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22.05.2022 | (rsn) – Mit einer herausragenden Vorstellung hat Lokalmatador Nils Politt (Bora – hansgrohe) die 105. Ausgabe von Rund um Köln (1.1) für sich entschieden. Der 28-Jährige aus Hürth setzte sich über 199 Kilometer um die rheinische Metropole herum als Solist mit 13 Sekunden Vorsprung auf seinen niederländischen Teamkollegen Danny van Poppel durch, mit 18 Sekunden Rückstand komplettierte der ebenfalls in Köln lebende Nikias Arndt (DSM) das Podium des rheinischen Klassikers, der nach zweijährige Pause sein Comeback feierte.
48 Sekunden hinter dem Sieger, der sich bereits 55 Kilometer vor dem Ziel gemeinsam mit van Poppel und Arndt aus dem ersten Feld hatte lösen können, entschied Dylan Groenewegen (BikeExchange - Jayco) im Kampf um Rang vier den Sprint der Verfolger vor Politts Mannschaftskollegen Sam Bennett und Jasper Philipsen (Alpecin – Fenix). Als Zehnter rundete Ryan Mullen die dominierende Vorstellung von Bora – hansgrohe ab.
"Es ist etwas Schönes, zu Hause zu gewinnen. Es war immer schon ein Traum, jetzt ist das auch abgehakt, ich habe Rund um Köln gewonnen“, kommentierte Politt seinen fünften Profisieg, von denen er vier in Deutschland einfahren konnte.
Bei seinem Heimrennen war er bislang aber immer leer ausgegangen und auch diesmal hatte Bora – hansgrohe mit Sam Bennett, dem Gewinner der Ausgabe von 2018, einen Sprinter dabei, der im Fall einer Massenankunft zum Zuge gekommen wäre.
Im Bergischen Land machen die großen Teams das Tempo
Doch dann gingen die großen Teams schon im Bergischen Land entschlossen in die Offensive. “Wir wollten das Rennen eigentlich erst später schwer machen, doch dann ist DSM schon relativ früh am Agathaberg in die Offensive gegangen. Dann haben wir das Rennen kurzfristig dort mit ein bisschen schneller gemacht und es bildete sich eine schöne Gruppe mit 30 Mann und das Feld kam nicht mehr von hinten. Wir hatten sechs Mann in dieser Gruppe und konnten unsere Karten dann ausspielen“, schilderte Politt die vorentscheidende Phase.
"Es war ein schönes Rennen, aber ich hatte zwei harte Gegner mit den Jungs von Bora. Nils hat verdient gewonnen, auch wenn ich natürlich mein Heimrennen auch gerne gewonnen hätte. Aber ich bin zufrieden mit dem Rennen, stehe auf dem Podium und gönne Nils den Sieg", sagte der 30-jährige Arndt,der bereits 2016 einmal Dritter bei Rund um Köln war, das nach seinem Umzug nach Köln mittlerweile ebenfalls zu seinem Heimrennen geworden ist.
"Die Vorfreude war riesig, ich konnte gestern zu Fuß hierher kommen, mein Zuhause ist gerade drei Kilometer entfernt. Ich habe mich auf mein Heimrennen gefreut. Ich glaube, es war ein richtig geiles Rennen", betonte der gebürtige Norddeutsche.
So lief das Rennen:
Bei der ersten Austragung nach zweijährige Zwangspause dauerte es rund 15 Kilometer, bis sich eine siebenköpfige Spitzengruppe bestehend Joshua Huppertz (Lotto – Kern Haus), Miguel Heidemann (B&B Hotels), Jon Knolle, Per Münstermann (beide Saris Rouvy Sauerland), Jan-Marc Temmen (Dauner Akkon), Michael Peter (Santic – Wibatech) und Mario Gamper (Felbermayr) absetzen und einen Maximalvorsprung von knapp vier Minuten erarbeiten konnte.
