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04.05.2022 | (rsn) – Nach fast zehn Jahren in Frankreich und der jährlichen Last auf den Schultern, den ersten Toursieg seit Bernard Hinault 1985 zu holen, flüchtete Romain Bardet zum Team DSM und entdeckte eine neue Rundfahrt für sich. Denn bewusst ließ der mittlerweile 31-Jährige die Tour de France im vergangenen Jahr aus und konzentrierte sich erstmals auf den Giro d’Italia sowie auf die Vuelta a Espana. In Italien wurde er Gesamtsiebter, in Spanien gelang ihm zumindest ein Etappenerfolg.
Eine Saison ohne die Tour wird es in diesem Jahr für ihn aber nicht geben, trotzdem möchte der Franzose nun im Mai beim Giro gut abschneiden. Auch hier wartet die Grande Nation schon seit den 80er Jahren auf einen Gesamtsieg, Laurent Fignon 1989 war der letzte französische Sieger. Als Gesamtsieger der Tour of the Alps darf sich Bardet zu den großen Favoriten in diesem Jahr zählen, ist einer von fünf Fahrern aus den Top Ten des Vorjahres, die in Budapest am Start stehen.
DSM will auf das Gesamtklassement fahren
Das niederländische Team ist zwar rund um Cees Bol und Alberto Dainese auch stark für die Sprints aufgebaut, doch mit Thymen Arensman steht Bardet ein starker Helfer zur Seite, der sich in dieser Saison sogar auf einem Niveau mit dem Franzosen präsentierte. Der 22-jährige Niederländer ist der Kronprinz im Team, absolvierte wie Bardet heuer drei Rundfahrten. Bei der UAE Tour lag er knapp hinter Bardet wie auch bei der Tour of the Alps, bei Tirreno-Adriatico war Arensman sogar besser platziert als sein erfahrener Teamkollege.
Doch der hat zehn Grand-Tour-Teilnahmen mehr und wird daher das Team DSM als klarer Leader anführen. “Die Gesamtwertung ist unser großes Ziel. Ich mag den Giro, wollte unbedingt zurückkommen nach dem guten ersten Versuch im letzten Jahr“, erklärte der 31-Jährige aus der Auvergne bei einer Pressekonferenz vor dem Grande Partenza in Budapest. Als erst fünftem Fahrer der Geschichte könnte ihm das Double aus Tour of the Alps und Giro gelingen, wie zuletzt Vincenzo Nibali 2013: “Der Sieg dort war gut für das Selbstvertrauen des Teams, standen wir mit zwei Fahrern auf dem Podium in der Gesamtwertung. Der Giro ist aber ein ganz anderes Rennen, eines der härtesten der Welt, wo wir das Beste rausholen wollen.“
Bardet erwartet schon auf den ersten Etappen ein hartes Rennen
Mit vielen klassikerähnlichen Etappen präsentiert sich die Italien-Rundfahrt 2022 als extrem herausfordernd, wenn auch mit dem Ätna und dem Blockhaus nur zwei Bergankünfte in der ersten Hälfte des Rennens warten. “Ich kann mich an keine so schwere dreiwöchige Rundfahrt erinnern. Natürlich sind die Alpen vom Papier am schwersten, aber auch die Neapel- sowie die Turin-Etappe sind richtige Herausforderungen“, blickte der Franzose auf die Rennroute 2022 und fügte an: „Ich bin viele Grand Tours gefahren, aber hier erwarte ich schon recht große Zeitabstände in den ersten beiden Wochen. Man muss extrem achtsam fahren.“
Die Highlights des diesjährigen Giro sind natürlich wieder die Alpenetappen der dritten Woche mit den berühmten Pässen wie Mortirolo, Aprica, Pordoi oder Fedaia. “Da kommt es dann darauf an, wer noch die meisten Reserven im Tank hat“, meinte Bardet, der mit seiner Vorbereitung auf den Giro sehr zufrieden war: “Der Plan war weniger Rennen und mehr Trainings und ich bin vor dem ersten großen Ziel des Jahres sehr aufgeregt.“
Arensman in Bardets Diensten – nur nicht beim Zeitfahren
Sein neun Jahre jüngerer Teamkollege aus den Niederlanden stellte sich gleich voll hinter seinen Kapitän. “Das Team ist rund um Romain aufgebaut und ich stehe voll in seinem Dienst. Selbst das Weiße Trikot ist keine Option, wir wollen in der Gesamtwertung mitreden“, erklärte Arensman in der Pressekonferenz. Nach seinem dritten Platz bei der Tour of the Alps hatte der junge Niederländer aber genug von den Bergen und ging zurück in die Heimat für die letzten Giro-Vorbereitungen. “Ich habe viele Berge gesehen, dementsprechend war es wieder nett, sich auf flachen Strecken vorzubereiten“, grinste Arensman, der dann anfügte: “Es war schön, die Heimat zu genießen.“ Mit voll geladenen Akkus geht es für den Kronprinzen des DSM-Teams nun zu seiner dritten Grand Tour.
“Für mich geht es darum, Erfahrung zu generieren, damit ich eines Tages mal selbst auf die Gesamtwertung gehen kann. Ich kann viel von Romain lernen, er hat die Erfahrung und du kannst ihn immer und jederzeit alles fragen“, schilderte er seine Beziehung zum Kapitän. Auf einem Terrain sollte er aber sogar stärker sein als der Franzose, nämlich im Zeitfahren. Auf den beiden Prüfungen im Kampf gegen die Uhr ist Arensman auch von jeglichen Helferarbeiten befreit, vor allem das abschließende Zeitfahren in Verona könnte dem jungen Niederländer gut entgegenkommen: “Ich habe bei der Vuelta im letzten Jahr gezeigt, dass ich am Ende noch gut drauf bin.“ Damals wurde er Dritter.
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