Spannender Kampf mit Thomas, Quintana und Gaudu

Ein Trio um Rang drei - oder mischt nochmal wer durch?

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Ein Trio um Rang drei - oder mischt nochmal wer durch?"
Geraint Thomas (Ineos Grenadiers / im Bild) ist momentan in der Pole Position für Gesamtrang 3 in Paris. Doch Nairo Quintana (Arkéa - Samsic) und David Gaudu (Groupama - FDJ) werden jede Schwäche in den Pyrenäen zu nutzen versuchen. | Foto: Cor Vos

20.07.2022  |  (rsn) – Die letzten zwei Bergetappen der so kletterlastigen 109. Tour de France stehen bevor und es scheint klar: Um den Gesamtsieg kämpfen nur zwei Mann. Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) waren der Konkurrenz bergauf bislang überlegen. Wann immer Pogacar attackierte, nur Vingegaard konnte folgen.

Dass der slowenische Titelverteidiger nach 16 Etappen als Gesamtzweiter trotzdem nur 21 Sekunden vor dem Gesamtdritten Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) liegt, hat einen simplen Grund: Vingegaard und Pogacar beachten eigentlich nur sich selbst gegenseitig. Die Anderen fürchten sie nicht.

Auch in Peyragudes am Mittwoch und Hautacam am Donnerstag ist daher mit Duellen der beiden Überflieger-Youngster zu rechnen. Doch das bedeutet nicht, dass Thomas und Co. reine Statisten sein werden – im Gegenteil: Der Waliser sowie Nairo Quintana (Arkéa – Samsic), David Gaudu (Groupama – FDJ), Adam Yates (Ineos Grenadiers), Louis Meintjes (Intermarché – Wanty – Gobert), Aleksandr Vlasov (Bora – hansgrohe) und Romain Bardet (Team DSM) liefern sich noch eine spannende Schlacht um Podestplatz nummer 3.

Quintana in steilen Rampen am stärksten

Dabei verschoben sich die Kräfteverhältnisse im Tour-Verlauf innerhalb dieses Septetts quasi täglich. Mal war der Eine stärker, mal der Andere. Und auch wenn Thomas beispielsweise vor den Pyrenäen den besten Eindruck gemacht hatte, so bekam der Brite an der Mur de Péguère plötzlich doch gehörig Druck von Quintana.

Der Kolumbianer konnte stellenweise als Einziger dem Tempo von Pogacar und Vingegaard folgen und sorgte so dafür, dass Adam Yates bei Ineos vom B-Kapitän zum Edelhelfer wurde und Thomas den Berg hochzog, um anschließend dann Tribut zollen zu müssen und Zeit zu verlieren.

"Ich habe mich gut gefühlt und bin zufrieden, weil ich heute zwei Plätze in der Gesamtwertung gewonnen habe. Das ist ein gutes Zeichen im Hinblick auf die nächsten Pyrenäen-Etappen", sagte der selten besonders euphorische Quintana, der sich nun tatsächlich anschicken könnte, zum insgesamt dritten Mal, aber zum ersten Mal seit sechs Jahren wieder aufs Tour-Podium zu klettern. "Bisher war ich sehr konstant seit Beginn der Tour", meinte er in Foix. "Jetzt werden wir sehen, was passiert."

Ineos braucht Teamstärke für Defensive statt Offensive

4:15 Minuten hinter dem Gelben Trikot hat Quintana allerdings trotzdem noch 1:32 Minuten Rückstand auf Thomas und den dritten Platz – weil nach der Bergwertung an der Mur de Péguère in vorne kurzzeitig etwas die Luft raus war und der elf Sekunden zurückliegende Thomas mit der Hilfe seines wartenden Teamkollegen Daniel Martinez in der Abfahrt wieder nach vorne rauschen konnte.

So nutzte Ineos Grenadiers seine zahlenmäßige Überlegenheit unter den Mannschaften, die in den Kampf um die Gesamtwertung involviert sind, nicht wie seit zwei Wochen erhofft für eine Offensivaktion, sondern viel mehr defensiv zur Verteidigung des dritten Gesamtrangs.