Nach rund 40 Kilometern wurde im Feld das Tempo von BikeExchange – Jayco, Alpecin – Fenix, Bike Aid und Team Vorarlberg erhöht, so dass der Abstand schnell kleiner wurde. Als dann auch noch Bora – hansgrohe in die Offensive ging, schloss nach 60 gefahrenen Kilometern die große Verfolgergruppe zur Spitze auf, die damit aus rund 40 Fahrern bestand.
Mit dabei waren auch die meisten Favoriten wie Politt, Bennett, Groenewegen, Philipsen oder Arndt, deren Helfer sorgten danach dafür, dass der Vorsprung gegenüber dem zweiten Feld auf mehr als zwei Minuten anwuchs. Rund 65 Kilometer vor dem Ziel konnten einige Fahrer wie Max Walscheid (Cofidis) in einem Anstieg einer Attacke von Arndt nicht folgen, danach aber sämtlich zumindest zeitweise wieder den Anschluss herstellen.
Bora - hansgrohe nimmt das Zepter in die Hand
Danach hielten die großen Teams wie das mit gleich fünf Fahrern vorne vertretene Bora – hansgrohe, DSM oder Alpecin – Fenix das Tempo hoch, so dass der Vorsprung anwuchs. Im nächsten Anstieg in Overath sprengte Politt mit seiner Attacke 55 Kilometer vor dem Ziel die Spitzengruppe und zog gemeinsam mit Arndt und seinem Teamkollegen Danny van Poppel davon.
Danach versuchten Philipsens Teamkollegen, BikeExchange - Jayco und Arkéa –Samsic, das Trio wieder einzufangen. Da in der Verfolgergruppe aber ebenfalls drei Teamkollegen von Politt waren – darunter Sprinter Bennett –und das Spitzentrio gut zusammenarbeitete, stieg der Vorsprung bis zur der nächsten Steigung auf fast 40 Sekunden an.
In der Anfahrt zur letzten Überquerung des Anstiegs am Bensberger Schloss, der letzten Bergwertung des Tages, wuchs der Vorsprung sogar auf eine Minute an, das geschlagene Feld folgte fast vier Minuten hinter dem Trio, das am Schloss allerdings nur noch rund 30 Sekunden Vorsprung auf Philipsen, Hugo Hofstetter (Arkéa – Samsic) und Tom Bohli (Cofidis) hatte, die in der Steigung davon gezogen waren, aber auch wieder gestellt wurden.
Van Poppel und Politt spielen mit Arndt
An der Spitze ging zunächst Politt in die Offensive, ehe van Poppel den Konter setzte, nachdem Arndt die Lücke geschlossen hatte. Kurz darauf jagte der Bora-Lokalmatador seinem niederländischen Teamkollegen nach und neutralisierte unbeabsichtigt dessen Antritt, da sich Arndt nicht abschütteln ließ.
16 Kilometer vor dem Ziel wurde die Philipsen-Gruppe von der Verfolgergruppe wieder gestellt. Dank der anschließenden Tempoarbeit von Maurice Ballerstedt (Alpecin – Fenix) reduzierten die Verfolger ihren Rückstand auf die drei Spitzenreiter auf 20 Sekunden. Doch auf den letzten zehn Kilometern war plötzlich der Zug wieder raus und der Abstand wuchs wieder auf 45 Sekunden an.
Fünf Kilometer vor dem Ziel trat Politt ein weiteres Mal und schüttelte diesmal Arndt ab. Van Poppel attackierte kurz darauf auch noch zweimal, brach seine Versuche dann aber ab, obwohl sein Konkurrent sichtlich mit den Kräften am Ende war. Politt konnte angesichts eines Vorsprungs von rund 15 Sekunden den Schlusskilometer durch die Kölner Innenstadt in Erwartung seines Sieges genießen und schon deutlich vor der Ziellinie die Arme jubelnd hochreißen.
Van Poppel ließ im dritten Versuch doch noch Arndt stehen und sorgte bei strahlendem Sonnenschein 13 Sekunden hinter Politt für einen Bora-Doppelsieg, mit 18 Sekunden Rückstand blieb dem ebenfalls in Köln lebenden DSM-Kapitän Arndt Rang drei.