11. Juni - Luxieul/ Elsaß - Rennbericht

Les Trois Ballons: Über sieben Pässe musst du fahr´n...

Von Achim Richter

Foto zu dem Text "Les Trois Ballons: Über sieben Pässe musst du fahr´n..."
| Foto: grandtrophee.fr

12.06.2016  |  Am Freitag bin ich nach Luxeuil les Bains aufgebrochen, wo am Tag darauf das "Grand Trophee Cycling"-Rennen „Les Trois Ballons“ stattfand. Als Mitglied des Team Guilty76 war ich bei diesem Rennen allerdings der einzige "Schuldige". Die Fahrt vom Allgäu führte durch die Schweiz bis Basel, dann weiter Richtung Mulhouse im Elsaß.

Schon auf der A 36 wird bald der Grand Ballon d'Alsace
sichtbar, mit 1247 Metern der höchste Berg im Elsaß. Luxeuil erreichte ich nach etwa 4,5 Stunden. Im Ort selbst hatte ich zunächst die recht kleinen Wegweiser zu den Veranstaltungsparkplätzen, und damit zur Anmeldung übersehen.

Ein paar Belgier, auch zum Rennen angereist, halfen mir weiter. Das Anmelden verlief dann schnell und unkompliziert, eine eher kleine Veranstaltung. Ein überschaubarer Messebereich vor einem nicht übertrieben großen Veranstaltungszelt, in dem die Startnummernausgabe stattfand, und der Verzicht auf unnötige Werbegeschenke empfand ich als angenehm.

Auf keinen Fall vergessen darf man bei Hobby-Rennen
in Frankreich das ärztliche Gesundheitszeugnis: Ohne ist eine Teilnahme nicht möglich. Nach der Anmeldung gibt's eine Startnummer, ein T-Shirt mit dem "Trois Ballons"-Emblem, und zwei Gutscheine, einer für die Pasta-Party nach dem Rennen, und einer für Riegel-, und Gel-Versorgung von Etixx.

Jede Menge Autos aus Belgien auf den Parkplätzen und zu guter letzt die Startlisten zeigen, dass es sich hier wohl mehr oder weniger um die belgische Meisterschaft im Bergfahren zu handeln schien.

Wichtig ist die rechtzeitige Buchung, wenn man vor Ort

in Hotel, Wohnmobil oder Zelt übernachten möchte. Ansonsten muss man, so wie ich, längere Wege in Kauf nehmen, und dementsprechend früher Aufstehen. Der Start für den Granfondo war um sieben Uhr anberaumt - bei 4300 hm und 215 km wohl gerechtfertigt.

Um 6:15 war ich auf einem der ausgewiesenen Parkplätzen in der Nähe des Starts, und hatte genügend Zeit, mich einzurollen. Auch am Morgen vor dem Start war die Anmeldung möglich. Leider gab's in Startnähe nur zwei Dixie-Klos, auch nioch ohne Papier zu finden; nichts für nervöse Därme.

Um 6:45 war ich dann in meinem Startblock.

Wer möglichst vorne stehen möchte, sollte wohl schon um 6:30 seinen Platz eingenommen haben - jetzt war es schon einigermaßen voll. Ganz vorne wurde ein Bereich für die stärksten Fahrer freigehalten.

Kleiner Wermutstropfen für mich: Wer kein Französisch versteht, ist doch benachteiligt, denn alle Infos, auch die Ansagen des Moderators, werden ausschließlich in französischer Sprache gegeben.

Start des Rennens war schließlich um 7:25.

Fast 45 Minuten Warten im leichten Nieselregen hatten mich etwas ausgekühlt, und so war ich froh, endlich in Bewegung zu kommen. Etwa 2000 Starter nahmen die lange Strecke in Angriff.

Die Straßen waren nass, immer wieder Niesel und leichter bis stärkerer Regen sorgten dafür, daß es in den Abfahrten vorsichtig zuging. Teilweise waren die Straßenbeläge rutschig, und nicht ungefährlich. Spitzenzeiten waren also eher nicht zu erwarten.

Der lange Kurs ist durchaus als hart zu bezeichnen.
Bereits nach etwa 20 km geht's mit dem Col des Chevères, auch bekannt als Ballon de Balfahy (916 m) sehr steil los. Obwohl nur drei Kilometer bis zum Gipfel, sind die jedoch im Schnitt bei elf Prozent, teilweise bis 15 %. Das flößte mir gleich zu Beginn durchaus Respekt ein ob dessen, was da wohl noch kommen sollte. Die Abfahrt war nass, der Belag ist der für Frankreich typische etwas rauere; er sorgte auf der gesamten Strecke für mehr Reifenplatzer, als mir das sonst auffällt.

Weiter ging's über den Petit Ballon (1095 m). Zehn Kilometer wurden hier bis zum Gipfel angegeben, im Schnitt mit um die acht Prozent Steigung - fährt sich deutlich rhythmischer als der vorherige Anstieg. Die Zuversicht steigt wieder... Oben angekommen, habe ich mich zum ersten Mal verpflegt. Die Abfahrt war gut, wiederum der Nässe angepasst vorsichtig.

Dann der Col du Hundsruck (745 m),
fünf gut zu fahrende Kilometer, wenn auch Steigungswechsel immer wieder den runden Tritt stören. Durchschnittlich liegt die Steigung jedoch unter fünf Prozent. Die Straße ist recht klein, und die Abfahrt hatte einige gefährliche Unebenheiten. Da der Regen hohes Tempo sowieso nicht zuliess, war der Belag jedoch kein Problem.

Es folgte der Grand Ballon, mit 1343 Metern die höchste Erhebung der Tour. Ein Schild gibt den Weg zum Gipfel mit 12 km an, bei einer Steigung zwischen sieben bis neun Prozent im Schnitt. Der Pass fährt sich rund, nur oben raus ein paar steilere Stücke.

Was mir hier besonders auffiel:
Während des ganzen Rennens ist mit Gegenverkehr zu rechnen. Selbst bei Nebel und Regen wie heute waren erstaunlich viele Autos und Motorräder unterwegs. Der Grand Ballon ist eben einer der bekanntesten Berge der Vogesen, und man hat bei schönen Wetter wohl einen tollen Blick bis in die Alpen.

Der Verkehr bedeutete für uns, vor allem in der Abfahrt noch vorsichtiger zu sein. Ich passierte einen Unfall, bei dem zwei Teilnehmer in den Gegenverkehr geraten waren. An der Verpflegungsstelle habe ich wieder kurz angehalten: Flaschen auffüllen, Cola, Brot, Gels einstecken... Hier, nach etwa 160 km und 3000 hm war ich doch schon ziemlich platt. Vor allem die letzten 1300 Höhenmeter machten mir Sorge.

Der Col d'Oderen (884 m), mit knapp 400 hm auf 7 km
und 5 - 6 % Steigung im Schnitt: Das schindete meine Schenkel nicht zu sehr. Dennoch, mein Körper war müde. Leider gab mein Höhenmesser dann den Geist auf, und ich konnte nicht mehr wirklich einschätzen, was noch auf mich zukam..

Nach dem Col des Croix (679 m) kommen noch zwei kleiner Cols, die man nicht unterschätzen darf, denn hier gibt es Rampen mit über 17 % Steigung. Dort habe ich nicht mehr nur innerlich geflucht, und das Ende der Anstiege herbeigesehnt. Immer wieder dachte ich, es muss doch endlich mal wieder ein längeres Stück bergab gehen...

Dann musste ich im Flachen abreißen lassen.
Die Kraft reichte einfach nicht mehr für meine Gruppe. Erst als der nächste Zug vorbeikam, habe ich nochmal den Schweinehund überwunden, und die letzten Reserven ausgepackt, um im Windschatten dranzubleiben.

Insgesamt sind auf der Strecke vier Verpflegungsstellen in gutem Abstand verteilt. Das Angebot reicht von belegten Baguette mit Schinken und Salami über Kuchen, Obst, sowie Trockenobst bis zu Gels und Riegel vom Sponsor Etixx. Außerdem gab's Wasser, Elektrolyt-Drinks und Cola - letzteres fiel mir leider erst bei der dritten Verpflegung auf. Die Helfer waren stets hilfsbereit und immer nett.

Die Zieleinfahrt war trotz Einweisen mit meinen müden Augen

etwas schwer zu sehen, wohl auch, weil man auf ungewohnt flachem Terrain mit hohem Tempo ankommt. Aus meiner Gruppe sind die ersten fünf Fahrer ein Stück geradeaus gefahren, anstatt rechts abzubiegen, um die letzten 500 Meter bis zum Ziel in Angriff zu nehmen.

Das Ziel liegt bei Raddon-et-Chapondu, etwa 7 km vom Startort Luxeuil entfernt. Starker Regen hielt mich davon ab, länger im Zielbereich zu bleiben, und den Pasta-Gutschein einzulösen. Ich wollte gleich wieder zum Ausgangsort radeln, um möglichst schnell aus den nassen Klamotten zu kommen. Das Ziel war erreicht. Alles gegeben, fix und fertig, vor allem aber froh.

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