"Yatesy war wirklich gut. Er hat sich wirklich für mich aufgeopfert und ist ein starkes Tempo für mich gefahren auf den letzten 1,5 Kilometern dort rauf", sagte Thomas in Foix. "Und natürlich war es dann gut, Dani noch vorne zu haben. Er hat gewartet und es war großartig die letzten 100 Meter zur Gruppe zu schließen." Martinez hatte in der Ausreißergruppe des Tages gesessen, um genau für solche Einsätze als 'Relaisstation' in der 17 Kilometer langen Abfahrt zum Ziel da zu sein.

Thomas: "Ich bin nicht panisch geworden"

Thomas betonte allerdings auch, dass die Lücke zu Vingegaard, Pogacar und Quintana sowie Sepp Kuss und Rafal Majka, die der Waliser gemeinsam mit Yates und David Gaudu im letzten Anstieg lange hatte, nicht überzubewerten sei. "Ich habe mich gut gefühlt. Als sie im Steilstück gegangen sind, bin ich nicht panisch geworden, sondern habe sie wegfahren lassen und bin bei meinem eigenen Tempo geblieben", erklärte der Tour-Sieger von 2018. Tatsächlich betrug die Lücke zwischen ihm und den Besten nie mehr als 15 Sekunden.

Noch ist Thomas also der Favorit auf Gesamtrang drei, doch der Kampf um den letzten Podestplatz ist alles andere als entschieden, wie auch einige starke Auftritte von Gaudu bereits andeuteten. Der Franzose liegt seinerseits nur neun Sekunden hinter Quintana auf Gesamtrang fünf, von dem er am Dienstag Yates verdrängte.

Denn der Brite gehörte zu den Verlierern innerhalb der Top 10, büßte gemeinsam mit Teamkollege Tom Pidcock und dem Südafrikaner Meintjes 1:22 Minuten ein. Schlimmer erwischte es nur Bardet, der 3:36 Minuten verlor und vom vierten Platz auf den neunten abstürzte. Doch wie die Wellenbewegungen zwischen den Top-10-Fahrern dieser Tour bisher zeigten, ist auch da wohl noch nicht alles vorbei.

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.07.2023Pech mit der Kette bringt Cavendish um den Rekordsieg

(rsn) – Es hat nicht viel gefehlt, um das Märchen perfekt zu machen. Am 7. Juli 2007 gab Mark Cavendish, damals noch im Trikot von T-Mobile, sein Debüt der Tour de France. Den Prolog in London bee

12.06.2023Van Aert kritisiert Netflix-Serie: “Zielt auf Aufreger ab“

(rsn) – Am vergangenen Donnerstag ist die von vielen Fans lange erwartete Netflix-Serie ´Tour de France: Unchained´ veröffentlicht worden, die hinter die Kulissen der Frankreich-Rundfahrt 2022 bl

02.03.2023Trailer zur Netflix-Serie über die Tour de France veröffentlicht

(rsn) – Den Titel, “Tour de France: Unchained“, hatte Netflix bereits vor einigen Tagen veröffentlicht. Jetzt folgte auch der erste Trailer zu der Doku-Serie, die aus acht Teilen bestehen und v

16.12.2022Sagan hat van Aert noch nicht vergeben

(rsn) – In einem Gespräch mit der italienischen Sportzeitung Gazzetto dello Sport hat Peter Sagan (TotalEnergies) deutlich gemacht, dass er Wout van Aert (Jumbo – Visma) noch nicht für dessen ve

23.11.2022Aktivisten der “Letzten Generation“ bekommen 500-Euro-Strafe

(rsn) – Dreimal kam das Peloton bei der Tour de France 2022 aufgrund von Protesten durch Klima-Aktivisten und Klima-Aktivistinnen kurz zum Stillstand: Zunächst auf der 10. Etappe auf dem Weg nach M

17.11.2022Pogacar: “Evenepoel ist vielleicht sogar stärker als ich“

(rsn) – Mit nicht weniger als 16 Siegen war Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) auch im Jahr 2022 eine der dominierenden Figuren des Radsports. Der 24-jährige Slowene gewann bedeutende Eintagesrennen

03.11.2022CAS bestätigt Quintanas Tour-Disqualifikation

(rsn) - Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat die Entscheidung des  Radsportweltverbands UCI bestätigt, der Nairo Quintana (Arkea – Samsic) nachträglich von der Tour de France 2022 disquali

