RSNplusBora-Profi gewinnt 4. Giro-Etappe

Kämna: “Ich mag es einfach, um Siege zu kämpfen“

Von Peter Maurer und Joachim Logisch

Foto zu dem Text "Kämna: “Ich mag es einfach, um Siege zu kämpfen“"
Lennard Kämna, der Sieger der 4. Etappe des Giro d´Italia | Foto: Cor Vos

10.05.2022  |  (rsn) – Den Zeigefinger in den Himmel deutend und die Zunge rausgestreckt, so fuhr Lennard Kämna (Bora – hansgrohe) strahlend in 1.800 Metern Höhe auf dem Ätna als als Sieger der 4. Etappe des Giro d'Italia über die Zielline. 'Seht her, ich bin wieder da und ganz der Alte', schien der Bremer darzustellen am Vulkanberg Siziliens

Ein Erfolg, der vor einem Jahr überhaupt nicht abzusehen war. Denn exakt am 9. Mai 2021 war Kämna sein letztes Rennen gefahren, ehe er eine längere Pause abseits des Rades einlegte. Er fühlte sich ausgebrannt, war mental blockiert und bestritt kein einziges Straßenrennen mehr. Gemeinsam mit seinem Teamkollegen Ben Zwiehoff kehrte er Ende Oktober 2021 auf dem Mountainbike, bei der Cape Epic in Südafrika, ins Renngeschehen zurück.

Kämna siegt am Ätna | Foto: Cor Vos | Foto: Cor Vos

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Die selbstauferlegte Pause führte ihn wieder zurück in die Erfolgsspur. Vor 20 Tagen gewann er eine Etappe bei der Tour of the Alps, nun legte er beim Giro nach. "Ich bin froh, wieder zurück zu sein. Rennen fahren ist der Grund, warum ich auf dem Rad sitze. Ich mag es einfach, um Siege zu kämpfen", berichtete Kämna nach seinem zweiten GrandTour-Tageserfolg. 2020 gelang es ihm bei der Tour de France die 16. Etappe nach Villard-de-Lans zu gewinnen.

"Schon am letzten Tag der Tour of the Alps fühlte ich mich viel besser als noch zu Beginn. Nach der Rundfahrt wusste ich, dass ich wieder stärker geworden war", blickte er auf seine finale Vorbereitung des Giro zurück. Eigentlich wollte sich der aus dem Norden Deutschlands stammende Rundfahrtspezialist erst in der zweiten Rennhälfte richtig zeigen, aber mit der starken Form attackierte er schon am ersten Tag und auch beim Zeitfahren in Budapest war er inmitten der Weltelite zu finden.

"Ich bin auf einem höheren Level als ich es selbst erwartet hätte", erklärte der 25-Jährige, der aber trotz seines derzeitigen zweiten Platz in der Gesamtwertung unterstrich, dass das für ihn keine Bedeutung habe: "Vielleicht werde ich das mal in der Zukunft anvisieren, aber in diesem Giro gehe ich sicher nicht auf das Klassement."

Kämna dachte schon, der Sieg wäre verloren

Ein Etappensieg war sein großes Ziel und diesen Traum erfüllte er sich gleich bei der ersten Bergankunft in Sizilien. Als Teil einer größeren Ausreißergruppe ging er mit Vorsprung auf die Favoriten in den Schlussanstieg hinauf zum Ätna. Doch mit Juan-Pedro Lopez (Trek – Segafredo) hatte er im Finale eine harte Nuss zu knacken.

Kämna (re.) und Lopez (li.) durchqueren die Lava-Felder | Foto: Cor Vos

Der Spnaier hatte nämlich gut zehn Kilometer vor dem Ziel aus der Gruppe von Kämna heraus attackiert und hatte über 40 Sekunden Vorsprung herausgefahren. "Da dachte ich schon, der Sieg wäre verloren", erinnerte sich Kämna an die Situation. Doch der Bora-Fahrer machte sich auf und schloss die große Lücke nochmals und der Traum des Tageserfolges war wieder in Reichweite.

Nach einem Fahrfehler war Lopez geschlagen

"Ich war komplett kaputt, als ich bei ihm ankam", so Kämna, der aber sich aber an der Führungsarbeit beteiligte. Da der Spanier im Gesamtklassement vor ihm lag, schlossen sich die beiden zusammen. "Wir hatten uns kurz besprochen, wer welches Ziel hat und zusammengespannt um es dann im Sprint zu entscheiden", schilderte der 25-Jährige weiter.

Die zwei Sieger des Giro-Tages am Ätna | Foto: Cor Vos | Foto: Cor Vos

Als es dann zum Schlussspurt kam, rutschte dem Spanier in der letzten Kurve kurz vor dem Ziel durch einem Fahrfehler das Hinterrad weg und Kämna war nicht mehr einzuholen. Doch Lopez durfte sich mit dem Führungstrikot trösten. "Rosa für ihn, Etappensieg für mich. Ich denke wir beide sind glücklich, wie es ausgegangen ist", grinste Kämna spitzbübisch.

Mit dem Tagessieg ging auch noch das Blaue Bergtrikot an ihn, dass Rick Zabel (Israel - Premier Tech) am Tag zuvor erobert hatte. "Es ist mein erstes Sondertrikot, dass ich in meiner Profikarriere trage", freute sich der Deutsche, der sich in der Rolle als Ausreißer derzeit wohl fühlt: "Momentan mag ich es, in den Fluchtgruppen zu sein und Tagessiege zu jagen. Vielleicht wartet ja noch eine Etappe irgendwo am Weg nach Verona auf mich."

Kämna feiert den erster Etappenerfolg eines Deutschen beim Giro d'Italia  seit 2019 | Foto: Cor Vos

Nach 1.091 Tagen beendete Kämna übrigens die Siegespause der deutschen Profis beim Giro d’Italia. 2019 war es Pascal Ackermann, der sich in Terracina zum Etappensieger gekrönt hatte.




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