RSNplusVierter von Mailand-Turin in Helferrolle

Kanter gibt Sanremo-Debüt: Poggio auslassen? “Nene!“

Von Felix Mattis

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2022 in neuen Farben unterwegs: Max Kanter wechselte von DSM zu Movistar. | Foto: Roth Foto

19.03.2022  |  (rsn) – Mit seinem vierten Platz bei Mailand-Turin hat Max Kanter am Mittwoch ein erstes kleines Ausrufezeichen in seiner Saison 2022 gesetzt. Drei Tage später nun steht der Movistar-Neuzugang wieder in Mailand am Start – diesmal geht es aber nicht in Richtung Turin, sondern in Richtung Mittelmeer nach San Remo. Kanter gibt in seiner vierten Profisaison sein Debüt bei einem seiner Lieblingsrennen, wie er radsport-news.com am Freitag vorfreudig erklärte.

"Ich finde, es ist eines der schönsten Rennen und auch eines von denen, die ich am liebsten einmal fahren wollte. Dass das jetzt endlich passiert, ist ein schönes Gefühl", sagte Kanter vor dem ersten Monument der Saison. "Ich denke, es wird ein sehr spezieller Moment, wenn ich im Ziel bin. Das wird das erste Mal sein, dass ich 300 Kilometer auf dem Rad gesessen haben werde."

Und dass er die gesamte Distanz im Sattel verbringen wird, daran ließ er keinen Zweifel. Die Frage, ob er wisse, dass man unterhalb des berühmten Poggio di Sanremo einfach geradeaus am Meer weiterfahren kann, um sich den letzten Anstieg des Rennens zu sparen und schneller am Teambus zu sein, quittierte Kanter mit einem Lachen. "Nene, mein Ziel ist ganz klar: kein Did not Finish!"

___STEADY_PAYWALL___ "In Zukunft könnte mir das Rennen liegen"

Dass er am Samstagnachmittag auf der Via Roma in San Remo ähnlich weit vorne landet wie am Mittwoch in Rivoli vor den Toren Turins, ist unwahrscheinlich. Denn nachdem der Sanremo-Siebte von 2020 und 2021, Alex Aranburu, sowie Ivan Garcia Cortina am Mittwoch bei Movistar für den Deutschen arbeiteten, ist der Plan für die "Primavera" nun umgekehrt: "Für mich ist eine Helferrolle vorgesehen und ich will Erfahrungen sammeln", erklärte Kanter. "Für die Zukunft könnte das ein Rennen sein, das mir liegt. Aber dazu werde ich wohl erst im Ziel mehr sagen können."

Beim Sieg von Mark Cavendish (Quick-Step - Alpha Vinyl, Bildmitte) bei Mailand-Turin wurde Max Kanter (Movistar, ganz rechts) am Mittwoch Vierter. | Foto: Roth Foto

Die Frage ist allerdings, wie repräsentativ das Mailand-Sanremo von 2022 sein wird. Denn viele Experten rechnen angesichts der kurzfristigen krankheitsbedingten Absagen diverser Sprinter und der Anwesenheit eines bereits in Top-Form fahrenden Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) mit einem sehr harten Rennen, das kaum im Sprint eines großen Feldes enden dürfte. "Wenn man sich das Team von UAE anschaut, kann man sich denken, was die vorhaben", meinte auch Kanter.

Nach seinem Wechsel von DSM, wo er zwei Jahre im Development-Team und deren drei in der WorldTour-Mannschaft fuhr, im Winter zu Movistar, fühlt sich der 24-Jährige bereits wohl in Spanien – auch ohne Spanisch zu sprechen. "Ich lerne die Sprache, habe aber auch keine Vorkenntnisse durch Französische oder so. Es braucht etwas Zeit", erklärte der gebürtige Cottbuser. Der Kommunikation und Zusammenarbeit mit seinen neuen Teamkollegen schade das bislang aber nicht. Gerade die jüngere Rennfahrergeneration Spaniens ist mit Englisch gut vertraut, und am Mittwoch wurde deutlich, dass es in der Rennkommunikation bereits klappt.

"Die Leute vergessen meine dritten Plätze von der Vuelta oft"

Seine Teamkollegen setzten Kanter am Hinterrad von Alexander Kristoff (Intermarché – Wanty – Gobert) ab, und da blieb der Deutsche dann auch bis zum Zielstrich, um hinter Mark Cavendish (Quick-Step – Alpha Vinyl), Nacer Bouhanni (Arkéa – Samsic) und eben dem Norweger Vierter zu werden.

"Wir haben bisher ja relativ viel durchgewechselt, aber ich hatte mit Aranburu und Cortina zwei sehr Final-erfahrene Leute dabei. Klar gibt es immer Dinge zu verbessern, aber dafür, dass wir zum ersten Mal zusammen gefahren sind, war das schon zufriedenstellend", meinte Kanter. "Das war ein gutes Ergebnis und ich bin super zufrieden."

2020 wurde Max Kanter für Sunweb (hier ganz rechts) zweimal Etappendritter bei der Vuelta a Espana - wie hier auf der Schlussetappe in Madrid. | Foto: Cor Vos

Bereits bei der Clasica de Almeria und der UAE Tour war er in dieser Saison dreimal in die Top 10 gesprintet. Doch Kanter wollte mehr. "Die Leute vergessen oft, dass ich ja schon zweimal Dritter bei Vuelta-Etappen war", erinnerte er an die Spanien-Rundfahrt 2020 und somit daran, dass sein Anspruch natürlich mitgewachsen ist. "Nach den Ergebnissen von der UAE Tour jetzt auch mal in die Top 5 zu fahren, das war mein Ziel. Ich wollte bestätigen, dass ich jetzt hoffentlich endlich da oben angekommen bin", meinte er. Der nächste Schritt sei nun ein Podestplatz für Movistar, aber auch der erste Profisieg soll 2022 endlich klappen.

Doch Kanter ist weiterhin auch kein bloßer Sprinter. Talent auch für die Klassiker hat er schon oft bewiesen. Und gerade bei Movistar, das seinen Fokus meist eher auf den Bergen und auf Rundfahrten hat, ergibt sich für ihn nun viel Raum, sich dort auch auszuleben.

Dementsprechend geht es für den Deutschen vom Debüt in San Remo direkt weiter nach Belgien, wo in der kommenden Woche gleich drei weitere schwere Eintagesrennen warten: Brugge-De Panne, E3 und Gent-Wevelgem soll Kanter alle fahren und danach geht es höchstwahrscheinlich auch erstmals zur Flandern-Rundfahrt und zum zweiten Mal zu Paris-Roubaix.

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