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22.08.2018 | (rsn) - Im Hintergrund das wuchtige Reiterstandbild Wilhelms I. Davor am Deutschen Eck in Koblenz hunderte von Zuschauern, die den 131 Profis einen warmen und herzlichen Empfang bereiteten. So begann nach zehn Jahren Pause bei strahlendem Sonnenschein und über 30 Grad im Schatten die neue Deutschland Tour.
Nicht nur die Fans, sondern auch die Radprofis, die mit der Seilbahn von der Festung Ehrenbreitstein zur Mannschaftspräsentation hinab schwebten, waren vom Veranstaltungsort am Zusammenfluss von Rhein und Mosel mehr als angetan. "Mit der Seilbahn zu einer Team-Präsentation zu fahren, das macht man auch nicht so oft. Da können sich andere Rennen eine Scheibe von abschneiden“, so Sprinter André Greipel (Lotto Soudal) von der Auftaktveranstaltung. Zehn Jahre nach seinem letzten Tagessieg bei seinem Heimrennen, als er die 5. Etappe nach Mainz gewann, greift der Hürther heute auf der 1. Etappe nach Bonn erneut nach dem Sieg.
Auch bei Marcel Kittel (Katusha-Alpecin) hinterließ die Schwebebahn einen großen Eindruck. "Ich bin noch nie mit einer Gondel zur Teampräsentation angereist. Das war schon cool. Von oben hat man eine gute Aussicht und sieht schon die Bühne, sieht die Leute, wie sie abfeiern. Das bringt die richtige Vorspannung für die nächsten Tage“, lobte der 14-malige Etappensieger der Tour de France, der sich auch über die vielen Zuschauer freute: "Die Präsentation war schon mal richtig cool, die Location super schön und wir hatten eine gute Stimmung. Jetzt freue ich mich auf morgen. Das macht Lust auf mehr!“
Vielleicht macht ihnen aber ein Jungstar einen Strich durch die Rechnung! Denn ganz und gar keine Angst vor ihren großen Namen hat Pascal Ackermann (Bora-hansgrohe). Der Deutsche Meister und Shootingstar des Jahres setzt alles daran, Greipel und Kittel den Start zu vermiesen. "Ich haben einen Riesenrespekt vor den beiden, die früher meine Idole waren. Aber mein Ziel ist, sie zu schlagen“, erklärte der 24-jährige Pfälzer aus Kandel selbstbewusst nach sechs Siegen in diesem Jahr. Ackermann will beweisen, dass die Erfolgekeine Eintagsfliegen waren: "Wir sind hier, um zu gewinnen. Ich denke, wir haben den besten Lead-Out-Train mit Rüdi (Rüdiger Selig), Schilli (Andreas Schillinger) und Pfingsti (Christoph Pfingsten). Deshalb gehe ich davon aus, dass wir das machen können.“
Allerdings wunderten sich die Fans am Deutschen Eck, dass sein Team Bora-hansgrohe während der Vorstellung nur zu fünft auf der Tribüne stand. Es fehlte Peter Kennaugh, dessen Flug kurzfristig gestrichen worden war. Bis zum Start sollte der Brite aber in Koblenz eingetroffen sein.
Schon da war Tour de France-Sieger Geraint Thomas (Sky) , der nach seinem Überraschungserfolg noch keine Zeit zum Durschnaufen hatte und deshalb wohl auch nicht zu den Anwärtern auf den Gesamtsieg zu zählen ist: "Die zwei Wochen seit der Tour de France waren wahnsinnig. Ich habe keine zwei Tage hintereinander im selben Land verbracht. Ich fühle mich etwas müde, freue mich aber trotzdem wieder auf den Rennbetrieb. Ich habe mir die Profile der vier Etappen angeschaut. Zum Glück beginnt die Rundfahrt nicht so schwer, die Berge kommen erst später. Wir haben ein gutes Team am Start, ich werde das Rennen genießen und versuchen, meinem Team zu helfen", kündigte der Waliser an.
Dass der vom Publikum begeistert aufgenommene Thomas startet, ist für BDR-Präsident Rudolf Scharping der Beweis dafür, welchen Stellenwert die reanimierte Rundfahrt gleich wieder genießt. "Dass Geraint Thomas und auch der Tourzweite Tom Dumoulin hier sind, zeigt den Stellenwert und das Potenzial de Deutschland Tour“, sagte der Vorsitzende des deutschen Verbands, der übrigens gegenüber dem Deutschen Eck in Lahnstein aufgewachsen war, zu radsport-news.com.
Teamkollege von Thomas ist Christian Knees, der schon 2005 seine erste Deutschland Tour fuhr und auch bei der letzten 2008 dabei war. "Ich habe das Rennen, als einer der wenigen, der die alte Austragung noch kennt, gute Erinnerungen an die Rundfahrt und freue mich nun um so mehr, dass sie wieder zurück ist. Ich hoffe, dass es ein schönes Rennen wird und wir darauf aufbauen können, um es in Zukunft noch etwas größer machen zu können“, sagte er zu radsport-news.com. Um nach einem Rundumblick zu ergänzen: "Wobei der Start ja schon wirklich groß aufgezogen ist.“
Die alte Deutschland Tour kennt natürlich auch noch Erik Zabel. Auch der ehemalige Weltranglistenerste und zwölfmalige Etappensieger der Tour de France war vom Comeback in Koblenz beeindruckt. "Vier Tage sind ein guter Start. Ich hoffe, dass die Rundfahrt angenommen wird, damit in den nächsten Jahren darauf aufgebaut werden kann und wir bald wieder mehr Etappen bekommen“, sagte er gegenüber radsport-news.com.
Riesigen Applaus bekam übrigens einer, der gar nicht am Start steht. Jens Voigt wurde von den Zuschauern begeistert begrüßt, als er ganz am Schluss auf die Bühne gebeten wurde. Der ehemalige Ausreißerkönig der Tour de France gibt seine Freude am Radsport an die jüngsten weiter. Der Brandenburger betreut die Kinder-Reporter, damit es auch in vielen Jahren noch eine Deutschland Tour gibt.
Denn alle, mit denen radsport-news.com gesprochen hat, hoffen, dass die Deutschland Tour so schnell nicht wieder in der Versenkung verschwindet!
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