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16.07.2018 | (rsn) - Jens Voigt begleitet für NBC Sports auch die 105. Tour de France. Radsport-news.com traf den früheren Ausreißerkönig, Träger des Gelben Trikots und zweimaligen Tour-de-France-Etappensieger nach der 9. Etappe von Arras nach Roubaix und sprach mit ihm über das Roubaix-Spektakel, Sieger John Degenkolb und die Vorgänge bei Katusha-Alpecin.
Was sagen Sie zur heutigen Etappe?
Jens Voigt: "Ich muss nicht mehr Rad fahren. Heute war ich auf der richtigen Seite", antwortet Voigt und lacht, um dann ernster fortzufahren: "Ich war ja nie ein Fan solch spektakulärer Etappen. Na klar machen die ein Riesenspektakel für die Zuschauer oder für mich als Kommentator. Es ist leicht, darüber zu berichten. Man muss ja nur warten, bis einer stürzt oder einen Defekt hat. Das ist aber nicht das, was wir in der Tour sehen wollen. Wir wollen den besten Fahrer sehen, der gewinnt und nicht den, der das meiste Glück hatte oder die wenigste Angst in der Abfahrt. Ich bin zwiegespalten, wenn es um Etappen wie heute geht. Ich denke, fünf bis acht Pavéstücke kann man machen und die vielleicht durch eine vorherige Selektion so gestalten, dass nicht alle 170 Fahrer gleichzeitig völlig verzweifelt auf das erste Pflasterstück zurasen. Kurzgefasst: Ein großartiges Spektakel, aber für die Fahrer nicht schön!"
Hat heute mit John Degenkolb der glücklichste oder der beste Fahrer gewonnen?
Voigt: "Das John stark ist, hat sich schon angedeutet. Er war bei verschiedenen Sprints vorne dabei. Vielleicht fehlt ihm ein wenig die Explosivkraft, die Endschnelligkeit. Aber er war schon immer dicht dran. Heute waren die Sprinter nicht mehr da und er konnte als ehemaliger Roubaix-Sieger seine ganze Routine ausspielen. Er war einfach der schnellste der drei."
Degenkolb musste den Sprint von der Spitze fahren, weil weder Van Avermaet noch Lampaert in die Führung gehen wollten.
Voigt: "Ich habe auch schon solche Sprints gewonnen. John hat das sehr gut gemacht. Lehrbuch Seite 1! Du musst eine Seite zu machen, damit du dich nur noch nach einer Seite umdrehen musst. Dumm ist, wenn du in der Mitte fährst, dann können sie an beiden Seiten vorbeifahren. John hat an der Bande eine Seite zu gemacht. Sehr gut! Dann hat er einfach auf seinen Sprint vertraut. Er hat etwas mehr Punch als die anderen. Sobald einer von ihnen antrat, beschleunigte John auch. Ich finde ja auch, solange du vorne bist, müssen sie erst mal vorbeifahren. John hat das heute gut und clever gemacht!"
Ihre Meinung zu Katusha-Alpecin?
Voigt: "Ich weiß gar nicht, ob das alles leistungsmäßige Ursachen hat, oder ob da etwas in der Teampolitik oder im Teamgeist nicht richtig stimmt. Ich verfolge das ganz gespannt und versuche mir einen Reim darauf zu machen. Interessant, ob der Vertrag von beiden Seiten durchgehalten wird. Es geht gar nicht, wenn der Sportliche Leiter an die Öffentlichkeit tritt und seinen Leistungsträger abkanzelt. Das wäre ja fast so, als wenn Oliver Bierhoff in die Öffentlichkeit gegangen und den Mesut Özil kritisiert hätte“, sagte er augenzwinkernd. "Das macht man doch nicht! Das hat keine Klasse und die Vertrauensbasis ist ja dann zerstört."
Die Kritik von Dimitri Konyshev kam direkt vor der Etappe, die Kittel auf den Leib geschneidert schien.
Voigt: "Auf der anderen Seite sind die Profis keine kleinen Jungs mehr, die in der Schule eine Fünf geschrieben und Angst vor den Eltern haben. Das sind erwachsene Berufsfahrer, die auch ein wenig Druck aushalten müssen. Man akzeptiert einen großen Vertrag, dann akzeptiert man auch große Verantwortung und eine permanente Öffentlichkeit, der man sich in guten und auch schlechten Zeiten erklären musst. Das ist ein Teil des Geschäfts. Trotzdem ist es keine gute Aktion, von der eigenen Mannschaft so in der Öffentlichkeit hängen gelassen zu werden."
Ist Marcel Kittel nicht in Form?
Voigt: "Das hat sich schon in Kalifornien angedeutet. Gut, da waren viele gute Sprinter, aber es gab vier Sprintetappen. Davon hat er keine gewonnen. Das war schon mal kein guter Start in die Tourvorbereitung. Marcel macht viel mit seinem Kopf. Vielleicht noch mehr als andere Sprinter. Wenn es einmal für ihn läuft, ist er fast unschlagbar. Wenn es aber ein-, zweimal für ihn nicht läuft, kann er fast nicht mehr gewinnen. Das Selbstvertrauen hat er im Moment nicht, zumal sein Zug nicht richtig funktioniert. Er hat schon zwei Fahrer verloren. Da muss man schauen, ob er sich als Einzelkämpfer durchboxen kann. Er hat ja immer noch den treuen Rick Zabel an seiner Seite. Ob die zwei sich mal an Sagans oder Gavirias Zug ran hängen können? Es muss schon eine couragierte Einzelaktion werden."
(rsn) – Vor vier Jahren mussten die Starter der Tour de France letztmals Kopfsteinpflaster-Passagen unter die Räder nehmen. Am . Juli 2018 holte sich Degenkolb in Roubaix nach 156,6 Kilometern inkl
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