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16.12.2011 | (Ra) - Das behaupten zumindest "Bike"-Redakteur Björn Kafka (der für uns das Winter-Training zusammenstellt) und sein Co-Autor, der Physiotherapeut Olaf Jenewein. Die beiden Autoren des neuen Trainings-Buchs "Functional Fitness" (eine Besprechung finden Sie unter dem Link hier unten) sagen, dass viele Radfahrer selbst im austrainierten Zustand nur 80 Prozent ihrer Leistung abrufen können. Radsport-aktiv.de befragte Kafka und Jenewein zu ihrer gewagten These - und zu ihren neuen Trainingsmethoden.
Sie sagen, dass Radfahrer nicht ihr volles Leistungsvermögen nutzen. Was genau meinen Sie?
Björn Kafka: Durch meinen Beruf komme ich täglich mit Amateur-, Hobby- oder Profi-Radfahrern in Kontakt, und sehe fast immer Defizite in ihrer Beweglichkeit und der Stabilität der Rumpfmuskulatur. Wenn man hier etwas macht, profitieren die Sportler massiv davon.
Wie genau?
Olaf Jenewein: Ein Beispiel. Bei jedem Tritt in die Pedale bilden Becken und Rumpf das Widerlager für die Beinkraft. Ist das Widerlager aber nicht stabil, kippt die Hüfte zur Seite, und viel Kraft verpufft. Wer im Rumpf mehr zum Gegenhalten hat, bringt mehr Druck auf die Pedale.
Also täglich ein paar Situps?
Kafka: Nicht ganz. Letztendlich sollten wir endlich von diesem Grundlagen-Wahnsinn und Kilometer-Sammeln runterkommen. Ich bin viele Jahre Straßenrennen gefahren, und habe jährlich über 20 000 Kilometer abgespult, neben der Uni und später im Berufsleben. Ich habe mir dadurch mehr geschadet als geholfen. Die Hälfte an Kilometern hätte locker gereicht – in Kombination mit einem speziellen Krafttraining.
Wie sieht dieses Training aus?
Jenewein: Das ewige Grundlagen-Fahren laugt den Körper aus, der Kortisol-Spiegel steigt, man wird schlaff und 'verstoffwechselt' seine Muskulatur; zudem sinkt die Knochendichte. Lieber hart und kurz trainieren, und genug Zeit für die Erholung haben. Denn wir werden alle nur schneller, wenn wir uns erholt haben. Kurz und hart trainieren schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Mehr Testosteron, mehr Zeit zur Erholung. Testosteron wirkt den negativen Effekten eines hohen Kortisol-Spiegels entgegen, und es bremst das Altern.
Und wie sollte eine typische Trainingswoche für Radfahrer im Winter aussehen?
Kafka: Das hängt immer von den Zielen ab. Aber ich würde das Rad erstmal für sechs Wochen zur Seite stellen und laufen gehen, Skifahren. Das Ganze dann aber nicht total locker, sondern eher zügig, aber nicht so lang.
Ein beliebtes Rezept, Schiffbruch zu erleiden, ist endlose Rad-Einheiten durch endlose Lauf-Einheiten zu ersetzen. Sehr häufig rebellieren dann Knie und Sprunggelenke, die das ganze Jahr der Bahn des Systempedals gefolgt sind, und nun mit den Stößen und Unebenheiten der Laufstrecke zurecht kommen sollen.
Klingt nicht gut...
Jenewein: Zusätzlich muss der komplette Bewegungsapparat neu ausgerichtet werden, denn, machen wir uns nichts vor: Auf dem Rad sitzt man wie im Bürostuhl. Die Schultern hängen, die Rumpfmuskeln arbeiten kaum. Um diese wirklich miese Haltung zu verbessern, sollte man zuhause Kräftigungsübungen machen, die der Embryonal-Haltung auf Rad und Bürostuhl entgegen wirken, statt sie zu fördern. Damit meinen wir aber nicht stupides Fitnessstudio-Zeug, sonders hartes, zeitlich und körperlich strukturiertes Training. Länger als 20 Minuten täglich braucht man dafür nicht.
Mehr nicht?
Jenewein: Das reicht; aber es ist alles andere als leicht. Ich habe Profisportler nach diesem System trainieren lassen. Die waren erstaunt, wie schnell man in so kurzer Zeit sein Limit erreicht.
Sie haben für Radsport-aktiv für die nächsten Wochen ein funktionelles Winter-Training vorbereitet. Was sollten die Sportler beachten, bevor sie damit anfangen?
Kafka: Erstens, sie sollten sich nicht zuviel zumuten. Lieber ein einfaches Programm, sprich Zeitschema wählen. Das steht aber alles in der kurzen Trainings-Erklärung. Zweitens sollte man sich aufwärmen: Die Trainingseinheiten sind kurz, aber sehr intensiv - und man sollte nicht mit kaltem Motor auf 180 beschleunigen.
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