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28.06.2021 | (rsn) – Ein Team, das einen so außergewöhnlichen Fahrer wie Mathieu van der Poel in seinen Reihen hat, gehört zu den besten der Welt. Auf dem Papier ist aber Alpecin – Fenix ein Zweitdivisionär, der nur dank einer Wildcard an einer Grand Tour teilnehmen kann. Doch den Tour-Startplatz hat sich hat sich Alpecin - Fenix im letzten Jahr redlich erarbeitet, gewann das belgische Team doch die ProTeam-Wertung und sicherte sich so Tickets für die großen Rennen des WorldTour-Kalenders.
Als die Brüder Christoph und Philip Roodhooft den Rennstall vor mehr als zehn Jahren gründeten, ging es darum, ihren Crossspezialisten auch ein Straßenprogramm anbieten zu können. Durch van der Poels Erfolge bekam das Team einen weiteren Schub und stieg 2019 in die zweite Division des Radsports auf. Für das erste Highlight sorgte van der Poel mit seinem Sieg beim Amstel Gold Race 2019. Im vergangenen Jahr ließ er einen Etappensieg bei Tirreno – Adriatico, den Gesamtsieg der BinckBank Tour sowie den Gewinn der Flandern-Rundfahrt folgen.
Neben dem Überflieger etablierte sich zuletzt auch Tim Merlier als fleißiger Ergebnislieferant. Sein Etappensieg auf dem dritten Abschnitt der Tour war bereits der 19. Saisonerfolg für Alpecin - Fenix. Damit steht die Mannschaft bei Jahreshälfte schon bei drei Erfolgen mehr als 2020. Und dass das Team nichts dem Zufall überlässt, zeigt sich auch schon in der Aufstellung des Tour-Aufgebots.
Denn rund um van der Poel wurde eine starke Truppe für die flacheren und klassikerähnlichen Etappen zusammengestellt. Auch wenn der Niederländer derzeit das Gelbe Trikot trägt, so spielt das Gesamtklassement keine Rolle in den Planungen. Mit dem 26-jährigen van der Poel, Merlier sowie Jasper Philipsen verfügt Alpecin - Fenix über drei der schnellsten Sprinter im Feld. Auf den 183,5 Kilometern von Lorient nach Pontivy setzte die Teamleitung auf Merlier und machte wieder alles richtig.
"Wir leben den Traum weiter", freute sich der 28-Jährige, der erst im Mai 2019 zur Mannschaft stieß, nachdem sich das Vérandas-Willems-Crelan-Team auflöste. Dort gewann Merlier zwei Etappen der Dänemark-Rundfahrt, war aber alles andere als ein Kandidat für größere Aufgaben auf der Straße. In dieser Saison jedoch stieg der Belgier in die Weltklasse auf, gewann die Eintagesrennen Le Samyn, GP Jean-Pierre Monseré, Bredene Koksidje, Ronde van Limburg sowie die Elfstedenronde. Dazu kam noch im Mai ein Etappensieg beim Giro und nun einer bei der Tour.
Merlier überglücklich über nächsten GrandTour-Erfolg
"Ich war schon extrem glücklich, dass ich beim Giro eine Etappe gewinnen konnte. Die Tour ist das größte Rennen der Welt. Ich kann das gar nicht glauben", war Merlier im Ziel in Pontivy von seinen Gefühlen überwältigt. Dabei profitierte er auch von van der Poel, der sich im Maillot Jaune voll in die Dienste seines Teamkollegen stellte "Es ist schon verrückt, aber er liebt die Arbeit im Leadout“, sagte Merlier über seinen etatmäßigen Kapitän, der die letzten beiden Kilometer von vorne fuhr.
Schließlich übernahm Philipsen den Part des Anfahrers. "Es war eine großartige Vorarbeit der beiden. Ich musste nur mehr die letzten 150 Meter zu Ende bringen", bedankte sich Merlier bei seinen beiden schnellen Helfern. "Der Sieg war ein Erfolg des Teams", stimmte Philipsen bei, der im letzten Winter von UAE Team Emirates zu Alpecin wechselte.
Der 23-Jährige wollte dort wohl dem Schicksal entgehen, wegen der Ambitionen von Tadej Pogacar nicht zur Tour mitgenommen zu werden. Mit seiner Position als Alpecin-Anfahrer will sich Philipsen auf Dauer aber nicht abfinden: "Ich hoffe, dass ich auch einmal die Chance bekomme, eigentlich bin ich Sprinter und kein Anfahrer“, sagte er.
Vorteil der Zweitklassigkeit
Im Gegensatz zu den WorldTeams verfügt die belgische Mannschaft über einen großen Vorteil. Denn während die Erstdivisionäre bei allen großen Rennen eine Startverpflichtung haben, kann sich Alpecin – Fenix die Teilnahmen dank der sicheren Einladung aussuchen. So kann das Team die Rennplanung noch besser auf seine Fahrer abstimmen und auf etwaige bergige Rundfahrten oder Doppelbesetzungen verzichten. Dass Alpecin - Fenix auch niedrigere Mindestgehälter wie ein Erstdivisionär zahlen muss, ist vielleicht ein weiterer Vorteil.
"Ich wollte meinen Kollegen helfen und zugleich Gelb verteidigen. Ich bin jetzt froh, dass ich dem Team etwas zurückgeben konnte. Unsere Tour ist jetzt schon ein voller Erfolg, alles was noch kommt, ist Zugabe", meinte van der Poel nach dem dritten Tag. "Es ist eine tolle Sache, das Gelbe Trikot hier zu tragen und ich freue mich natürlich darüber, wie das Rennen heute gelaufen ist", fügte er an.
Van der Poel hofft, das Trikot zumindest bis zum Zeitfahren verteidigen zu können. Denn spätestens dann werden die traumhaften Tage in Gelb vorbei sein. Allerdings endet damit noch nicht sein Grand-Tour-Debüt. Wenn alles passt, will er sogar bis nach Paris kommen und auf dem Weg dorthin weitere Etappen gewinnen, wenn diese für ihn zugeschnitten sind. Gleiches gilt auch für Merlier und Philipsen. Also sollte man die dunkelblauen Trikots weiter im Auge behalten.
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