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23.09.2022 | (rsn) – Neun Jahre, nachdem Alexey Lutsenko in Valkenburg Weltmeister der U23 geworden war, sorgte Astana-Profi Yevgeniy Fedorov bei den Weltmeisterschaften im australischen Wollongong für den zweiten kasachischen U23-Titel der Geschichte. Im Zweiersprint gegen dem Tschechen Mathias Vacek behielt der 22-Jährige die Oberhand. Zeitfahr-Weltmeister Sören Waerenskjold gewann Bronze im Sprint der großen Verfolgergruppe. Der Norweger war schneller als der Este Madis Mihkels, der Niederländer Olav Kooij und der Tscheche Pavel Bittner. Michel Heßmann wurde auf Rang elf bester Deutscher.
Wie erwartet bestimmten die Profis das Finale. Sieben der besten zehn Fahrer fuhren dieses Jahr Rennen als Berufsradfahrer. Der Sieger hatte sogar die gesamte Vuelta a Espana in den Beinen. “Ich bin in guter Form von der Vuelta hergekommen und habe versucht, das Beste herauszuholen. Und das ist jetzt wirklich das Beste", freute sich Fedorov laut einer Live-Übersetzung von seinem Teamchef Alexandre Vinokourov. Der neue Weltmeister setzte sich kurz vor Beginn der Schlussrunde mit einem Quartett ab. "Ich habe es vor dem Anstieg versucht, weil ich kein echter Kletterer bin. Aber ich wusste, wenn ich über den Berg komme, dann habe ich eine Chance durchzukommen“, blickte Fedorov zurück.
Nach der finalen Überquerung des Mount Pleasant blieb er mit Vacek vorn. “Auf der Abfahrt und den flachen Kilometern zum Ziel konnte das Duo die Verfolger auf Abstand halten. “Als wir in der letzten Runde zu zweit über die Kuppe kamen, hatte ich ein gutes Gefühl. Ich bin auch nicht der beste Sprinter, aber ich hatte noch sehr gute Beine", so Fedorov, der seinem tschechischen Begleiter im Spurt keine Chance ließ.
Kooij auf sich allein gestellt
Bei den Verfolgern war Waerenskjold der Schnellste. Er hatte mit Per Hagenes Strand noch einen Teamkollegen dabei, der allerdings im Finale keine Arbeit für ihn verrichtete. Auch die Franzosen hatten noch drei Helfer für ihren schnellen Mann Paul Penhoët vorn und griffen erst viel zu spät in die Verfolgung ein. Ganz allein hingegen war Kooij, dessen Mannschaft auf Mick van Dijke verzichten musste. Er konnte nur – vergeblich - auf die anderen Teams hoffen. “Ich habe es geschafft, in der ersten Gruppe des Feldes zu bleiben und musste eben Glück haben, dass wir noch vorne rankommen – das hat nicht geklappt und ist schade", so der Jumbo-Sprinter. "Es waren ein paar Franzosen und Belgier da und ich habe gehofft, dass sie die Lücke schließen. Leider haben sie das nicht getan und dann musste ich damit leben, um Platz 3 zu sprinten. Da bin ich dann auch noch bezwungen worden. Am Ende ist das nicht, wofür wir hergekommen sind. Aber so ist Radsport", resümierte er.
Die Deutschen fuhren ein sehr aktives Rennen und machten es von den ersten Metern an sehr schwer. Hannes Wilksch war Teil der Gruppe des Tages, die zeitweise von seinen eigenen Teamkollegen gejagt wurde. Bei der Verfolgung spielte auch Heßmann eine gewichtige Rolle. Im Finale waren die beiden Deutschen auf sich gestellt, Wilksch opferte sich in der Verfolgung der letztendlich erfolgreichen Ausreißer auf, Heßmann konnte gegen die Sprinter in der Favoritengruppe keine Spitzenposition herausfahren.
