Zu hohes Risiko am Oude Kwaremont

Sagan nach “Ronde“-Sturz: “Es war mein Fehler“

Von Lorenz Rombach

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Peter Sagan (Bora-hansgrohe) stürzt am Oude Kwaremont und reißt Greg Van Avermaet (BMC) mit sich. | Foto: Cor Vos

03.04.2017  |  (rsn) - Als Titelverteidiger und großer Favorit neben Greg Van Avermaet (BMC) ist Peter Sagan (Bora-hansgrohe) bei der Flandern-Rundfahrt angetreten, doch nach fast sechseinhalb Stunden Fahrzeit kam der Slowake auf einem abgeschlagenen 27. Platz ins Ziel, sichtlich gezeichnet von einem selbstverschuldeten Sturz an der Kuppe des Oude Kwaremonts. Danach sprach der Weltmeister in der Pressekonferenz vom "Schicksal, dass nicht wollte", dass er die Flandern-Rundfahrt ein zweites Mal gewinnen sollte.

Dabei geriet Sagan früh ins Hintertreffen, als Tom Boonen und seine Quick-Step Floors-Mannschaft bereits 95 Kilometer vor dem Ziel an der Mauer von Geraadsbergen das Tempo verschärfte und eine 14-köpfige Gruppe initiierte, in der auch der spätere Sieger Philippe Gilbert (Quick-Step Floors) dabei war. Doch der Abstand betrug nie mehr als 1:15 Minuten und Sagan hatte seinen loyalen Helfer Maciej Bodnar in die Gruppe.

Doch als Sep Vanmarcke (Cannondale-Drapac) in der technischen Abfahrt nach der zweiten Passage des Paterbergs stürzte, riss er Bodnar mit sich zu Boden. Allerdings war auch da noch nicht alles verloren. Am Taaienberg nämlich nahm Sagan das Zepter  selbst in die Hand, schaffte zusammen mit Van Avermaet, Oliver Naesen (Ag2r) und einigen Anderen den Anschluss an die ehemalige Spitzengruppe. Das Problem war jedoch, dass Gilbert da bereits alleine in Front war und der Abstand weiterhin über eine Minute betrug.

So hatte der Weltmeister bereits an der "Muur“ einen taktischen Fehler begangen, als er zu weit hinten fuhr: "Es gab ein paar Stürze an der Muur und ich kam nicht nach vorne. Ich dachte, dass Quick-Step dort etwas versuchen würde, aber andere Fahrer sind gestürzt und ich war ein bisschen zu weit hinten, da alles blockiert war.“

Im Nachhinein dürfte sich der 27-Jährige die Frage stellen, warum er sich nicht weiter vorne aufhielt, wo er doch davon ausging, dass die belgische Mannschaft in die Offensive gehen würde. Im Anschluss fehlte es in der Gruppe um Sagan und Van Avermaet an der notwendigen Kooperation, was nicht nur den Olympiasieger aus Belgien verärgerte.

Auch Sagan bemängelte nach dem Rennen erneut die fehlende Bereitschaft, mit ihm zusammenzuarbeiten, insbesondere im Anschluss an die vorentscheidende Situation: "Ich war nicht weit weg nach der Muur, aber Trek hat das Tempo forciert, um mich wieder einzuholen. Also dachte ich: Ok, wenn sie fahren, um mich einzuholen, werden sie auch weiterfahren, um die Ausreißergruppe einzufangen, aber sie haben sofort aufgehört, als sie mich hatten. Es waren nur sechs Sekunden, ich weiß nicht, warum sie nicht versucht haben, sie einzuholen.“

Schon bei Gent-Wevelgem hatte der Weltmeister die Taktik von Niki Terpstra und der Quick-Step-Floors-Mannschaft kritisiert, nachdem der Niederländer die Zusammenarbeit mit Sagan verweigert hatte, da er mit Boonen und Fernando Gaviria starke Sprinter hinter sich im Feld wusste.

Trotzdem sollte die Schlüsselszene der "Ronde" noch folgen. An der letzten Passage des Oude Kwaremont 17 Kilometer vor dem Ziel forcierte Sagan erneut das Tempo, und nur Van Avermaet, Naesen und Dylan Van Baarle (Cannondale-Drapac) konnte ihm folgen. Doch im oberen Teil des Anstiegs ging er zu hohes Risiko, als er auf dem Grünstreifen in Fahrtrichtung links fuhr. Im Fernsehen sah es so aus, als hätte Sagan den Fuß eines Absperrgitters erwischt und sei deshalb gestürzt, er selber sah die Sache jedoch etwas anders.

"Es war mein Fehler. Ich war sehr nah den Absperrgittern. Ich hatte es unter Kontrolle, als ich so nahe an den Gittern war, aber ich glaube, ich habe eine Jacke oder so etwas erwischt. Wenn ich die Gitter erwischt hätte, wäre ich sofort gestürzt und das Rad wäre an der gleichen Stelle geblieben", lautete seine Version der Geschichte. Durch seinen Fehler jedenfalls  riss Sagan auch noch die beiden Belgier mit sich Boden, wobei Van Avermaet schnell wieder auf dem Rad war und schließlich noch auf Platz zwei fuhr.

Zum Zeitpunkt des Sturzes betrug der Rückstand der Gruppe auf Gilbert noch 55 Sekunden und der steile Paterberg stand dem Belgischen Meister noch bevor. In der Tat büßte Gilbert auf dem abschließenden Flachstück noch 27 Sekunden auf die Verfolger Van Avermaet, Van Baarle und Niki Terpstra ein, wobei sein holländischer Teamkollege natürlich keine Arbeit mehr machte und Van Baarle offensichtlich am Ende seiner Kräfte war.

Dementsprechend antwortete Sagan auf die Fragen, ob die Verfolger ohne den Sturz Gilbert noch hätten einfangen können: "Ich glaube ja. Wenn man betrachtet, wie ich gefahren bin und dass ich starke Begleiter hatte, glaube ich, dass ich ihn noch hätte einholen können, aber das Schicksal wollte es nicht.“

Bei Paris-Roubaix am kommenden Sonntag hat Sagan die wohl letzte Chance, im Jahr 2017 ein weiteres der fünf Radsport-Monumente zu gewinnen. Doch auch hier muss er sich wieder gegen eine bärenstarke Quick-Step-Floors-Mannschaft behaupten - und bei der "Königin der Klassiker“ kommt es oft genau darauf an

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