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13.06.2012 | Paris - Roubaix. Jeder Radsport-Fan weiß: Das ist das Rennen. In der "Hölle des Nordens" entstanden Mythen und Legenden, wuchsen Helden heran. Und nicht nur Profis: Der "Vélo Club de Roubaix Cylotourisme" organisiert alle zwei Jahre das Hobby-Rennen "Paris - Roubaix Cyclotourisme" (PRCT) - für jeden Rennradler, der schon immer mal in die Hölle wollte.
Der Barnim-Biker, der schon am 1. April die "Paris-Roubaix-Challenge" des Tour-Veranstalters ASO gefahren war, wollte danach noch mehr Kilometer, und noch mehr Pavés. Und er wollte sehen, wo Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Veranstaltungen liegen.
Erste Gemeinsamkeit: Beide Veranstalter bieten eine lange und eine kurze Distanz an. Bei der PRCT hieß das 210 km oder 110 km. Erster wesentlicher Unterschied: Die "Paris-Roubaix Challenge" ist ein echtes Jedermann-Rennen – gemeinsamer Start, echter Zieleinlauf, Zeitnahme, Siegerehrung, Finisher-Medaille.
Die PRCT hat eher den Charakter einer deutschen Radtourenfahrt (RTF). Am Ende hat man eine ausgefüllte Stempelkarte, und erhält (sofern bestellt und bezahlt) den berühmten „Stein“ und ein Finisher-Trikot.
Am vergangenen Sonntag war es dann soweit. Mehr als 2000 Radsportler aus ganz Europa gingen in Bohain bei St Quentin an den Start. Vor ihnen lagen 210 km, davon 57 km der berüchtigten Kopfsteinpflaster-Passagen – die Pavés. Viele starteten schon gegen fünf Uhr. Doch wer wollte, konnte auch später starten: Der Zielbereich war bis 19.45 Uhr geöffnet.
Aber Fahren in den herandämmernden Tag ist etwas Besonderes, und deshalb war der Barnim-Biker bei den frühen Startern dabei. Einige Gruppen waren noch eher losgefahren und boten, eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang, ein tolles Bild. Wie funkelnde Raupen sah man sie die Hügel hinaufrollen.
Der Barnim-Biker nahm das Tempo zwei anderer Fahrer auf, und so konnten wir einige Gruppen einholen. Das hohe Tempo in den End-Dreißigern wurde bis zum ersten Pavé gehalten. Der kam mit 2200 Metern Länge schon nach etwas über 20 km. Doch hier waren noch alle gut bei Kräften.
Bei der "Challenge" im April fuhr man über 60 km bis zur ersten Pavé-Passage. Das hatte dann schon einige Körner gekostet, was man auf dem Pavé spürte. Und wie im April zerfallen auf den Pavés oft die Gruppen, doch durch die versetzten Startzeiten, das sehr breite Leistungsspektrum und die unterschiedlichen Ambitionen der Teilnehmer finden sich auf den Asphalt-Abschnitten meistens neue Gruppen zusammen.
So kann man sich auch mal gegenseitig auf die richtige Wegführung hinweisen, da die Markierungen auf der Straße gelegentlich übersehen werden können. Auch der Barnim-Biker sammelte so einige Kilometer zusätzlich. Außerdem nutzt man die ruhigeren Abschnitte, um sich mit seinen Mitfahrern auszutauschen. Man freut sich über deutsche Mitfahrer oder radebrecht mit Spaniern, Italienern, Belgiern, Franzosen.
Nach vier Pflaster-Passagen über insgesamt 9 km gibt es nach rund 40 km die erste Rast-Möglichkeit. Hier bekommt man ausreichend Verpflegung, von Banane bis Kuchen, von Wasser bis Iso-Drinks. Außerdem gibt's Pannen-Support, und viele lassen sich von angereisten Familien physisch oder psychisch wieder aufbauen.
Das gibt es auch an den drei anderen Rastpunkten, die im Abstand von knapp 40 km liegen. In einigen Orten finden richtige Volksfeste statt, und einige Fahrer nutzen die Gelegenheit, sich ein frisch gezapftes Bier oder eine Grillwurst zu kaufen.
Doch das ist natürlich nichts für den Barnim-Biker. Er nutzt die Pausen, um die Energiespeicher aufzuladen, und die Muskeln zu lockern - sein Missgeschick im April im Hinterkopf, wo er nach 120 km eine Zwangspause einlegen musste...
Der angekündigte Regen bleibt aus, der Wind hilft auf einigen Abschnitten nach, und auf den Pavés geht es für den Barnim-Biker besser voran als im April. Viele Gründe also, warum nach 140 km ein 27er Schnitt auf dem Tacho steht.
Doch kurz nach der dritten Raststation muss das Material der Strecke Tribut zollen. Der rechte Bremsgriff lockert sich, und rutscht ans Griffende. Das macht das Fahren nicht einfacher, und so werden nun die Kilometer gezählt, bis endlich die nächste Rastmöglichkeit kommt.
Dort wird das Problem fachmännisch behoben und es geht auf die letzten 30 km. Hier warten mit den Pavés von Carrefour, Gruson und Hem noch mal echte 5-Sterne-Herausforderungen, über die auch die Profis fahren. Doch diesmal wird hier kein Rennen entschieden, sondern signalisiert, dass man es gleich geschafft hat.
Die restlichen Kilometer bis zum Velodrom befindet man sich dann plötzlich im normalen Straßenverkehr mit Ampeln und Staus. Dann der Moment, für den sich viele auf diese lange Tortur eingelassen haben: die Einfahrt ins Velodrom. Leider etwas schmuckloser als bei der Challenge: Keine Musik, kein Zielbanner o.ä.
Nur bei der Einfahrt wird für jede Gruppe die traditionelle Glocke zur letzten Runde geläutet. Der Barnim-Biker kommt nach gut 9,5 Stunden im Velodrom an. Die reine Fahrzeit betrug 8 h 33 min, und er freute sich über einen 25er Schnitt, 2 km/h schneller als im April.
Man hat es also geschafft – und man ist geschafft. Nach der Zieldurchfahrt holt man sich (gegen Vorlage der Stempelkarte) sein "Diplom" ab, und auch meistens den Stein und das Trikot. Wer will, kann sich in den legendären Beton-Duschen erfrischen, und sich dann noch mit Sandwich und Getränken versorgen.
Mein Fazit: Beide Veranstaltungen lohnen sich. Die "Challenge" im April ist eher was für Radler, der mehr Renn-Atmosphäre auf der "traditionellen" Strecke spüren möchten. Die "Cyclotourisme" ist interessanter, wenn man die Herausforderung Paris - Roubaix erleben möchte, ohne sich einem Wettkampf unterzuordnen. Sich selbst beweisen steht im Vordergrund. Auch gut für Radgruppen und Vereine, die ein besonderes gemeinschaftliches Erlebnis suchen.
Aber ohne sich zu quälen und ohne zu kämpfen, geht es bei beiden Veranstaltungen nicht. Deshalb hier meine Neu-Interpretation von Verkehrsminister Ramsauers Verunglimpfung „Kampfradler“: Kampfradler kommen nicht in die Hölle - Kampfradler werden in der Hölle geboren!
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