So lief das Rennen:
Schon in der ersten von zehn Runden hatten die Deutschen Interesse an einem sehr schweren Rennen. Sie schlugen am Mount Pleasant ein so hohes Tempo an, dass bekannte U23-Fahrer wie der Australier Rudy Porter, der Este Rait Ärm und der Zeitfahr-Siebzehnte Andrey Remkhe aus Kasachstan in Schwierigkeiten kamen. Nach der ersten Passage an der Ziellinie setzte sich ein Quintett mit Wilksch, dem Schweizer Fabian Weiss, dem Belgier Fabio van den Bossche, dem Franzosen Mathis Le Berre und Petr Kelemen aus Tschechien ab. Neun Kilometer später schaffte auch der Kroate Fran Miholjevic nach einer langen Verfolgungsjagd den Sprung vorn.
Nachdem vor allem die Niederländer den maximalen Rückstand des Feldes von drei Minuten auf zwei Minuten verkleinert hatten, griff Fedorov 70 Kilometer vor dem Ziel an. Das Abenteuer des Kasachen dauerte allerdings nur zehn Kilometer, da sich hinter ihm auch immer wieder die deutsche Mannschaft in die Verfolgung der sieben enteilten Fahrer einschaltete. Trotz des hohen Tempos lösten sich mit noch 54 zu fahrenden Kilometern der Niederländer Casper van Uden, der Italiener Davide de Pretto, der Brite Sam Watson, der Ungar Erik Fetter, Vacek und der Spanier Enekoitz Azparren aus dem Feld. Diese sehr starke Sechsergruppe mit einigen Medaillenanwärtern wurde vom Peloton sofort gejagt und nach nur sechs Kilometern eingeholt.
In der drittletzten Runde griffen Tobias Andresen aus Dänemark und der Norweger Tord Gudmestad an. Die Spitzengruppe teilte sich kurz danach am Mount Pleasant. Wilksch, Le Berre und Kelemen behaupteten sich vorn und lagen 25 Sekunden vor den beiden Skandinaviern, die allerdings kurz danach vom ersten Teil des stark dezimierten Feldes aufgerollt wurden. Eingangs der letzten zwei Runden hatte das Spitzentrio noch 25 Sekunden Vorsprung auf das Peloton, wo immer wieder Michel Heßmann im Wind fuhr.
Aus dem Feld lösten sich im kurvigen flachen Teil der Runde mehrere kleine Gruppen, von denen sich aber nur der Schweizer Alexandre Balmer und der Tscheche Jakub Toupalik länger vorn behaupten konnten. 21 Kilometer vor dem Ziel wurden alle Ausreißversuche beendet und die ersten 31 Fahrer im Rennen kamen zusammen. Kurz vor Beginn der letzten 17 Kilometer langen Runde setzten sich der Belgier Alec Segaert, Fedorov, Vacek und erneut Le Berre ab. Sie überquerten die Ziellinie 15 Sekunden vor der erneut von den Deutschen, die nur noch Heßmann und Wilksch dabei hatten, angeführten Hauptgruppe. Wilksch opferte sich nun für Heßmann auf, bekam aber keine Unterstützung und konnte das Spitzenquartett nicht im Zaum halten.
Zu Beginn der Hügelzone zehn Kilometer vor dem Ziel mussten Le Berre vorn und Wilksch im Feld die Segel streichen. Balmer probierte den Sprung nach vorn. An der letzten Passage am Mount Pleasant ließen Vacek und Fedorov Segaert stehen. Der Zeitfahr-Spezialist wurde von Balmer, der es aber nicht ganz nach vorn schaffte, eingeholt. Aus dem Feld heraus setzten sich 15 Fahrer ab, unter ihnen Heßmann. Die Elitegruppe wurde sich nicht einig, sodass von hinten weitere Fahrer zurückkamen.
Dies brachte aber nicht die erhoffte Zusammenarbeit, obwohl einige schnelle Fahrer noch Helfer dabei hatten. So bog Fedorov gefolgt von Vacek auf die Zielgerade ein. Der Kasache begann den Sprint von vorn – der Tscheche konnte nicht mehr aus dem Sattel gehen, resignierte und wurde Zweiter, knapp vor dem von Waerenskjold angeführten Feld.
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