Der Traum vom Tour-Bergtrikot lebt

Geschke kämpft leidenschaftlich, aber mit schwindenden Kräften

Von Felix Mattis

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Simon Geschke (Cofidis) | Foto: Cor Vos

18.07.2022  |  (rsn) – Der Traum vom Gewinn des Gepunkteten Trikots lebt. Simon Geschke (Cofidis) könnte am Sonntag in Paris als erster Deutscher die Bergwertung einer Tour de France gewinnen. Doch der Freiburger selbst stapelt tief. Am Ende der zweiten Tour-Woche spüre er die Strapazen der vergangenen heißen Tage in Carcassonne doch sehr, wie Geschke gestand.

"In der ersten Woche habe ich probiert, nicht zu stürzen und als es in Richtung Berge ging habe ich versucht, meine Chancen zu nutzen - in jeder Hinsicht", blickte der Routinier nach der 15. Etappe am Eurosport-Mikrofon auf seine bisherige Tour zurück. "Das Bergtrikot war dann greifbar und jetzt habe ich es über die Alpen verteidigt."

Geschke sammelte auf der 7. Etappe in Richtung Super Planche des Belles Filles mit zwei Bergpreisen der 3. Kategorie seine ersten vier Punkte für den Kampf ums Gepunktete Trikot. Dort fixte sich der gebürtige Berliner quasi selbst an.

Und zwei Tage später auf dem Weg nach Chatel ins Skigebiet Portes du Soleil machte er weiter: mit taktisch cleverem Verhalten und riesigem Kampfgeist im Anstieg zum Pas de Morgins. Dort fuhr er mehrere Kilometer mit rund 15 Sekunden Vorsprung vor dem jagenden Hauptfeld her, um gerade noch so zwei Punkte als Fünfter auf der Kuppe mitnehmen und schließlich das Gepunktete Trikot vor Etappensieger Bob Jungels zu erobern.

"Nach zwei Wochen ist der Tank so langsam leer"

Seitdem führt Geschke die Bergwertung an und verteidigte sein Trikot mit weiteren Sprüngen in die richtigen und wichtigen Ausreißergruppen und viel Kraftaufwand in den jeweils kategorisierten Anstiegen mit aller Macht. Von 19 Punkten in Chatel baute der 36-Jährige sein Konto auf 46 Punkte in Carcassonne aus.

"Ich merke jetzt aber auch, dass nach zwei Wochen und vier Ausreißversuchen der Tank so langsam leer ist. Das sind schon schwere Tage, die Körner kosten", erklärte ein sichtbar müder Geschke am Sonntagabend in Carcassonne, wo nun am Montag der wohlverdiente Ruhetag ansteht.

"Ich werde ein bisschen Radfahren, damit der Motor nicht ganz zum Stillstand kommt. Meine wichtigsten Tage kommen dann direkt auf den drei Tagen nach dem Ruhetag", blickte er schon voraus. Denn die Pyrenäenetappen können am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag den Kampf ums Bergtrikot nochmal komplett auf den Kopf stellen.

"Es gibt viele starke Kletterer, die heiß auf das Trikot sind", erkannte Geschke bereits am Samstag in Richtung Mende, als Trek - Segafredo den Klassikerspezialisten Quinn Simmons gegen ihn um Bergpunkte sprinten ließ, um dem Deutschen einige Zähler zu klauen und so einen Großangriff von Giulio Ciccone in den Pyrenäen vorzubereiten.

Sind die Pyrenäen für Geschke zu schwer?

Neben dem Italiener, der mit 35 Punkten momentan elf Zähler hinter Geschke rangiert, sind Louis Meintjes (Intermarché – Wanty – Gobert / 39 Punkte), Neilson Powless (EF Education – EasyPost / 37) und Pierre Latour (TotalEnergies / 35) die wohl größten Herausforderer  – und ohne eigene echte Absichten auch Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma / 36) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates / 26), die den Sieg in der Bergwertung quasi so nebenbei mitnehmen könnten, wenn sie bei den Pyrenäen-Bergankünften so brutal gegeneinander um Gelb kämpfen, dass Ausreißer keine Chancen bekommen.

Schließlich könnten sogar noch ganz andere Namen noch ins Spiel kommen, wenn in der Gesamtwertung abgehängte Kletter-Asse an zwei der drei Pyrenäen-Etappen ihr Heil in der Flucht suchen und mehrere Bergpreise abräumen. Denn der Dienstag hält 23, der Mittwoch 35 und der Donnerstag mit Col d'Aubisque, Col de Spandelles und Bergankunft in Hautacam sogar maximal 50 Punkte bereit.

"Die Pyrenäen sind für mich sehr wichtig, aber vielleicht auch zu schwer", bereitete sich Geschke mental am Sonntagabend schon mal darauf vor, dass der Verlust des Bergtrikots wahrscheinlicher scheint als die erfolgreiche Verteidigung bis zum Sonntag in Paris.

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