstag zur selben Zeit absolvieren, in der das Zeitfahren läuft. Da es utopisch ist, dass wir dann auf die Strecke dürfen, denken wir darüber nach, dieselbe Kilometerleistung in derselben Gegend auf eine Ausweichstrecke mit ähnlich flachem Profil zu verlegen. Was beim Nachdenken herausgekommen ist, steht dann auch hier, sobald wir es selbst wissen. Wir können ja noch eine ganze Etappe lang nachdenken: Roanne - Montluçon, ab heute nacht. Auch wenn das Wesentliche klar ist, gibt es noch was tun.
Am 17. Juli startete Guido Kunze seine „Tour total“. Der 42-jährige Extremsportler will die komplette Strecke der 95. Tour de France abfahren und am 27. Juli, kurz vor dem Tour-Tross, in Paris auf den Champs-Elysées eintreffen. Kunze hat sich ein gewaltiges Programm vorgenommen. Weil er nur zehn Tage Zeit hat, muss der Extremsportler pro 24 Stunden umgerechnet etwa 2,2 Etappen bewältigen. In einem Tagebuch berichtet Marco Ruhl, einer von Kunzes Begleiter, von dessen Erlebnissen in Frankreich.
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