29.08.2022Geschke: “Jedes Bergtrikot am Straßenrand motivierte mich“

(rsn) - Ganz allein erreichte Simon Geschke, der Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft, das Ziel der finalen 4. Etappe in Stuttgart. Der Freiburger kam 7:07 Minuten nach Tagessieger Pello Bilbao (

13.08.2022Von Corona genesen: Froome und Woods starten bei Vuelta

(rsn) – Sowohl Chris Froome als auch Teamkollege Michael Woods haben sich von ihrer Corona-Infektion erholt, die sie sich bei der Tour de France zugezogen hatten. Die beiden Fahrer von Israel - Prem

05.08.2022Zwei Wochen vor Vuelta-Start: Roglic trainiert wieder

(rsn) – Zwei Wochen vor dem Start der Vuelta a Espana hat Primoz Roglic wieder das Straßentraining aufgenommen. Der dreimalige Gesamtsieger der Spanien-Rundfahrt war auf der 5. Etappe der Tour de

31.07.2022Van Vleuten auf völlig anderem Level - wie geht das?

(rsn) – Der Solo-Coup von Annemiek van Vleuten (Movistar) auf der Königsetappe der Tour de France der Frauen hat bei den Beobachtern einmal mehr für große Augen und offene Münder gesorgt. Die 3

31.07.2022Von einem “toten Fisch“ und völlig leergefahrenen Körpern

(rsn) – Die Königsetappe der Tour de France der Frauen hat für riesige Abstände unter den Protagonistinnen gesorgt. Annemiek van Vleuten (Movistar) scheint ihren Gesamtsieg schon vorzeitig perfek

Weitere Radsportnachrichten

15.11.2024Im Schatten von Behrens und Teutenberg voll überzeugt

(rsn) – Auch wenn er in seiner ersten U23-Saison im Schatten seiner Teamkollegen Niklas Behrens und Tim-Torn Teutenberg stand, die beide den Sprung zu den Profis schafften, kann Louis Leidert (Lidl

15.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

14.11.2024Bardet: “Sinnlos, an ethischen Radsport zu glauben“

(rsn) - Es war ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, als Romain Bardet im Sommer, kurz vor der Tour de France, sein Karriereende ankündigte. Mindestens genauso ungewöhnlich ist das Rennen, das sei

14.11.2024Bonnamour gibt Kampf gegen Dopingsperre auf

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2024Rhodos-Prolog-Experte mit Sturzpech im stärksten Rennen

(rsn) – Seine elfte Saison auf KT-Niveau ragt zwar nicht als seine beste heraus, dennoch zeigte Lukas Meiler (Team Vorarlberg) auch 2024, was er drauf hat. Seine beste Platzierung gelang ihm dabei

14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten

(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte, Ã

14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

14.11.2024Schär wird Schweizer Nationaltrainer

(rsn) – Marc Hirschi, Stefan Küng und Co. haben einen neuen Nationaltrainer. Michael Schär wird mit Jahresbeginn 2025 die Verantwortung für die Schweizer Männer in den Bereichen Elite und U23 ü

14.11.2024Lotto Kern - Haus wird Development-Team von Ineos Grenadiers

(rsn) – In den vergangenen beiden Jahren war das deutsche Kontinental-Team Lotto Kern - Haus PSD Bank sogenannter Development-Partner von Red Bull – Bora – hansgrohe. Ab der kommenden Saison wi

14.11.2024Meisen kündigt baldiges Karriereende an

(rsn) – “Spätestens im Januar ist Schluss“, kündigte Marcel Meisen (Stevens) gegenüber RSN an. Der 35-Jährige ist in seine letzte Cross-Saison gestartet und will diese nicht mehr ganz zu End

14.11.2024Traumszenario mit kurzem Anfangsschock

(rsn) – Unverhofft kommt oft – dieser Spruch traf in dieser Saison auch auf Meo Amann zu. Mit dem Elite-Team Embrace The World in die Saison gestartet, bewarb er sich im Sommer auf einen Platz bei

13.11.2024Auch ein kurioser erster UCI-Sieg reichte nicht zum Profivertrag

(rsn) – Auch wenn er in dieser Saison seinen ersten UCI-Sieg einfahren konnte, so gelang Roman Duckert (Storck – Metropol) am Ende seiner U23-Zeit nicht der Sprung in ein Profiteam. Deshalb wird e

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine