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16.03.2020 | (rsn) - Nach dem bisher größten Erfolg seiner Karriere stehen für Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) angesichts der Corona-Pandemie andere als sportliche Aspekte im Fokus. Gegenüber radsport-news.com äußerte sich der 25-jährige Berliner nach einem Rückblick auf die am Samstag zu Ende gegangenen Fernfahrt zu den Bedrohungen durch SARS-CoV 2 und die Folgen für unsere Gesellschaft.
Herr Schachmann, Glückwunsch zum bisher größten Erfolg Ihrer Karriere. Gab es angesichts der Corona-Pandemie die Möglichkeit, den im Team zu würdigen?
Maximilian Schachmann: Es blieb eigentlich keine Zeit richtig zu feiern, wir haben uns alle so schnell wie möglich auf den Heimweg gemacht.
Wie haben Sie diese Woche im Schatten von Corona erlebt?
Schachmann: Am Start hat man schon gemerkt, dass kaum Leute an den Bussen waren, auch nach den Etappen war das Procedere ganz anders, quasi keine Interviews. Das war schon seltsam. Aber im Rennen ist man so auf sich konzentriert, da fällt das weniger auf.
Wie beurteilen Sie die Entscheidung der ASO, das Rennen so lange wie möglich durchzuführen?
Schachmann: Wir können an dieser Stelle nur darauf vertrauen, dass der Veranstalter die Lage richtig beurteilt und die Situation im Griff hat. Aber natürlich fühlt sich das komisch an, wenn überall das soziale Leben eingeschränkt wird und wir gleichzeitig ein Rennen fahren.
Können Sie sich angesichts der Umstände uneingeschränkt über diesen Sieg freuen? Zahlreiche Teams haben ja abgesagt oder reisten vorzeitig ab….
Schachmann: Ich glaube, dass man trotz der Absagen im Ergebnis sehen kann, dass ich mich gegen Fahrer aus der absoluten Weltspitze durchsetzen konnte. Einige Teams haben wegen der Absagen in Italien die Line-ups ja auch noch verändert. Für mich ist das der größte Erfolg meiner Karriere. Daran ändern auch die Umstände nichts.
Am Samstag ging es im Finale nochmal sehr knapp zu. Hatten Sie Tiesj Benoot (Gesamtzweiter) so stark eingeschätzt?
Schachmann: Eigentlich hätte ich eher Higuita (Gesamtdritter) auf der Rechnung gehabt, aber man hat die ganze Woche über gesehen, dass Benoot extrem stark ist. Überraschend kam es also nicht und er hat mit der einen Attacke ja auch alles auf eine Karte gesetzt. Es war aber wichtig, so kurz vor dem Ziel die Ruhe zu bewahren. Letztendlich musste ich aber wirklich alles aus meinem Körper rausholen, um am Ende die nötigen Sekunden zu retten.
Wann war Ihnen klar - jetzt habe ich es geschafft?
Schachmann: Eigentlich erst, als ich über die Linie war. Davor habe ich gekämpft und hatte Schmerzen in den Beinen und keine Zeit an irgendetwas anderes zu denken.
Hatten Sie sich selbst vor dem Start Podiumschancen ausgerechnet - gar an den Sieg gedacht?
Schachmann: Ich wusste, dass ich sehr gut in Form bin und mir die Strecke liegen sollte. Es war auch klar dass ich auf Gesamtklassement fahren werde. Das Ziel waren die Top Fünf. Ein Podium wäre schon klasse gewesen, dass es jetzt der Sieg ist, ist ein Traum.
Das starke Sunweb-Team etwa bedauert ganz besonders, dass es in den nächsten Wochen keine Klassiker gibt - was sind Ihre Gedanken angesichts des jetzt folgenden Stillstands?
Schachmann: Natürlich ist es eine Herausforderung für alle Beteiligten. Das größte Problem ist die Ungewissheit, da man momentan nicht sagen kann, wann es weitergehen wird. Aber man muss auch sagen, dass jetzt die Zeit ist, an seine Mitmenschen zu denken, und der Sport einfach in den Hintergrund zu rücken hat.
Gibt es schon Pläne, wie Ihr Team diese Zeit ausfüllt oder nutzt?
Schachmann: Jetzt werde ich mich mal ein paar Tage von der harten letzten Woche erholen, und dann wieder ins Training einsteigen. Das Wichtigste ist, die Motivation hoch zu halten, dafür war der Sieg natürlich ideal.
Derzeit ist fast alles ungewiss. Hoffen Sie persönlich etwa auf die Ardennenklassiker?
Schachmann: Ich glaube, dass es im Moment Wichtigeres gibt, als darüber nachzudenken, wann und wo es weitergeht. Aber natürlich mag ich diese Rennen. Wenn ich dieses Jahr dort nicht am Start stehen kann, komme ich nächstes Jahr zurück.
Für Sie ist auch der - jetzt verschobene - Giro d’Italia geplant. Würden Sie in Ihrer aktuellen Form auf Gesamtwertung fahren?
Schachmann: Warten wir mal ab, was in den nächsten Wochen passiert. Im Moment macht es keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Wenn wir wissen, wie es weiter geht, machen sich das Team und ich Gedanken über das Programm und die Ziele.
Was ist Ihr größter Wunsch derzeit?
Schachmann: Das alle den Ernst der Lage erkennen und die Vorgaben der Behörden einhalten. Wir müssen jetzt als Gesellschaft zusammenstehen und versuchen, die Schwachen zu schützen. Da ist der Sport mal Nebensache.
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