9. Etappe, Natua – Chambéry, 181,5 Km, bergig

Königsetappe im Jura mit brutalen Steigungen

Von Lorenz Rombach

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Das Profil der 9. Etappe der Tour de France | Foto: Cor Vos

09.07.2017  |  (rsn) - Meist ist die Königsetappe der Frankreich-Rundfahrt den Alpen oder den Pyrenäen mit ihren mystischen Anstiegen wie Tourmalet, Galibier oder Peyressourde vorbehalten. Bei der 104. Auflage jedoch findet sie im Jura statt und das, obwohl die Etappe ihren höchsten Punkt bei "nur“ 1.504 Metern erreicht. 4600 Höhenmeter und drei extrem steilen Anstiege der Ehrenkategorie sorgen jedoch dafür, dass der 181,5 Kilometer lange Abschnitt einer  Königsetappe würdig ist, die entscheidenden Einfluss auf den weiteren Rennverlauf haben wird -, auch weil die Abfahrten mindestens genauso anspruchsvoll sind wie die insgesamt sieben Bergwertungen des Tages.

TagesTour: Die Etappe führt durch die Départements Ain, Haute-Savoie und Savoie in tendenziell südlicher Richtung. Zeit zum Einrollen gibt es dabei nicht, bereits nach 3,5 Kilometern passieren die Fahrer die erste von insgesamt sieben kategorisierten Bergwertungen, die Côte des Neyrolles (2. Kategorie, 3,2 Km, 7,2 Prozent). Von dort aus geht es noch weiter bergauf, bis bei Kilometer elf der Col de Bérentin (3. Kategorie, 4,1 Km, 6,1 Prozent) erreicht wird. Nach einem kurzen Hochplateaustück folgt eine längere Abfahrt nach Barage de Génissiat, wo es direkt in die Côte de Franclens (4. Kategorie, 2,4 Km, 6 Prozent) hineingeht. Nach einer kurzen Abfahrt beginnt kurz hinter Seyssel der brutale Anstieg zum Col de la Binche (HC, 10,5 Km, 9 Prozent), dessen Gipfel bei Kilometer 67,5 überquert wird.

Nach einer rasanten Abfahrt nach Viriue-Le-Petit wartet direkt der nächste Hammer, der Grand Colombier (HC, 8,5 Km, 9,9 Prozent), auch "La Directissime" genannt. Grund: mehrere Kilometer mit einer durchschnittlichen Steigung jenseits der elf Prozent und eine Rampe mit 22 Prozent. Nach einer erneut technischen und schnellen Abfahrt in Richtung Culoz, wo im vergangenen Jahr Jarlinson Pantano (Trek-Segafredo) siegte, gibt es eine nur kurze Verschnaufpause, ehe in Massignieu-de-Rives der Zwischensprint des Tages ansteht. Danach folgt mit der Côte de Jongieux (4. Kategorie, 3,9 Km, 4,2 Prozent) ein weiterer kleiner Anstieg als Vorgeschmack auf das, was noch folgt.

Kurz hinter Meyrieux-Trouet nämlich beginnt der letzte Anstieg des Tages zum Mont du Chat (HC, 8,7 Km, 10,3 Prozent), dessen Steigung nur auf dem ersten Kilometer unter acht Prozent fällt. Nach der waghalsigen Abfahrt nach Le Bourget-du-Lac, die bereits beim Critérium du Dauphiné für viel Wirbel sorgte, folgt noch ein 13 Kilometer langes Flachstück bis zum Ziel in Chambéry, auf dem Helfer oder kurzzeitige Allianzen Gold wert sein könnten.

KulTour: Im Norden des Zielortes Chambéry befindet sich der Lac du Bourget, mit einer Fläche von 44,5 km² Frankreichs größter Natursee. Aufgrund seiner reichen Flora und Fauna ist er bereits seit dem 19. Jahrhundert ein beliebtes touristisches Reiseziel. Die Ruhe der Natur und der Berge schienen auch den berühmten Philosophen Jean-Jacques Rousseau inspiriert zu haben. Der in Genf geborene Aufklärer lebte und wirkte zwischen 1729 und 1742 in Chambéry. Ein Denkmal und eine Mediathek erinnern noch heute an den großen Denker.

HisTourie: Der Mont du Chat mit seiner mörderischen Durchschnittsteigung von 10,3 Prozent war bisher nur einmal im Programm der Tour de France - und zwar im Jahre 1974. Damals konnte der Liebling der Franzosen, der "ewige Zweite“ Raymond Poulidor, den großen Eddy Merckx am Anstieg distanzieren. Der "Kannibale“ ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken, holte Poulidor gemeinsam mit Mariano Martinez und Gonzalo Aja auf der Abfahrt ein und siegte in Aix les Bains im Sprint. Insgesamt acht Etappen gewann der Belgier im Laufe dieser Tour de France und holte überlegen seinen fünften Tour-Sieg. Poulidor konnte sich mit einem stark herausgefahrenen Solo-Sieg auf dem Pla d’Adet trösten, die Tour sollte der Publikumsliebling jedoch nie gewinnen.

RSN-Prognose: Heute darf ein Feuerwerk erwartet werden. Die Königsetappe im Jura verspricht mit ihrem schweren Beginn und den für die Tour de France untypisch steilen Anstiegen Höchstspannung. Allen voran die kletterstarke Movistar-Mannschaft wird wohl versuchen, Fahrer in einer Fluchtgruppe zu platzieren, um Sky unter Druck zu setzten. Aber auch kletterstarke Ausreißer werden heute erneut ihre Chance wittern im Kampf um das Bergtrikot, für das es heute sehr viele Punkte zu holen gibt.

Dennoch spricht mehr dafür, dass die Favoriten den Etappensieg unter sich ausmachen. Nairo Quintana (Movistar) etwa wird angreifen müssen, um den Rückstand aufs Gebe Trikot zu verringern. Und auch Romain Bardet wird beim "Heimspiel" wohl in die Offensive gehen. Schließlich endet die Etappe am Sitz seiner Ag2R-Equipe. Auf dem Weg nach Chambéry wird zudem die schwere letzte Abfahrt eine große Rolle spielen. Und wie Chris Froome (Sky) im letzten Jahr auf der 8. Etappe nach Bagnères-de-Luchon gezeigt hat, kann man auch "downhill"  einiges an Zeit herausfahren.

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