Tscheche wird Elfter auf Giro-Königsetappe

Erst als Nibali attackierte, konnte Hirt nicht mehr folgen

Von Tom Mustroph

Foto zu dem Text "Erst als Nibali attackierte, konnte Hirt nicht mehr folgen"
Jan Hirt (CCC Sprandi) auf der Königsetappe des 100. Giro d'Italia | Foto: Cor Vos

24.05.2017  |  (rsn) - Stolz, aber auch ein wenig geknickt war man am CCC-Bus nach der 16. Etappe des Giro d'Italia. Die Truppe hatte während des bravourösen Ausreißversuchs von Jan Hirt - er wurde als Vorletzter der Ausreißer 1,5 Kilometer vor dem letzten Gipfel gestellt - schon mit dem Etappensieg geliebäugelt. Dann aber überwog doch der Stolz auf die Leistung. "Wir haben wieder mal bewiesen, dass wir nicht umsonst die Wildcard bekommen haben", hieß es am Bus des polnischen Zweitdivisionärs.

Vor allem in der italienischen Radsportszene hatte die Nominierung von CCC Sprandi für Ärger gesorgt, bedeutete sie doch ein italienisches Team weniger beim 100. Giro d'Italia. Jan Hirt, der Protagonist selbst, war dann auch eher angetan von seiner Leistung. "Nein, so richtig enttäuscht kann ich nicht sein. Ich habe ein schönes Rennen gezeigt, habe in der Ausreißergruppe um den Tagessieg mitgekämpft", meinte er frisch geduscht am Bus zu radsport-news.

"Es war sehr schwer heute. das Peloton hat uns nicht richtig wegelassen. Ja, wenn sie vielleicht auf Dumoulon gewartet hätten, dann wäre das anders gekommen. Aber das ist Radsport", meinte Hirt schicksalsergeben. "Während des Rennens habe ich das allerdings gar nicht mitgekriegt. Erst hier am Ziel. Ob die Verfolger auf Dumoulin hätten warten sollen, kann ich nicht entscheiden. da müsste ich erst die Situation genauer kennen. Aber wenn sie genau in dem Moment attackiert hätten, wenn er sein Geschäft erledigen musste, dann wäre das nicht ok gewesen", lautete seine Einschätzung zum "shit gate" des Eosa Trikots..

Die Entscheidung für Hirt, in die Fluchtgruppe zu gehen, war eine pragmatische. "Ich habe mich gut gefühlt. Am Mortirolo ging eine große Gruppe. In einer großen Gruppe verliert man kaum mehr Energie als im Hauptfeld. Also bin ich mitgegangen. Ich hatte ja auch nichts zu verlieren", sagte der 26-jährige Tscheche, der sich bis um Umbrailpass bravourös schlug. "1,5 Kilometer  vor dem Ziel kamen dann Nibali und Quintana heran. 500 m vor dem Gipfel haben sie attackiert. Da konnte ich nicht mehr mitgehen, das war zu viel für mich", meinte er.

Dabei hielt Hirt von allen Ausreißern am längsten mit dem späteren Etappenzweiten Mikel Landa mit. "Er war heute der stärkste von uns. gegen ihn anzukommen war schwer. Aber stärker als Kruijswijk habe ich  mich schion gefühlt", sagte er stolz. "Später war ich dann in der Gruppe um Jungels und Mollema. In der Abfahrt habe ich nicht richtig etwas riskiert. Ich wusste, die hätten mich ohnehin eingeholt", sagte er und war sich am Dienstag der Konsequenzen seiner Energieleistung bewusst: "Morgen werde ich sicher geschafft sein. Die anderen aber auch, es war ja für alle hart, nicht nur für die Leute in der Gruppe. Mal sehen, was dann geht."

Angesprochen auf seine Ausbildung im Development Team von Quick Step erwiderte Hirt, der seit 2015 für CCC fährt und 2016 die Österreich-Rundfahrt gewann: "Was soll ich sagen? Es sah lange gut aus. Dann habe ich den Schritt ins Profiteam aber nicht geschafft. Manchmal braucht man im Leben auch Glück. Ich hatte das nicht. Auch das ist Radsport."

