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11.06.2012 | Auch heuer wieder ist der "Glocknerkönig" ein erster Höhepunkt meiner Saison: Das Heimrennen ist einfach Pflicht. Nachdem ich den Glockner im letzten Jahr fünf Mal bezwungen hatte, war ich für heuer eigentlich guter Dinge, obwohl ich eine hartnäckige Erkältung mit mir rumschleppte. Ich ließ mich sogar mal hinreissen zu behaupten, der Glockner sei nicht sonderlich schwer, nur ziemlich lang. Das war wohl etwas leichtsinnig...
Sonntag kurz vor sieben Uhr früh. Der Startbereich ist wie immer gut gefüllt, auch heuer wieder fast 2800 Starter, darunter einige Kapazunder wie Obwaller, Lindner, Spensberger und viele weitere mehr. Ich wie üblich ziemlich weit hinten - da ich meine Leistungen realistisch einschätzen kann.
Heuer werden wir das erste Mal am Start nicht von den "Hells Bells" von AC/DC und Pfarrer Weihrauch auf den Weg geschickt, was nicht nur mich einigermaßen irritiert. Aber gut, auch Rituale können sich ändern. Ich fahre nicht ganz ausgeruht los: Mir steckt noch die Hochzeit eines Arbeitskollegen am Vorabend in den Knochen. Aber das soll keine Ausrede werden.
Der Weg nach Fusch ist wie üblich geprägt von unglaublicher Tempobolzerei, teilweise auch weit hinten im Feld. Ich habe einige Mühe, die richtige Gruppe zu finden, in der ich mich gut verstecken kann. Meine Körner muss ich ja nicht zu früh verschießen. Schließlich gelingt es, und ich komme in einem guten, aber nicht zu flotten Tempo nach Fusch hinein.
Bei der Embach-Kapelle geht's wie üblich los, die Straße stellt sich auf. Anfangs läuft es ganz gut. Aber mehr und mehr bemerke ich, dass mir heute ein wenig die Luft wegbleibt. Bis zur Mautstelle in Ferleiten komme ich aber ohne größere Schwierigkeiten. Nach der Mautstelle kommt die elend lange Gerade, die kein Ende zu nehmen scheint. Aber irgendwie kämpfe ich mich hoch, auch wenn ich husten muss wie ein Weltmeister. Dieser Husten wird mich noch weiter begleiten, das ist mir zu diesem Zeitpunkt klar.
Tritt für Tritt kämpfe ich mich bis zur Labestation am Piffkar hoch. Der Tee, der dort serviert wird, ist warm, was meinem geschundenen Hals gut tut. Ein großes Lob auch an die vielen Helfer, die immer freundlich und hilfsbereit sind, und auch noch denen, die nicht ganz vorne fahren, nette Worte und warmen Tee spendieren. Einer der Helfer meint sogar: "Ihr seid's uns viel lieber wie die schnellen. Ihr bleibt stehen und lasst euch Zeit. Das ist für uns viel angenehmer." Das zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen.
Weiter geht's in die Höhe. Ich bekomme immer weniger Luft; nach diversen Husten-Orgien muss ich immerwieder ausspucken. Hoffentlich habe ich keinen damit erwischt. Und jetzt kommt auch noch Gegenwind. Es ist die Hölle, ich kann kaum mehr atmen, da ich die ganze Zeit mit Husten beschäftigt bin. Der kommt Wind mit echten 50 Sachen oder mehr daher.
Hexenküche in über 2000 Meter in der Höhe. Ich falle fast vom Rad vor lauter Husten. Ich stelle mich kurz an den Straßenrand und huste, was das Zeug hält. Meine Lunge muss sich extrem mit Schleim gefüllt haben, ich huste fast eine viertel Stunde lang, bevor ich wieder aufs Rad kann.
In meinem Kopf keimt die Frage, ob ich nicht umdrehen soll. Die vielen, die von oben runterkommen, fahren so schön hinab, so leicht und mühelos, ich kann kaum gegen den Wunsch ankämpfen, kurble aber mit allerletzter Kraft weiter in die Höhe.
Plötzlich kommt die Kapelle am Fuscher Törl ins Blickfeld, und schon ist der Wille wieder vorhanden, es ganz hinauf zu schaffen. Und jetzt kann ich meinem Dickschädel nicht mehr nachgeben. Langsam und mit schwerem Tritt kurble ich nach oben. Immer wieder werde ich von Hustenanfällen geplagt, die Nase ist nun auch noch verstopft.
Aber ich kann nicht aufgeben; aufgeben tut man einen Brief, sonst nichts. Die letzte Kehre ist geschafft, nun noch hinauf zum Fuscher Törl. Das ist jetzt keine Sache der Kraft mehr, die hab ich sowieso nicht mehr, sondern nur noch des Kopfes.
Die letzten Meter zur Kapelle hoch sind nochmal eine Überwindung, aber oben angekommen, bin ich erleichtert und überglücklich. Ich falle fast vom Rad, übernehme meinen Kleidersack, wechsle die Sachen. Dann kommt Rennleiter Tom Hörl, und fragt mich zu meinem Rennen. Na ja....
Mein Fazit heuer: Ich muss den Glockner mehr respektieren.
Also:
Lieber Glockner, auch wenn ich dich schon öfter bezwungen habe, du hast mir immer wieder gezeigt, dass du eine große Herausforderung bist. Ich werde dich respektieren, aber nicht fürchten. Ich hoffe, du bist mir bei den nächsten Fahrten gewogen. Ich darf nicht gegen dich kämpfen, ich muss mich von dir motivieren lassen. Ich hoffe, wir finden zu einem guten Miteinander.
Liebe Grüße,
Xandi
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