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29.03.2022 | (rsn) – Wie ein Damoklesschwert hängt das sogenannte Dreijahresranking der UCI für einige Teams über allem, was in der Saison 2022 geschieht. Im Kampf um die 18 WorldTour-Tickets für 2023, 2024 und 2025 ist es über das gesamte Jahr hinweg spannend und immer wieder kommt es zu Verschiebungen.
Gerade Ergebnisse wie der Sieg von Biniam Girmay (Intermarché – Wanty – Gobert) am Sonntag bei Gent-Wevelgem oder Nairo Quintanas (Arkéa – Samsic) starke Auftritte bei Paris-Nizza und der Katalonien-Rundfahrt fallen für ihre Teams sehr positiv ins Gewicht, während Krankheiten und Sturz-Verletzungen wie von Caleb Ewan (Lotto Soudal), Giacomo Nizzolo (Israel – Premier Tech) oder Max Walscheid (Cofidis) deren Rennställe umso mehr schmerzen.
Allein in den letzten zwei Wochen seit dem Ende von Paris-Nizza und Tirreno-Adriatico - also während der Katalonien-Rundfahrt, Mailand-Sanremo und Halbklassikern wie Brugge-De Panne, E3 Classic oder Gent-Wevelgem – sammelten beispielsweise Intermarché – Wanty – Gobert, Cofidis und Arkéa – Samsic jeweils zwischen 800 und 1.100 Punkte mehr als Teams wie Lotto Soudal, EF Education – EasyPost oder Israel – Premier Tech.
___STEADY_PAYWALL___ Das ist ein großer Unterschied, wenn man bedenkt, dass die Messlatte für den rettenden 18. Platz in der Dreijahresrangliste derzeit bei 10.697 Punkten liegt und auch zwischen Rang elf und Rang 18 nur 1.900 Zähler passen.
Ausfälle von Walscheid, Nizzolo, Ewan und Co. wiegen schwer
Erstmals in dieser Saison hat sich Walscheids Team Cofidis dank der starken Ergebnisse des Deutschen und auch des französischen Kletterers Guillaume Martin in den vergangenen Wochen in die Top 18 geschoben und Israel – Premier Tech überholt. Umso bitterer ist nun, dass Walscheid nach seinem Trainingsunfall in den kommenden Wochen ausfällt, da er in seiner Verfassung der letzten Wochen wohl für eine Spitzenplatzierung bei Paris-Roubaix gut gewesen wäre. Dieses Pech teilen Cofidis Und Walscheid mit der Konkurrenz: Israel-Kapitän Giacomo Nizzolo stürzte in der Abfahrt vom Poggio bei Mailand-Sanremo, brach sich das Handgelenk und fällt für die Klassiker nun ebenfalls aus.
Max Walscheid bescherte seinem Team Cofidis im März mit Top-Ergebnissen wie seinem Sieg beim GP Denain wichtige Punkte im Kampf ums WorldTour-Ticket für die nächsten drei Jahre. | Foto: Cor Vos
Lotto Soudal hofft dagegen, dass die Pechsträhne von Caleb Ewan endet. Der Australier musste als großer Mitfavorit mit Magenproblemen auf Mailand-Sanremo, Brugge-De Panne und Gent-Wevelgem verzichten und so ebenfalls mögliche dicke Punktgewinne herschenken musste. Für die Belgier wird es nun höchste Zeit, dass Ewan bei der Türkei-Rundfahrt im April Punkte hamstert, um den Anschluss an die Konkurrenz nicht zu verlieren.
TotalEnergies hätte Sagan gebraucht, Uno-X fast hoffnungslos
Weder Fisch noch Fleisch war zuletzt die französische Mannschaft TotalEnergies, die noch viel Boden gut machen müsste, um ernsthaft ein Kandidat fürs WorldTour-Ticket der nächsten drei Jahre zu werden. Dort glänzte beispielsweise Anthony Turgis als Sanremo-Zweiter und mit guten Auftritten bei den flämischen Rennen, doch das Formtief von Peter Sagan schmerzt das Team aus der Vendée. Ihn hätte man in diesem Frühjahr in Top-Form gebraucht, um die hohen finanziellen Aufwendungen zur Saison 2022 lohnenswert zu machen und sich in Richtung WorldTour zu bewegen. Nun wird der Slowake auch noch zumindest auf die Flandern-Rundfahrt verzichten.
TotalEnergies wusste 2022 bislang zwar zu gefallen, doch ausgerechnet der so wichtige Peter Sagan litt unter einer wiederholten Corona-Erkrankung und konnte noch kaum punkten. | Foto: Cor Vos
Stark präsentierte sich seit Saisonbeginn die norwegische Mannschaft Uno-X, die auch schon mehrfach verkündet hat, künftig gerne zur WorldTour gehören zu wollen. Doch auch wenn Fahrer wie Rasmus Tiller als Sechster beim Omloop Het Nieuwsblad oder Tobias Halland Johannessen und Torstein Träen als Siebter und Neunter bei der Katalonien-Rundfahrt sowie Anthon Charmig als Etappensieger und Gesamtfünfter bei der Tour of Oman ordentlich punkteten, so scheint der Rückstand der Norweger auf den 18. Rang derzeit zu groß, um diesen noch ergattern zu können – zumal Uno-X keine GrandTour-Wildcard für 2022 ergattern konnte.
Hintertür: Probleme oder freiwilliger Verzicht Anderer
Realistische Chancen dürften die Skandinavier nur dann haben, wenn eines der sich sportlich qualifizierenden Teams in finanzielle Nöte geriet und Ende 2022 den Rückzug antreten muss, wie zuletzt Ende 2021 Qhubeka – NextHash. Ein Kandidat dafür könnte aktuell Astana Qazaqstan sein, gegen dessen Lizenzhalter in Luxemburg ein Verfahren läuft und die zu Jahresbeginn Probleme beim Zahlen der Gehälter hatten.
Zünglein an der Waage: Ob die Brüder Philip (links) und Christoph (rechts) Roodhooft ihr Team Alpecin - Fenix um Mathieu van der Poel (Mitte) ab 2023 in der WorldTour sehen wollen oder nicht, wird am Jahresende eine wichtige Rolle für einen anderen Rennstall spielen. | Foto: Cor Vos
Übrigens: Über all den Kämpfen um Rang 18 schwebt auch noch die Entscheidung des Teams Alpecin – Fenix. Sollten die Roodhooft-Brüder auch in Zukunft an ihrem Modell festhalten wollen, auf ein WorldTour-Ticket zu verzichten und lieber das mit Abstand am besten aufgestellte ProTeam zu sein, so würde der 18. WT-Platz natürlich an den 19. im Dreijahresranking fallen.
Aktueller Stand des Dreijahresrankings am 29. März:
1. Quick-Step Alpha Vinyl 27.953,37 Punkte
2. Jumbo – Visma 26.763,67
3. UAE Emirates 26.089,66
4. Ineos Grenadiers 25.819,99
5. Bahrain Victorious 18.107
6. Bora – Hansgrohe 17.033,5
7. Alpecin – Fenix 15.162
8. Trek – Segafredo 15.008,66
9. Groupama – FDJ 14.324
10. Astana Qazaqstan 13.880
11. Ag2r – Citroen 12.576
12. DSM 12.557,71
13. Arkéa – Samsic 12.221
14. Intermarché – Wanty – Gobert 11.737
15. EF Education – EasyPost 11.674,32
16. Movistar 11.535
17. BikeExchange – Jayco 11.441,33
18. Cofidis 10.697
19. Israel – Premier Tech 10.087,66
20. Lotto Soudal 9.759
21. TotalEnergies 6.797
22. Uno-X Pro Cycling 5.347,46
Das Dreijahresranking berechnet sich durch die Addition der UCI-Punkte, die die jeweils besten zehn Fahrer eines Teams jeweils in den Jahren 2020, 2021 und 2022 erzielt haben. Konkretisiert: Ein Fahrer, der 2020 für ein anderes Team fuhr, als 2021, bringt seine Punkte natürlich im jeweiligen Jahr für das Team ein, für das er jeweils fuhr. Und es zählen eben nur die Punkte der zehn besten Fahrer eines Teams im jeweiligen Jahr.
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