Mit dem Ausreißversuch auf der härtesten Giro-Etappe und als Elfter des Tagesklassements hat der Tscheche zumindest mal wieder auf sich aufmerksam gemacht. "Mal sehen, wie es weitergeht. Ich mag vor allem Etappenrennen", äußerte Hirt sich zu seiner beruflichen Perspektive.

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.12.2017Dumoulin will ein zweites “shit-gate“ vermeiden

(rsn) - Noch steht nicht fest, ob Tom Dumoulin im kommenden Jahr beim Giro d’Italia zur Titelverteidigung antreten wird. Sollte es dazu kommen, möchte der Niederländer auf jeden Fall Szenen wie be

01.06.2017Giro-Sieger Dumoulin in seiner Heimatstadt Maastricht geehrt

(rsn) - Tom Dumoulin ist am Mittwoch in Maastricht von Tausenden von Radsportfans gefeiert worden. Der Gewinner des diesjährigen Giro d’Italia präsentierte sein Rosa Trikot und die Trofeo Senza Fi

30.05.2017Gazetta: Nibali verzichtet zugunsten der Vuelta auf die Tour

(rsn) - Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) wird auf die Tour de France verzichten und stattdessen die Vuelta a España zu seinem nächsten große Ziel in diesem Jahr machen. Das meldete die Gazzetta de

30.05.2017Lastet auf dem Giro ein Triple-Fluch?

(rsn) - Nachdem Vincenzo Nibali am vergangenen Wochenende dabei gescheitert ist, seinen dritten Gesamtsieg beim Giro d’Italia einzufahren, drängt sich der Eindruck auf, dass ein Triple-Fluch auf de

29.05.2017Giro-Sieger Dumoulin rückt auf Rang drei der WorldTour-Rangliste vor

(rsn) - Mit seinem Gesamtsieg beim Giro d’Italia, wo er zudem noch zwei Etappenerfolge feiern konnte, hat sich Tom Dumoulin (Sunweb) vom 27. auf den dritten Platz der WorldTour-Einzelwertung verbess

29.05.2017Quintana bekam nicht das, was er wollte

(rsn) - "You can’t always get what you want“ lautet der Titel einer der berühmtesten Songs der Rockgeschichte. Das Stück von den Rolling Stones könnte Nairo Quintana - so er die "Stones" überh

29.05.2017Dumoulin: “Irgendwann will ich die Tour gewinnen“

Mailand (dpa) - Kaum war Tom Dumoulin in Mailand als erster niederländischer Sieger beim Giro d`Italia gekrönt, folgten auch schon die Fragen zur Tour de France. "Das Nächste sind ein Bier und Barb

29.05.2017Gaviria: "Diese Erfolge waren außerhalb meiner Fantasie"

(rsn) - Bereits beim letztjährigen Giro d´Italia lieferte die Quick-Step Floors-Mannschaft eine beeindruckende Vorstellung ab. Durch Marcel Kittel, Gianluca Brambilla und Matteo Trentin gewann das b

29.05.2017Van Emden brachte auch Dumoulins Übersetzung an ihre Grenze

(rsn) - Natürlich stand Tom Dumoulin (Sunweb) nach dem Giro-Abschlusszeitfahren in Mailand im Mittelpunkt der medialen Aufmerksamkeit. Schließlich hatte der 26-Jährige gerade seine erste Grand Tour

29.05.2017Nibali: "Ich habe mehr von mir selbst erwartet"

(rsn) - Zum großen Giro-Finale in Mailand konnte Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) die Hoffnungen der italienischen Fans auf seinen dritten Giro-Triumph nach 2013 und 2016 nicht erfüllen. Der 32-jäh

29.05.2017Viva il Giro d´Italia - so spannend war die Tour seit Jahren nicht

(rsn) - Vive le Tour de France - die Frankreich-Rundfahrt ist im Radsport das Maß der Dinge. Doch der Giro d´Italia hat mächtig aufgeholt und in Punkto Spannung der Frankreich-Rundfahrt wenigstens

28.05.2017Platz 16 beim Giro - Pömer sagt Konrad eine große Zukunft voraus

(rsn) - Mit einem weiteren Top-Ten-Ergebnis hat das deutsche Bora-hansgrohe-Team den 100. Giro d’Italia beendet. Jan Barta landete im abschließenden Zeitfahren von Monza nach Mailand auf dem sechst

Weitere Radsportnachrichten

23.11.2024Archibald und Richardson gelingt makelloser TCL-Auftakt

(rsn) – Katie Archibald, Emma Finucane, Matthew Richardson und Dylan Bibic heißen die ersten vier Führenden der diesjährigen Track Champions League. Das britische Trio und der Kanadier waren beim

23.11.2024Iserbyt krönt cleveres Zusammenspiel mit Vanthourenhout

(rsn) – Nachdem Fem van Empel (Jumbo – Visma) im Frauenrennen ihren Vorjahressieg wiederholen konnte, hat auch Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) beim Excact Cross in Kortrijk seinen Titel v

23.11.2024Van Empel ist bereit für den ersten Cross-Weltcup

(rsn) – Fem van Empel (Jumbo – Visma) hat nach ihrer Rennpause schnell wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden. Die Weltmeisterin gewann wie bereits im vergangenen Jahr den Exact Cross in Kortri

23.11.2024Dank Freiheiten bei Stevens für vier Teams im Einsatz

(rsn) – Hinter Tillman Sarnowski liegen zwei turbulente U23-Jahre. Der U19-Bundesliga-Gesamtsieger von 2022 hatte sich im Jahr darauf dem Team Dauner Akkon angeschlossen, das dann aber doch nicht wi

23.11.2024Scott David: Trotz Traumwerten keine WorldTour

(rsn) – “Mein Ziel ist ein WorldTour- oder ProTeam-Vertrag. Ich habe mir ein Limit von zwei Jahren gesetzt, so lange möchte ich es auf Kontinental-Niveau versuchen“, hatte Scott David im letzte

23.11.2024Red-Bull-Neuzugang Pithie will van der Poel herausfordern

(rsn) – Laurence Pithie gewann im Januar mit dem Cadel Evans Great Ocean Road Race sein erstes WorldTour-Rennen und beeindruckte bei den Frühjahrsklassikern. Der 22-jährige Neuseeländer belegte b

23.11.2024Olympia-Reservistin Pröpster: Gelingt bei TCL der nächste Schritt?

(rsn) – Mit drei Rennsiegen, dem zwischenzeitlichen Tragen des Führungstrikots und schließlich Gesamtrang zwei in der Sprint League hat Alessa-Catriona Pröpster bei der Track Champions League 202

23.11.2024Track Champions League: Format, Kalender, Punktesystem

(rsn) – Nach Olympia in Paris im Sommer und den Weltmeisterschaften im Oktober im dänischen Ballerup endet das internationale Bahnjahr an den kommenden drei Wochenenden mit der Track Champions Leag

23.11.2024Britisches Duo fordert Lavreysen und Andrews heraus

(rsn) – Mit Ausnahme der fehlenden deutschen Stars um die zweimalige Olympiamedaillengewinnerin Lea Sophie Friedrich hält die Auflistung der Athletinnen und Athleten der diesjährigen Sprintsaison

23.11.2024Wafler: Rückkehr nach Paris weckt Olympia-Erinnerungen

(rsn) - Tim Wafler hat es erstmals in das illustre Feld der Ausdauerfahrer der UCI Track Champions League geschafft. Der Österreicher startet am Samstagabend im Velodrome National in Saint-Quentin-en

23.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

22.11.2024Top-Favoritin? Archibald nach schwerem Jahr eine “7 von 10“

(rsn) – Katie Archibald ist die Königin der Track Champions League. 2021 und 2023 gewann sie jeweils souverän den Titel in der Endurance League und auch 2022 wäre das wohl gelungen, wenn sie dama

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine