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19.09.2017 | (rsn) - Im vergangenen Jahr wurden die UCI-Straßen-Weltmeisterschaften in der Gluthitze von Doha in Katar ausgetragen. Die morgen mit den Teamzeitfahren von Frauen und Männern beginnenden Titelkämpfe von Bergen in Norwegen dürften ein deutliches Kontrastprogramm dazu liefern.
Wenn vom 17. bis zum 24. September in der südnorwegischen Hafenstadt in insgesamt zwölf Disziplinen Medaillen vergeben werden, könnte es zu ähnlichen Szenen kommen, wie vor 24 Jahren, als in Norwegens Hauptstadt Oslo ein gewisser Lance Armstrong im strömenden Regen Profiweltmeister wurde und der spätere deutsche Tour-Sieger Jan Ullrich sich als jüngster Amateurweltmeister bei ähnlich widrigen Bedingungen in die Geschichtsbücher eintrug.
Das Wetter wird auch bei der 84. Auflage der Straßen-Weltmeisterschaften ein Thema sein. Für die kommenden Tage sind Temperaturen zwischen fünf und 15 Grad mit erhöhter Regenwahrscheinlichkeit für die zweite Wochenhälfte prognostiziert.
Zum "Klassikerfeeling“ beitragen dürfte auch die Streckenführung. Die Straßenrennen werden auf einem19,1 Kilometer langen Rundkurs ausgetragen, über dessen Schwierigkeit die Meinungen auseinandergehen. Fest steht, dass der 1,5 Kilometer lange und 6,4 Prozent steile Salmon Hill in der ersten Hälfte des Rundkurses die größte topografische Herausforderung sein wird. Ob der Kurs für die Sprinter zu schwer ist, muss sich zeigen.
Deutlich anspruchsvoller sind dagegen die Zeitfahren sowohl bei den Teams als auch den Einzelstartern. Tony Martin etwa dürfte es schwer fallen, seinen fünften Titel einzufahren, weil am Ende des nur 31,1 Kilometern langen Parcours der 3,4 Kilometer lange und 9,1 Prozent steile Schlussanstieg zum Mount Fløyen oberhalb von Bergen bewältigt werden muss.
Am Ruhetag, der nach den Zeitfahren am Donnerstag ansteht, wird auch eine weitreichende sportpolitische Entscheidung getroffen. Bei den Präsidentenwahlen muss sich Amtsinhaber Brian Cookson, der nach vier wechselhaften Jahren durchaus in der Kritik steht, dem französischen Herausforderer David Lappartient stellen.
Die Teamzeitfahren: Frauen und Männer tragen ihre Rennen auf einem 42,5 Kilometer langen Kurs aus, der auf dem Archipel Askøy gestartet wird und dann entlang der Küste nach Bergen hineinführt. Dabei ist der 1,4 Kilometer Birkelundsbakken zu bewältigen sowie weitere kleinere Anstiege - alles andere als ein Rollerkurs wie der von Doha. Favorisiert sind bei den Männern neben Titelverteidiger Quick-Step Floors der Vorjahreszweite BMC, Orica-Scott, Sky und Sunweb. Im Frauenrennen will Boels Dolmans den Vorjahreserfolg wiederholen und muss sich dabei gegen den Vorjahreszweiten Canyon-SRAM aus Deutschland behaupten. Medaillenchancen hat auch das zweite deutsche Team Cervélo Bigla, das 2016 in Doha überraschend Bronze gewann.
Die Einzelzeitfahren: Die Einzelzeitfahren werden auf zwei unterschiedlich langen Rundkursen ausgetragen. Die Juniorinnen absolvieren die kurze, 16,1 Kilometer lange Runde, die Junioren und die Frauen die längere über 21,1 Kilometer. Das U23-Rennen sieht je eine kurze und eine lange Runde vor (37,2 km). Die Männer fahren zweimal die kurze Runde - wobei es nach zwei Dritteln der zweiten Runde in den steilen Schlussanstieg hineingeht. Die Renndistanz beträgt nur 31,1 Kilometer und ist damit sechs Kilometer kürzer als die der U23. Während der 32-jährige Martin nur Außenseiterchancen hat, dürfte der Parcours dem Niederländer Tom Dumoulin, dem Australier Rohan Dennis und auch dem Briten Chris Froome entgegenkommen. Bei den Frauen favorisiert sind Titelverteidigerin Amber Neben sowie die Niederländerinnen Ellen van Dijk und Annemiek van Vleuten, die Neuseeländerin Linda Villumsen sowie die Deutsche Lisa Brennauer.
Die Straßenrennen: Die Wettbewerbe der Juniorinnen (4 Runden, 76,4 km) der U23 (10 Runden, 191 Km) und der Frauen (8 Runden, 152,8 km) werden auf dem Stadtkurs in Bergen ausgetragen. Die Junioren und Männer starten in Rong und erreichen nach rund 40 Kilometern den Stadtkurs, wobei die Junioren nach der ersten Zieldurchfahrt noch fünf Runden zurückzulegen haben und die Männer deren elf.
Bei den Profis gibt es eine ganze Reihe von Favoriten - an erster Stelle natürlich Titelverteidiger Peter Sagan, der als erster Profi überhaupt dreimal in Folge das Regenbogentrikot erobern will. Gute Aussichten auf WM-Gold haben aber auch Greg Van Avermaet und Philippe Gilbert, die das glänzend besetzte belgische Team anführen, der Kolumbianer Fernando Gaviria, der Australier Michael Matthews, der Pole Michal Kwiatkowski, die Italiener Diego Ulissi und Matteo Trentin sowie die Norweger Alexander Kristoff und Edvald Boasson Hagen, die vor heimischem Publikum für den zweiten norwegischen WM-Titel nach Thor Hushovd 2010 sorgen wollen. Die deutschen Hoffnungen ruhen auf den Schultern von John Degenkolb. Ob der Oberurseler, WM-Vierter von Valkenburg 2012, nach seinem frühen Vuelta-Aus noch rechtzeitig in Form kommt, scheint fraglich.
Im Frauenrennen scheint kein Weg an den Niederländerinnen vorbeizuführen, die mit Marianne Vos, Annemiek van Vleuten und Anna van der Breggen gleich drei heiße Eisen im WM-Feuer haben. Aber nicht nur deshalb wird es für Amalie Dideriksen schwer, ihren Sensationssieg vom vergangenen Jahr zu wiederholen. Die Dänin bekommt es zudem mit Elizabeth Deignan, der Weltmeisterin von 2015, den US-Amerikanerinnen Megan Guarnier und Coryn Rivera sowie mit den Italienerinnen Elisa Longo Borghini und Giorgia Bronzini zu tun. Die deutschen Hoffnungen ruhen mal wieder auf Lisa Brennauer und Trixi Worrack, doch vielleicht kann auch die aufstrebende Deutsche Meisterin Lisa Klein in den Kampf um die Medaillen eingreifen.
Der WM-Zeitplan
Sonntag, 17. September 2017
12:05 – 13:55 Uhr - Mannschaftszeitfahren Elite Frauen 42,5 km
15:35 – 17:25 Uhr - Mannschaftszeitfahren Elite Männer 42,5 km
Montag, 18. September 2017
10:35 – 11:50 Uhr - Einzelzeitfahren Juniorinnen 16,1 km
13:05 - 17:35 Uhr - Einzelzeitfahren Männer U23 37,2 km
Dienstag, 19. September 2017
11:35 - 13:30 Uhr - Einzelzeitfahren Junioren 21,1 km
15:35 - 17:15 Uhr - Einzelzeitfahren Elite Frauen 21,1 km
Mittwoch, 20. September 2017
13:05 - 17:45 Uhr - Einzelzeitfahren Elite Männer 31,0 km
Donnerstag, 21. September 2017: Keine Wettkämpfe
Freitag, 22. September 2017
10:05 - 12:15 Uhr - Straßenrennen Juniorinnen (4 Runden) 76,4 km
17:55 - 18:25 Uhr - Straßenrennen U23 (10 Runden) 191,0 km
Samstag, 23. September 2017
09:30 -12:45 Uhr - Straßenrennen Junioren (5 Runden plus 40 km) 135,5 km
13:15 - 17:15 Uhr - Straßenrennen Elite Frauen (8 Runden ) 152,8 km
Sonntag, 24. September 2017
10:05 - 16:50 Uhr - Straßenrennen Elite M (12 Runden plus 40 km) 276,5 km
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