18. Etappe, Briacon – Col d’Izoard, 179,5 Km, Bergankunft

Die Schwerste kommt zum Schluss!

Foto zu dem Text "Die Schwerste kommt zum Schluss!"
Das Profil der 17. Etappe der 104. Tour de France | Foto: A.S.O.

20.07.2017  |  (rsn) – Die dritte und letzte Bergankunft der 104. Tour de France ist zugleich die Schwerste. Nach knapp 180 Kilometern endet die zweite Etappe durch die Alpen am berühmten Col d’Izoard, einem Anstieg der Ehrenkategorie. Auf 2360 Metern Höhe haben Romain Bardet (AG2R) & Co. noch eine Chance, Chris Froome (Sky) das Gelbe Trikot streitig zu machen. Auch die bisher leer ausgegangenen kletterstarken Ausreißer werden heute noch einmal alles daransetzen, den ersehnten Sieg einzufahren.

TagesTour: Obwohl der Startort Briancon quasi am Fuß des Izoard liegt, beginnt der Anstieg erst bei Kilometer 165. Zunächst geht es nämlich in südlicher Richtung, zuerst abfallend dann leicht ansteigend, auf den Col de Vars zu. Einzig die kleine Côte des Demoiselles Coiffées (3. Kategorie) und der Zwischensprint in Les Thuiles stehen den Fahrern auf den ersten 100 Kilometern im Weg. Ab Jausiers bei Kilometer 106 steigt die Straße dann schon merklich an, der offizielle Teil des Anstieges beginnt jedoch erst bei Kilometer 120. Er ist 9,3 Kilometer lang und durchschnittlich 7,5 Prozent steil. Es folgt eine 18 Kilometer lange Abfahrt nach Guillestre, wo es direkt wieder leicht bergauf geht. Der Anstieg zum Col d’Izoard (HC, 14,1 Km, 7,3 Prozent) beginnt dann hinter dem Örtchen La Chapelue. Dabei ist insbesondere die zweite Häfte sehr steil. Die letzten sieben Kilometer weisen eine durchschnittliche Steigung von neun Prozent auf, wobei der letzte Kilometer mit mehr als zehn Prozent der Steilste ist.

KulTour: Die Gemeinde Briancon nahe der italienischen Grenze „profitierte“ im 17. Jahrhundert von ihrer strategisch wichtigen Lage auf dem Weg nach Italien. 1692 brannte die Oberstadt während eines Großbrandes fast vollständig nieder, wurde jedoch wieder neu aufgebaut, da der Baumeister Vauban die strategische wichtige Route sichern wollte. Das Festungssystem beinhaltet die Oberstadt, die Zitadelle und mehrere weitere, kleinere Festungen. Und für die Bewohner Briancons zahlte sich das aus: 1815 widerstanden die Anlagen während der Befreiungskriege dem Ansturm österreichischen Truppen und im Zweiten Weltkrieg versuchten die Italiener im Jahre 1940 vergeblich, die Stadt einzunehmen. Zusammen mit den anderen Festungsanlagen Vaubans gehört sie zum UNESCO-Weltkulturerbe. Doch auch für militärisch nicht interessierte Reisende bieten Bauten wie die Stiftskirche Notre-Dame aus dem 18. Jahrhundert, die Franziskanerkirche oder der schöne Place d’Armes, der von einer bunten Altstadt umgeben ist, wundervolle Gelegenheiten zum Verweilen.

HisTourie: Es ist das erste Mal, dass eine Etappe auf dem Izoard endet, der bereits 35 Mal im Programm der Tour de France stand. Erstmals im Jahre 1922, als der Belgier Philippe Thys als Erster den 2.360 Meter hohen Gipfel erreichte. Wer bei der Tour 2011 am Izoard stand, wurde Zeug einer heroischen Attacke, die viele an die alten Zeiten erinnerte, bevor der Radsport kalkulier- und berechenbar wurde. Gleich zu Beginn des Anstieges zum Izoard, dem zweiten Berg des Tages, attackierte Andy Schleck. Mehr als 60 Kilometer und zwei Anstiege der Ehrenkategorie hatte der Luxemburger da noch vor sich. Doch mit Hilfe seiner Teamkollegen Joost Posthuma und Maxime Monfort, die sich in der Gruppe des Tages befanden, und sich für ihren Kapitän zurückfallen ließen, baute er seinen Vorsprung bis zum Beginn des Schlussanstieges zum Col du Galibier auf mehr als vier Minuten aus. Im Ziel auf 2.645 Metern Höhe – der höchsten Bergankunft der Tour-Geschichte – hatte Schleck noch gut zwei Minuten Vorsprung auf die Favoritengruppe, die von seinem Bruder Fränk angeführt wurde.

In der Gesamtwertung lag er somit nur noch 15 Sekunden hinter dem Franzosen Thomas Voeckler, der mit einer unglaublichen Kletterleistung sein Gelbes Trikot noch einmal verteidigte. Obwohl Schleck im Abschlusszeitfahren noch von Cadel Evans abgefangen wurde, ging seine Attacke in die Tour-Geschichte ein. Er selbst wertete den zweiten Gesamtrang höher als seinen Sieg 2010, den er erst am Grünen Tisch errang, nachdem Alberto Contador wegen Dopings disqualifiziert wurde. Denn neben ihm auf dem Treppchen stand sein Bruder Frank und gemeinsam feierten sie den wohl schönsten Moment ihrer Radsport-Karriere.

RSN-Prognose: Die Organisatoren haben sich die schwerste und berühmteste Bergankunft für die letzte Bergetappe dieser Tour aufgespart und es ist davon auszugehen, dass es das erhoffte Spektakel geben wird. Die Favoriten werden wohl bis zum Anstieg zum Izoard warten, da zwischen Col de Vars und dem Fuß des Izoard-Anstieges noch ein längeres Tal folgt, dass leicht ansteigend ist – doch Andy Schleck hat gezeigt, wie man sein Team perfekt nutzen kann, um eine solche Attacke zu fahren. Der Etappensieg allerdings könnte auch an einen Ausreißer gehen, wenn eine große Gruppe auf den ersten gut 100 Kilometern einen Vorsprung herausfährt, der zumindest nahe an die zehn-Minuten-Marke herankommt.

Mehr Informationen zu diesem Thema

22.07.2017Der Kampf gegen die Uhr entscheidet über den Tour-Sieg

(rsn) – Auch wenn es nicht die letzte Etappe dieser Tour de France ist, so haben sich die Organisatoren trotzdem für heute ein ähnliches Szenario wie beim diesjährigen Giro d’Italia erhofft, be

21.07.2017Reichen die Kräfte der Sprinterteams noch für den längsten Tag?

(rsn) – Nach den beiden schweren Alpen-Etappen geht es auf dem längsten Teilstück der diesjährigen Tour de France 222,5 Kilometer durch die Lavendelfelder der Provence. Da die ersten fast 180 Kil

19.07.2017Erste Alpenetappe führt über das Dach der Tour

(rsn) – Die erste - und schwerere - der beiden Etappen in den Alpen endet zwar nicht mit einer Bergankunft; auf den 183 Kilometern stehen jedoch gleich drei legendäre Anstiege der Frankreich-Rundfa

18.07.2017Zwei in Eins: vom Zentralmassiv ins Rhône-Tal

(rsn) – Nach dem zweiten Ruhetag verlässt das Peloton heute das Zentralmassiv und macht sich durch das Rhône-Tal auf den Weg in Richtung Alpen. Dabei charakterisieren die Berge des Mittelgebirges

16.07.2017Das Zentralmassiv erneut ein gutes Pflaster für Ausreißer?

(rsn) – Auch heute werden die Sprinter keine Chance haben. Auf dem Weg durch das Zentralmassiv, das bereits vierte Gebirge, das die Tour in diesem Jahr ansteuert, stehen vier Bergwertungen auf dem P

15.07.2017Wer triumphiert an der "Mauer von Rodez“?

(rsn) – Das Peloton lässt die Pyrenäen hinter sich und macht sich auf dem Weg zum Zentralmassiv. Nachdem an den vergangenen beiden Tagen die Kletterer das Sagen hatten, gehört der heutige Tag den

14.07.2017Sorgt der neue Trend auch bei der Tour für ein Spektakel?

(rsn) – Endlich haben es auch die Organisatoren der Tour de France begriffen: Kurze, schwere Etappen in den Bergen sorgen meist  für mehr Spannung als die üblichen, extrem langen Teilstücke übe

12.07.2017Am Fuß der Pyrenäen die vorerst letzte Chance für die Sprinter

(rsn) – Bereits 58 Mal war Pau Zielort einer Tour-de-France-Etappe – lediglich Paris und Bordeaux liegen in dieser Liste vor der Stadt am Fuß der Pyrenäen. Heute jedoch steht keiner der berühmt

11.07.2017Ausreißerjagd durch die Dordogne

(rsn) – Nach den beiden schwere Etappen im Jura und dem wohlverdienten ers-ten Ruhetag dreht das Peloton auf der 10. Etappe eine Runde durch die Dordogne. Dabei führt die Strecke stets durch das gl

09.07.2017Königsetappe im Jura mit brutalen Steigungen

(rsn) - Meist ist die Königsetappe der Frankreich-Rundfahrt den Alpen oder den Pyrenäen mit ihren mystischen Anstiegen wie Tourmalet, Galibier oder Peyressourde vorbehalten. Bei der 104. Auflage jed

08.07.2017Jura-Auftakt wie geschaffen für mutige Ausreißer

(rsn) – Nach den Vogesen steht dem Peloton das nächste Mittelgebirge im Weg: das Jura. Bevor es am Sonntag so richtig ernst wird, wartet heute eine mittelschwere Etappe über drei kategorisierte An

07.07.2017Im Herzen von Burgund erneute Sprinterchance

(rsn) – Nur noch gut 170 Kilometer sind es von Troyes nach Paris, doch das Peloton der 104. Tour de France hat noch einiges mehr vor sich. Denn es geht ostwärts in Richtung Jura durch die weltberü

Weitere Radsportnachrichten

04.11.2024Krankheiten und Reisestress raubten die Freude am Radsport

(rsn) – Erst zur Saison 2023 wechselte Mountainbiker Pirmin Eisenbarth auf die Straße und sorgte in Diensten des deutschen Kontinental-Teams Bike Aid mit zahlreichen Spitzenplatzierungen für Furor

04.11.2024dsm-Profi Bevin stellt sein Rad in die Ecke

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.11.2024Van Anrooij an verengter Beckenarterie operiert

(rsn) - Shirin van Anrooij wird auf Einsätze in dieser Cross-Saison verzichten müssen. Wie die 22-jährige Niederländerin auf Instagram mitteilte, sei sie an einer verengten Beckenarterie ihres lin

04.11.2024Gemischte Gefühle nach größtem Karriereerfolg

(rsn ) – Nach zwei Jahren bei Lotto – Kern Haus wechselte Ole Theiler im vergangenen Winter zu Storck – Metropol, um sich in seinem letzten U23-Jahr als Kapitän für ein Profiteam zu empfehlen.

04.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

04.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.c

03.11.2024Ein Lernjahr mit einem großen Rückschlag

(rsn) – 2024 war ein Jahr mit Licht und Schatten für Fabian Steininger (Maloja Pushbikers). Der 24-jährige Österreicher ging in seine zweite Saison beim deutschen Kontinental-Team und fühlte si

03.11.2024Nys fliegt in Pontevedra zu seinem ersten großen Titel

(rsn) – Nach seinem schwarzen Tag in Pontchateau im letzten Jahr hat der Belgier Thibau Nys im spanischen Pontevedra zum Abschluss der Cross-Europameisterschaften seinen ersten großen Titel in der

03.11.2024Van Empel zum dritten Mal in Folge Europameisterin vor Alvarado

(rsn) – Fem van Empel heißt die alte und neue Cross-Europameisterin. Im spanischen Pontevedra schlug die Niederländerin bei sommerlichen Temperaturen im Sprintduell ihre Landsfrau Ceylin del Carme

03.11.2024Nach Haverdings Pech macht Michels die Titelverteidigung klar

(rsn) – Jente Michels ist bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda die Titelverteidigung im U23-Rennen der Männer gelungen. Der 21-jährige Belgier setzte sich auf dem technisch anspruchsvollen un

03.11.2024Gery sprintet aus Schreibers Windschatten zur Goldmedaille

(rsn) – Mit einem cleveren Auftritt hat sich Célia Gery bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda den Titel im Rennen der U23 Frauen gesichert. Die 18-jährige Französin verwies im Sprintduell die

03.11.2024Cross-EM: Agostinacchio bejubelt zweites Gold, Hofer Zweiter

(rsn) – Mit einem souveränen Auftritt hat sich der Italiener Mattia Agostinacchio bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda den Titel im Rennen der Junioren gesichert. Der 17-Jährige, der bereits

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine