Petition für 5 Einladungen zur Tour gestartet

Wildcards: Segen und Fluch für die ProContinental-Teams

Von Felix Mattis

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André Greipel (Arkéa - Samsic) kann sich noch nicht ganz sicher sein, ob sein Team bei der Tour de France 2019 dabei sein wird. | Foto: Cor Vos

07.02.2019  |  (rsn) - Der Kampf um die Wildcards bei den wichtigsten Rennen, Jahr für Jahr ist er für die Teams der zweiten Kategorie, die sogenannten ProContinental-Rennställe, von existenzieller Bedeutung. Viele Sponsoren stellen im Herbst ihre Gelder in der Hoffnung zur Verfügung, dass ihre Mannschaft in der kommenden Saison bei Tour de France, Giro d'Italia, Paris-Roubaix, Flandern-Rundfahrt und Co. am Start stehen wird - obwohl die endgültige Entscheidung darüber erst im Januar oder Februar fällt.

Ein schwerer Tiefschlag droht dementsprechend in den kommenden Wochen einem der französischen ProContinental-Teams. Denn die Tour de France hat zwei ihrer vier Wildcards bereits an Cofidis sowie Wanty - Gobert vergeben und muss sich für die Einladungen Nr. 3 und 4 nun zwischen Arkéa - Samsic mit Warren Barguil und André Greipel, Direct Energie mit Lilian Calmejane und Niki Terpstra oder Vital Concept - B&B Hotels mit Bryan Coquard und Pierre Rolland entscheiden. Der Equipe Delko Marseille Provence sind trotz des Ruhetags in Nimes, der Nachbarstadt von Marseille, kaum Chancen zuzurechnen.

Im vergangenen Jahr blieb Vital Concept außen vor, wofür die ASO in Frankreich scharf kritisiert wurde. Doch wie die Tour-Veranstalter sich auch entscheiden, Kritik ist ihnen dafür im Winter immer sicher. Hätte man die belgische Equipe Wanty - Gobert nicht berücksichtigt und dafür vier französische Teams eingeladen, hätte man sich vom internationalen Publikum anhören müssen, Franzosen zu bevorteilen.

Der durchaus umstrittene französische Radsport-Experte Antoine Vayer - ehemaliger Trainer beim Skandal-Team Festina und heute bekannt durch seine Hochrechnungen in Sachen Wattleistungen von Fahrern und deren Einstufung als "menschlich" oder "unmenschlich" - hat daher jetzt eine Petition gestartet, um die ASO aufzufordern, fünf anstatt vier Teams zur "Großen Schleife" einzuladen.

ASO würde durch 5. Wildcard Streit mit der UCI riskieren

Er argumentiert, dass bis vor zwei Jahren das Peloton bei Grand Tours aus 198 Mann bestand, weil damals noch 22 Teams mit je neun Fahrern am Start standen. Nun sind nur noch acht Fahrer pro Team zugelassen, also 176 Fahrer. Allerdings ist die Zahl 176 auch per UCI-Regularien inzwischen als maximale Teilnehmerzahl für WorldTour-Rennen festgesetzt. Durch eine fünfte Wildcard würde die ASO gegen UCI-Regularien verstoßen.

In Italien hat die Vergabe der Wildcards für den Giro d'Italia vor knapp zwei Wochen bereit für jenen Ärger gesorgt, der ASO und Tour de France noch bevorsteht. Denn RCS vergab seine Wildcards an Androni Giocattoli - Sidermec, als Gesamtsieger des italienischen Ciclismo Cups automatisch qualifiziert, sowie an Bardiani - CSF, Nippo - Vini Fantini und die Israel Cycling Academy. Neri Sottoli - Selle Italia -KTM um Giovanni Visconti wurde nicht berücksichtigt und muss seinen Geldgebern nun erklären, dass man zwar dankbar für die Unterstützung sei, deren Marken aber beim italienischen Saisonhöhepunkt und im weltweiten Fernsehen nicht werde präsentieren können.

Ab 2020 gelten neue Regeln

Ab der Saison 2020 hat die UCI mit überarbeiteten Regularien versucht, das Szenario für die Teams planbarer zu machen. Zwei der vier Wildcards müssen dann an die beiden bestplatzierten Teams der UCI Europe Tour 2019 vergeben werden. Die zwei weiteren Wildcards können aber weiterhin frei vergeben werden, weil sich die Rennveranstalter schon seit Jahrzehnten auf eine komplett bindende Regelung nicht einlassen wollen.

Die ASO hat ihre ersten beiden Wildcards für die Tour de France 2019 übrigens im Januar bereits den erst im nächsten Jahr gültigen UCI-Regeln entsprechend an Wanty - Gobert und Cofidis, Erster und Zweiter der Europe Tour 2018, vergeben. Daran, dass sich entweder Jean René Bernaudeau (Direct Energie) oder Emmanuel Hubert (Arkéa - Samsic) oder Jerome Pineau (Vital Concept - B&B Hotels) bald als Team-Manager mit einer sehr schlechten Nachricht an seine Sponsoren wird wenden müssen, ändert das aber nichts.

Wann müssen die ProConti-Fahrer in Top-Form sein?

Übrigens: Für die Fahrer der "Zweitligateams" bedeutet die Situation, dass sie ihre Saison unter Umständen ganz anders planen müssen als die der WorldTour. Es macht wenig Sinn, sich in der Saison-Vorbereitung voll auf einen Form-Peak im Juli einzustellen, wenn die Wildcard für die Tour de France nicht eintrudelt.

Besonders schwer traf es da zuletzt Coquard: Nachdem er bei der Tour 2016 noch als kommende französische Sprint-Hoffnung gefeiert wurde, ließ ihn zunächst Teamchef Bernaudeau 2017 außen vor, weil bereits klar war, dass Coquard das Team am Saisonende verlassen würde - und 2018 ging Coquards neuer Rennstall Vital Concept bei der Wildcard-Vergabe leer aus.

In zwei Jahren hintereinander bereitete sich der 26-Jährige voll auf die Tour vor, durfte aber genau dann nicht fahren, als er Top-Form hatte. ProContinental-Fahrer sind daher gut beraten, ihre Saisonplanung breiter aufzustellen, mit dem Nachteil, dass sie bei den großen Höhepunkten nicht ganz so "scharf" sind wie die voll auf dieses Rennen ausgerichteten WorldTour-Asse.

Ob sich Arkea-Neuzugang Greipel auch schon solche Gedanken gemacht hat?

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