Däne triumphiert solo bei Lüttich-Bastogne-Lüttich

Fuglsang vollendet in Schleck-Manier seinen Ardennen-Countdown

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Fuglsang vollendet in Schleck-Manier seinen Ardennen-Countdown"
Jakob Fuglsang (Astana) hat das 105. Lüttich-Bastogne-Lüttivh gewonnen. | Foto: Cor Vos

28.04.2019  |  (rsn) - Es sei das beste Frühjahr seiner Karriere, hatte Jakob Fuglsang bereits am Vorabend der 105. Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich die Reporter wissen lassen. Seine Einschätzung ließ sich eindrucksvoll mit Ergebnissen unterfüttern, Fuglsang erreichte bei allen seinen drei Klassikerstarts in dieser Saison bei der Strade Bianche (zweiter Platz), dem Amstel Gold Race (dritter Platz) und dem Flèche Wallonne (zweiter Platz) das Podium. Nie war er zu diesem Zeitpunkt besser unterwegs gewesen. Der einzige Haken aus Sicht des Dänen: Bis auf den Gesamtsieg bei der Ruta del Sol und einen Etappensieg bei Tirreno-Adriatico entsprangen seiner “super Form“ keine super Siege.

Der Grund dafür ist schnell gefunden und Franzose: Julian Alaphilippe. Bei der Strade Bianche bezwang der Profi aus der Equipe Deceuninck - Quick-Step seinen Kontrahenten in der finalen Schlusssteigung, beim Amstel Gold Race vergaben beide den Sieg auf den letzten hundert Metern wegen taktischer Geplänkel und beim Flèche war Alaphilippe erneut im Bergaufsprint den Tick schneller.

Alaphilippe wünscht Fuglsang den Sieg

Der Radsport folgt dabei gelegentlich einer sehr einfachen Logik. Fuglsang musste in der Theorie nur Alaphilippe distanzieren, dann würde einem Sieg nichts mehr im Weg stehen. Bei Lüttich-Bastogne-Lüttich ging diese Rechnung auf, Fuglsang gewann bei seiner zehnten Teilnahme das Rennen nach einem Solo über zwölf Kilometer – Alaphilippe lag zu diesem Zeitpunkt bereits zu weit zurück. Nach Aussagen von Fuglsang im dänischen Fernsehen zeigte sich sein Dauerrivale schon vorzeitig als fairer Verlierer: "An einem Punkt vor der Côte de la Redoute war Alaphilippe neben mir und wusste, dass er nicht gewinnen würde, also sagte er mir: 'Ich hoffe, du gewinnst heute'."

Dabei beurteilte Fuglsang den neuen Kurs des Klassikers im Vorfeld nicht zu seinem Vorteil. In den Vorjahren endete Lüttich-Bastogne-Lüttich stets nach der Côte de Saint-Nicolas kurz vor dem Ziel im Vorort Ans, diesmal verlegten die Veranstalter das Ziel nach Lüttich hinein – mit der letzten Steigung 15 Kilometer vom Ziel entfernt. Mit seinen Qualitäten hätte er das alte Finale bevorzugt, sagte er noch am Vortag. Im Rennen erwies sich Fuglsang jedoch selbst auf dem neuen Kurs als unschlagbar, inklusive seines Teams.

Der zweite dänische Sieger

"Ich weiß nicht, warum es so lange gedauert hat, aber diese Saison kommt irgendwie alles zusammen und es läuft perfekt. Auch das Team ist wirklich stark und hat mich perfekt für das Finale an der Côte de la Roche-aux-Facons in Position gebracht“, sagte Fuglsang, nach Rolf Sörensen 1993 der zweite dänische Sieger des Rennens. Im bis zu 17 Prozent steilen Anstieg parierte er erst einen Antritt von Michael Woods (EF Education First), blickt sich um, schaute auf seine Konkurrenten um und ließ die meisten davon kurz mit einem eigenen Antritt stehen. Nur Woods und Davide Formolo (Bora – hansgrohe) hielten noch kurz sein Hinterrad, in einer weiteren Welle zwei Kilometer später verloren der Kanadier und der Italiener ebenfalls den Kontakt.

Fuglsang hatte den Kurs drei Tage vorher mit dem Rad inspiziert und wusste, dass er nicht länger würde warten können: “Ich musste für eine Selektion sorgen.“ Die Côte de la Roche-aux-Facons als letzte Steigung bot die perfekte Gelegenheit dazu. Fuglsang erklärte den Scheitelpunkt der Steigung zu seiner imaginären Ziellinie: “Wenn ich dort in einer Gruppe gewesen wäre, hätte ich nicht gewonnen. Ich wollte aber unbedingt gewinnen. Daher gab ich alles.“

Gute Radbeherrschung rettet den Sieg

Bereits im Vorjahr legte Bob Jungels an gleicher Stelle den Grundstein für seinen späteren Sieg, Fuglsang fühlte sich aber an einen anderen luxemburgischen Sieger erinnert, Andy Schleck. 2009 gewann der Luxemburger das Rennen auf dem alten Kurs ebenfalls als Solist nach einer Attacke an der Côte de la Roche-aux-Facons – Fuglsang war damals sein Teamkollege. “Die Art und Weise hat mich inspiriert. Ich bin ein ähnlicher Fahrertyp. Natürlich habe ich nicht seine Ergebnisse erreicht, aber ich bin wie er kein schneller Fahrer oder Sprinter. Und wenn jemand wie er gewinnen kann, glaubst du auch an deine Chance“, sagte Fuglsang.

Kein Gegner schien ihn an diesem Tag gefährlich zu werden, dafür sorgten aber die nassen Straßenverhältnisse für einen kurzen Schockmoment. In einer kleinen Abfahrt durch ein Waldgebiet rutschte Fuglsang 4,5 Kilometer vor dem Ziel in einer Kurve das Hinterrad weg, der ehemalige U23-Weltmeister im Mountainbiking blieb aber mit guter Reaktion auf dem Rad. “Das war ein kniffliger Moment, gab mir aber noch etwas Adrenalin für das letzte Stück“, sagte hinterher ein grinsender Fuglsang in dem erleichternden Wissen, diesen Moment glimpflich überstanden zu haben.

Der restliche Weg zum Ziel als Solist war hingegen “ein unglaubliches Gefühl und der perfekte Abschluss für die Ardennen-Klassiker.“ Denn die drei Rennen beendete er quasi in Countdown-Manier auf den Plätzen 3,2 und 1. Seine Frau hatte übrigens das Ergebnis vorhergesagt und ihn zum Sieg motiviert. “Ich werde nun öfters auf sie hören, versprochen“, sagte Fuglsang.

Mehr Informationen zu diesem Thema

03.05.2019Kein Giro d´Italia für Weltmeister Valverde

(rsn) - Der Spanier Alejandro Valverde (Movistar) wird wegen eines Knochenödems am Kreuzbeins nicht am 102. Giro d’Italia teilnehmen können, der am 11. Mai mit einem Zeitfahren in Bologna beginnt.

30.04.2019Trainingssturz: Valverdes Giro-Start in Gefahr

(rsn) - Der Giro-Start von Weltmeister Alejandro Valverde (Movistar) ist nicht mehr sicher. Wie sein spanischer Rennstall am Dienstag via Pressemitteilung meldete, ergaben Untersuchungen in der Heimat

30.04.2019Dumoulin: “Schlechter als in den letzten zwei Jahren“

(rsn) - Am 11. Mai will Tom Dumoulin in Bologna den Kampf um das Rosa Trikot aufnehmen, um sich nach dem Gesamtsieg 2017 und Rang zwei im vergangenen Jahr wieder die Krone beim Giro d´Italia aufzuset

29.04.2019Gaudu hält in Lüttich die Trikolore hoch

(rsn) - Mit einer Überraschung endete aus französischer Sicht die 105. Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich. Nicht Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step), am Mittwoch noch Titelverteidige

29.04.2019Konrad ging mit seiner Attacke zu früh ins Risiko

(rsn) - Nach einer starken Woche im Baskenland ging es für Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) zu den drei Ardennen-Klassikern, wo der Niederösterreicher wieder einmal mehr unter Beweis stellte, das

28.04.2019Schachmann genießt “die beste Saison meiner Karriere“

(rsn) - Am Ende holte Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) noch einmal alles aus sich heraus. Wie entfesselt riss er an seinem Unterlenker, stampfte in die Pedale und gewann den Sprint der Verfo

28.04.2019Fuglsang trotzt Regen, Kälte und allen Gegnern

(rsn) - Die Zielanfahrt wurde geändert, um den Sprinter-Teams die Chance zu geben, nach dem letzten Berg auf flachen 13 Kilometern noch mal ins Geschehen einzugreifen. Diese Rechnung ging beim 105. L

28.04.2019Fuglsang siegt solo vor Bora-Duo Formolo und Schachmann

(rsn) - Jakob Fuglsang (Astana) hat seine starke Klassikersaison mit dem Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich gekrönt. Der Däne setzte sich nach 256 Kilometern bei der neuen Ankunft in Lüttich als S

28.04.2019Lü-Ba-Lü: Gesink bricht sich Schlüsselbein und Becken

(rsn) - Robert Gesink (Jumbo - Visma) wird für längere Zeit ausfallen. Der Niederländer war am Sonntag bei Lüttich-Bastogne-Lüttich schwer gestürzt und zog sich dabei nach Teamangaben einen Beck

28.04.2019Nach Redoute-Attacke wurde es um van Vleuten ganz still

(rsn) – Annemiek van Vleuten (Mitchelton – Scott) ist nach einem Gala-Solo von 30 Kilometern bei strömendem Regen zu ihrem ersten Sieg beim Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen gefahren. Die Nie

28.04.2019van Vleuten siegt als Solistin souverän vor Mackaij

(rsn) - Annemiek van Vleuten (Mitchelton - Scott) hat beim verregneten Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen (1.WWT) einen beeindruckenden Solosieg gefeiert. Die Niederländerin setzte sich nach 138 K

28.04.2019Steigt Sky mit dem 150. Sieg aus dem Radsport aus?

(rsn) - Heute kämpft das Team Sky zum letzten Mal unter diesem Namen, der seit zehn Jahren den Radsport prägte, bei Lüttich-Bastogne-Lüttich um den Sieg. Sechs Tour-Siege und je einmal einen Gewin

Weitere Radsportnachrichten

04.11.2024Krankheiten und Reisestress raubten die Freude am Radsport

(rsn) – Erst zur Saison 2023 wechselte Mountainbiker Pirmin Eisenbarth auf die Straße und sorgte in Diensten des deutschen Kontinental-Teams Bike Aid mit zahlreichen Spitzenplatzierungen für Furor

04.11.2024dsm-Profi Bevin stellt sein Rad in die Ecke

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.11.2024Van Anrooij an verengter Beckenarterie operiert

(rsn) - Shirin van Anrooij wird auf Einsätze in dieser Cross-Saison verzichten müssen. Wie die 22-jährige Niederländerin auf Instagram mitteilte, sei sie an einer verengten Beckenarterie ihres lin

04.11.2024Gemischte Gefühle nach größtem Karriereerfolg

(rsn ) – Nach zwei Jahren bei Lotto – Kern Haus wechselte Ole Theiler im vergangenen Winter zu Storck – Metropol, um sich in seinem letzten U23-Jahr als Kapitän für ein Profiteam zu empfehlen.

04.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

04.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.c

03.11.2024Ein Lernjahr mit einem großen Rückschlag

(rsn) – 2024 war ein Jahr mit Licht und Schatten für Fabian Steininger (Maloja Pushbikers). Der 24-jährige Österreicher ging in seine zweite Saison beim deutschen Kontinental-Team und fühlte si

03.11.2024Nys fliegt in Pontevedra zu seinem ersten großen Titel

(rsn) – Nach seinem schwarzen Tag in Pontchateau im letzten Jahr hat der Belgier Thibau Nys im spanischen Pontevedra zum Abschluss der Cross-Europameisterschaften seinen ersten großen Titel in der

03.11.2024Van Empel zum dritten Mal in Folge Europameisterin vor Alvarado

(rsn) – Fem van Empel heißt die alte und neue Cross-Europameisterin. Im spanischen Pontevedra schlug die Niederländerin bei sommerlichen Temperaturen im Sprintduell ihre Landsfrau Ceylin del Carme

03.11.2024Nach Haverdings Pech macht Michels die Titelverteidigung klar

(rsn) – Jente Michels ist bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda die Titelverteidigung im U23-Rennen der Männer gelungen. Der 21-jährige Belgier setzte sich auf dem technisch anspruchsvollen un

03.11.2024Gery sprintet aus Schreibers Windschatten zur Goldmedaille

(rsn) – Mit einem cleveren Auftritt hat sich Célia Gery bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda den Titel im Rennen der U23 Frauen gesichert. Die 18-jährige Französin verwies im Sprintduell die

03.11.2024Cross-EM: Agostinacchio bejubelt zweites Gold, Hofer Zweiter

(rsn) – Mit einem souveränen Auftritt hat sich der Italiener Mattia Agostinacchio bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda den Titel im Rennen der Junioren gesichert. Der 17-Jährige, der bereits

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine