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16.05.2014 | René Haselbacher ist „Marken-Botschafter“ bei der Premiere des "Velothon Vienna" am 21. September in Wien (siehe dazu den Ra-Artikel/ Link unten). Er war österreichischer Radsportler des Jahres 1998, österreichischer Staatsmeister, zweifacher Tour-Teilnehmer, und Etappen-Sieger der Österreich-Rundfahrt.
Herr Haselbacher, wie dürfen wir Sie ansprechen?
Gerne einfach Hasi. Der bin ich bei Freunden, und auch bei Live-TV-Übertragungen war ich meistens nicht René Haselbacher, sondern der Hasi.
Also gut: Hasi, Du hast Deine Karriere 2011 beendet, nachdem Du bei großen Teams wie Gerolsteiner und Astana die wichtigsten Radrennen der Welt gefahren bist. Was hast Du seitdem gemacht?
Eine kreative Pause... Hört sich ein bissl komisch an, aber nach einer 14jährigen Rad-Karriere bist du als Berufsradfahrer doch ausgepowert. Ich bin dem Radsport trotzdem treu geblieben, war und bin bei der Österreich-Rundfahrt sehr engagiert, und habe in Südafrika meine eigene Radbekleidungs-Marke RH77 gegründet. Aus einer Begeisterung wurde schnell mehr: Jetzt möchte ich mein Wissen in meine Team-Radbekleidung RH77 stecken, mit coolen Designs - und so auch Kunden in Österreich begeistern.
Der Weltradverband UCI hat der Stadt Wien die Ausrichtung eines der acht weltweiten, neuen 'UCI Velothon Majors'-Events vorgeschlagen, ein neues, internationales Projekt zur Förderung des Radsports. Was ist Deine Rolle?
Mir wurde die Rolle des Marken-Botschafters angeboten. Man war der Meinung, dass ich das Konzept optimal verkörpern könnte. Als geborener Wiener musste ich nicht lange überlegen. Es war mir schon immer ein Anliegen, den Radsport in der Heimat zu unterstützen.
In Wien war das ja lange schwierig…
In der Vergangenheit gab es immer wieder misslungene Versuche, in Wien einen großen Rad-Event aufzubauen. In Bezug auf den Velothon Vienna denke ich aber, dass die Zusammenstellung der Player optimal ist. Mit dem ÖRV (österreichischer Radsportverband, Anm.d.Red.), mit Lagardère Unlimited Events, Veranstalter der größten Radsport-Festivals Europas, sowie weiteren namhaften Unterstützern aus Wien ist eine perfekte Kombination gelungen, die an Kompetenz kaum zu toppen ist.
Wie ist der Radsport-Weltverband involviert? Ist das nicht auch kritisch zu sehen?
Im Gegenteil. Die UCI ist, wie der gesamte Radsport, im Umbruch. Es gibt ein Umdenken in allen Bereichen. Neue Gesichter, neue Ideen - und aus den Fehlern der Vergangenheit wird offenbar gelernt. Es wäre wünschenswert, wenn dem Weltverband die Erneuerung gelingen würde. Nur die jüngere Generation kann mit einem Umbruch den Radsportes wieder salonfähig machen.
Was ist dabei die Rolle der 'UCI Velothon Majors'?
Sie sind ein cooler Ansatz, der eben nicht nur den Radsport verkörpert, sondern auch Lifestyle, Mode, urbane Kultur - dabei auch die Sub-Kultur, was die jüngeren Generationen einbeziehen wird. Das ist meine persönliche Leidenschaft, für die ich gelebt habe.
Es ist mir wichtig, dass der Velothon Vienna ein Projekt wird, mit dem sich der Radsport für neue Zielgruppen öffnet. Ich möchte mich persönlich dafür einsetzen, dass sich auch Radfahrer jenseits der klassischen Marathon- und Amateur-Szene für unseren Event begeistern können.
Wie soll das geschehen?
Wir wollen in die Stadt hereinhören. Das wird im Grunde schon seit zwei Jahren gemacht. Das aktuelle Konzept spiegelt die von uns wahrgenommen Signale wieder: Man möchte, dass sich verschiedene Gruppen von Radfahrern, und sogar Nicht-Radfahrer von der Veranstaltung angesprochen fühlen, und sich im Idealfall in ihr wiederfinden.
Es besteht zudem der Wunsch, behutsam eine Veranstaltung mit Weltruf aufzubauen, die den unverwechselbaren Stempel Wiens trägt. Wir möchten keine Kopie anderer Formate, sondern einen Event, der die Attribute Wiens widerspiegelt.
