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Rückstrahler: Die Sicherheit passiv erhöhen

Foto zu dem Text "Rückstrahler: Die Sicherheit passiv erhöhen"
Nicht nur nachts, sondern auch in Tunneln sind reflektierende Teile ein Sicherheits-Plus. | Foto: Arge Alpe Adria

23.11.2015  |  [pd-f/ ht] Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass die Einführung der heute noch obligatorischen Pedal-Rückstrahler im Jahr 1937 den Nationalsozialisten Geld in die Kassen spülte: Das Patent für die damals eingesetzten „Tolo-Tretstrahler“ hielt ein ehemaliger Chauffeur Hitlers.

Und wer die Rückstrahler herstellte und verkaufte,

musste Lizenz-Gebühren an eine "Anton Loibl GmbH" bezahlen – mehrheitlich ein Unternehmen der SS, für die sich die "Tretstrahler" als lukratives Geschäft entpuppten.

Ungeachtet ihrer unrühmlichen Vergangenheit erhöhen Rückstrahler unstreitig die Sichtbarkeit, und damit die Sicherheit von Radfahrern. Dabei können Pedal-Rückstrahler wie beim Moto „Reflex Pedal“ (55 Euro) – wenngleich nach dem Motto „besser als nix“ nicht ganz regelkonform – auch modern interpretiert werden.

Weiter ist eine seitlich strahlende passive Beleuchtung
an den Laufrädern durch die StVZO vorgeschrieben, ebenso wie nach vorne und hinten wirkende Rückstrahler. Daran hat übrigens auch der Wegfall der Dynamopflicht nichts geändert.

Wem keine Gegenstände zwischen seine Speichen klemmen will, kann ganz legal auf eine Alternative zu den landläufig als „Katzenaugen“ bekannten Speichen-Rückstrahlern zurückgreifen: „Bei uns sind nahezu alle Tourenreifen serienmäßig mit Reflex-Streifen ausgestattet“, sagt Doris Klytta von Schwalbe.

Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen
auf ähnliche Weise Frontscheinwerfer und Rücklichter mit integrierten Rückstrahlern, die auch bei  akkubetriebenen Varianten angeboten werden. Während vorne nur ein Rückstrahler nötig ist, verlangt die StVZO am Heck neben einem großen Rückstrahler (mit Z-Prüfzeichen) einen zweiten passiven Lichtspender.

„Rücklichter-Kombis gibt es in beiden Größen. Dabei haben Gepäckträger-Rücklichter oft den großen Z-, Schutzblech-Rücklichter hingegen den meist kleineren Zusatz-Rückstrahler“, erläutert Sebastian Göttling vom Radbeleuchtungs-Spezialisten Busch + Müller.

Dank Reflex-Materialien können sich Fahrradfahrer
natürlich über den gesetzlichen Rahmen hinaus mehr Sichtbarkeit verschaffen. Helme wie der Abus „Urban-I v.2 Signal“ (79,95 Euro) erleuchten nicht nur aktiv mit einem integrierten LED-Rücklicht, sondern auch passiv den Fahrer an seinem höchsten Punkt - und damit weithin sichtbar.

Mehr Fläche für Rückstrahler bietet der Oberkörper, den der Schweizer E-Bike-Pionier Flyer mit seiner „Dark Jacket“ (49 Euro), einer fluoreszierenden Signalweste, ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt.

Nicht nur preislich einige Etagen tiefer
dagegen können die Reflektor-Bänder von "Fahrer Berlin" (ab 14 Euro) sich sehen lassen. So wie Pedal-Rückstrahler sind sie in ständiger Bewegung, und damit im Dunklen besonders auffällig. Doch auch tagsüber sieht man damit gut aus, denn jedes der bunten Bänder ist ein Einzelstück - und hält die Hosenbeine sauber.

Besonders praktisch ist Radbekleidung mit Reflex-Elementen, denn sie wird im Gegensatz zu Zubehör ohnehin getragen. Allerdings soll Kleidung in der Regel nicht zweckdienlich, sondern schick aussehen. Bei der „Tirano Padded Jacket“ von Vaude (150 Euro) ist daher reflektierendes Material als Zopfmuster in den gestrickten Teil der Jacke eingearbeitet, und offenbart erst in der Dunkelheit seine eigentliche Bestimmung.

Ähnlich dezent gibt sich die „High Visibility“-Taschen-Linie
von Ortlieb. Zu den bisherigen, auch tagsüber auffälligen Modellen in Neongelb gesellen sich durchgehend schwarze Varianten, die komplett mit Reflex-Garn durchzogen sind, aber weitaus diskreter für Sichtbarkeit sorgen.

Selbst zum Design-Element dagegen macht Sattel-Spezialist "Selle Royal" das reflektierende Material beim „Saddle Bag“ (16,90 Euro): In diagonalen Streifen ziert es die Rückseite der Tasche, die sich mit einem Handgriff an die Sättel der Italiener anclippen lässt.

Eigentlich selbstverständlich sind Reflex-Elemente
bei einem Kinderanhänger. Die Firma Croozer bleibt dabei nicht länger nur passiv: Ihr in Zusammenarbeit mit Busch + Müller entwickeltes Licht für den Schiebebügel strahlt nämlich nicht nur rot nach hinten, sondern verfügt über weiße LEDs, die so positioniert sind, dass sie zusätzlich die Reflex-Streifen am Anhänger beleuchten, und so die Dimensionen des Fahrzeugs erkennbar machen.

Aktiv um die Sicherheit im städtischen Straßenverkehr bemüht sich auch Brompton. Der englische Faltrad-Hersteller hat auf der Eurobike Prototypen mit einer Lackierung gezeigt, die zu leuchten beginnt, wenn sie unter Strom gesetzt wird. Ein bisschen wird man sich zwar noch gedulden müssen, aber bis Anfang 2017 wollen die Londoner die Entwicklung zur Serienreife bringen.

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