Und die wären?
Wien ist eine Stadt der Kontraste: Tradition und modernste Bewegungen werden hier verknüpft, Innovationen gefördert, aber Bewährtes beibehalten: Stichworte Prunkbauten und Sozialbau.
Ganz wichtig: Wien ist gesellig, lässig, 'gschmeidig', wie es heir heißt, und vor allem lebenswert! Das wird einem leider oft erst bewusst, wenn Besucher aus aller Welt unser Wien beschreiben.
Wie wird Wien da beschrieben?
'Wien ist anders' bringt den von meinen Gästen oft genannten Haupt-Kontrast wohl gut auf den Punkt: Einerseits das großstädtische Flair einer Millionen-Stadt, andererseits die unnachahmliche Entspanntheit der Wiener.
Attribute, die auch beim Velothon Vienna wichtig sind...
Da fängt unsere andere Herangehensweise an: Das Projekt starten wir mit einem Gemeinschafts-Erlebnis, und nicht mit einem Wettkampf jeder gegen jeden. Wir beginnen mit einer gemeinsamen Ausfahrt, und holen so im ersten Schritt auch Interessierte ins Boot, die bisher vom Wettkampf-Charakter eines Rennens abgeschreckt waren.
Was ist noch anders?
Eine meiner Aufgaben ist es, erfolgreiche Radsportler dafür zu gewinnen, als Guides den neuen Teilnehmern zu helfen - anstatt um Bestzeiten zu kämpfen. Radfahren macht doch unglaublich viel Spaß. Gerade Rad-Profis können das ideal vermitteln - und nebenbei noch Tips für sicheres Fahren geben.
Es soll also nicht nur um Sport gehen, oder?
Genau. Akzente wollen wir bewusst auch außerhalb des rein sportlichen Bereichs setzen. So viel sei verraten: Die Veranstaltung wird einem musikalischem Konzept folgen. Persönlich sind mir Mode, und insbesondere Radsport-Mode besonders wichtig. Daher freue ich mich umso mehr, dass es endlich einen Event gibt, bei dem dieser Aspekt nicht zu kurz kommt.
Der Velothon Vienna wird modisch?
Richtig! Es wird einen großangelegten Design-Contest mit einer namhaften Jury geben.
Wien hat im kreativen Bereich ein unglaubliches Potenzial, und wir hoffen, bei unserer Veranstaltung einiges davon einbringen zu können. Kurz gesagt: Es soll ein echtes 'come together feeling' entstehen!
Was zweifellos viel Kommunikation erfordert…
Von Veranstalter-Seite werden wir viel mit den Teilnehmern kommunizieren, von ihnen lernen, anstatt sie zu belehren. Uns ist wichtig zu erfahren, was sich die Teilnehmer wünschen, welche Ideen sie haben. Die sozialen Medien eignen sich dafür als Austausch-Instrument natürlich super, und sie werden von uns intensiv genutzt werden.
Was ist Dir noch wichtig, für den Velothon?
Wir möchten bereits bestehende Strömungen unterstützen, die im Rahmen des letztjährigen 'Velo-City'-Kongresses ihren Ausdruck gefunden haben. Mein Ziel als bekennender Auto- und Radfahrer wäre es, mit unserem Event den Wienern und Wienerinnen die Nutzung des Fahrrads noch schmackhafter zu machen, ohne dabei den Respekt für den motorisierten Verkehr zu verlieren.
Wo soll der Velothon Vienna in zehn Jahren stehen?
Genau hier sind wir wieder beim Andersdenken. Wenn ich darauf jetzt eine Antwort geben könnte, dann würde ich unser Konzept in Frage stellen. Wir wollen die Zukunft unseres Events nicht schon jetzt festlegen, sondern zusammen mit der Bevölkerung, den Sportlern, den unterstützenden Behörden und den Medien im Lauf der Zeit erarbeiten. Ich bin selbst gespannt - aber zu hundert Prozent optimistisch, dass der Velothon Vienna in und für Wien eine absolute Bereicherung sein wird.
Das Interview führte Wolfgang Drabesch. Er ist seit zwei Jahrzehnten Sportjournalist bei der Tageszeitung „Kurier“, seit acht Jahren Chefredakteur des Magazins der „Bundes-Sport-Organisation“ , Autor zahlreicher Sportbücher, und seit 2011 Pressechef beim österreichischen „Tag des Sports“.
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