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24.09.2022 | (rsn) – In den vergangenen fünf Jahren waren die Niederländerinnen das Non-Plus-Ultra im Frauenradsport. Mit Ausnahme der Olympischen Spiele 2021, der Weltmeisterschaften desselben Jahres und der Europameisterschaften 2018 gewannen sie alle großen Rennen. So chancenlos im Kampf um eine Medaille, wie während der letzten zwei Runden des WM-Straßenrennens von Wollongong, wirkte das niederländische Team allerdings nie.
Als es das letzte Mal über den Mount Pleasant ging, fand sich unter den besten zehn Fahrerinnen keine Niederländerin mehr, Annemiek van Vleuten rettete sich gerade so noch in die erste Verfolgerinnengruppe der an der Spitze fahrenden Liane Lippert. Als auf dem letzten Kilometer die beiden Gruppen doch noch zusammenrollten, schien ein Sprint unvermeidlich.
___STEADY_PAYWALL___Wie aus dem Nichts schoss dann allerdings van Vleuten an ihren völlig überraschten Kontrahentinnen vorbei und stürmte sensationell zum WM-Sieg. Dabei war die ursprüngliche Topfavoritin auf das Regenbogentrikot vor dem Straßenrennen abgeschrieben. Schließlich hatte sich die 39-Jährige bei ihrem schweren Sturz in der Mixed Staffel eine Ellenbogenfraktur zugezogen und sich erst spät zu einem Start entschieden. Allerdings ohne eigene Ambitionen: In Wollongong wollte van Vleuten als Helferin von Marianne Vos ihrer Teamkollegin zur Goldmedaille verhelfen.
Van Vleuten überraschte in Wollongong mit ihrer Schlussattacke alle Konkurrentinnen. | Foto: Cor Vos
"Der Sturz hatte alle meine Träume vom Gewinn des WM-Titels hier beendet. Ich habe keine einzige Sekunde daran gedacht, dass das überhaupt möglich sein kann", sagte die nun zweimalige Weltmeisterin, die ihre Saison nach Gesamtsiegen beim Giro, der Tour und der Vuelta mit dem zweiten Regenbogentrikot nach 2019 krönte.
"Irgendwie hat mich das Gefühl beschlichen, dass mir das Tragen des niederländischen Trikots kein Glück bringt", so van Vleuten, die schon viele schwierige Momente als Nationalfahrerin erlebte, so etwa bei ihrem Sturz bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Auch in Australien lief es nicht nach Wunsch. Im Zeitfahren musste sich die 39-Jährige beim Sieg ihrer Teamkollegin Ellen nan Dijk mit dem fünften Platz begnügen, ehe das Desaster im Teamzeitfahren folgte.
Auf dem letzten Kilometer alle überrascht
Wegen der Sturzverletzungen glaubte van Vleuten nicht daran, dass sie das niederländische Team im Straßenrennen würde anführen können: "Ich wollte ehrlich sein, weil ich dachte, nicht mein Level zu haben. Deswegen wollte ich mich voll in den Dienst für Marianne stellen. Wir waren ein Team mit einer Mission." Die sollte Vos zum vierten Titel ihrer Karriere bringen. Der letzte lag übrigens schon 16 Jahre zurück, als sie in Salzburg triumphiert hatte.
Mit knappem Vorsprung rettete sich die Niederländerin ins Ziel zum zweiten WM-Straßensieg ihrer Karriere | Foto: Cor Vos
Als dann aber Lippert am Mount Pleasant zweimal das Feld der Favoritinnen sprengte, konnte Vos jedesmal nicht folgen, wurde das erste Mal aber von van Vleuten wieder herangebracht. Auch bei der letzten Überquerung drehte sich die spätere Siegerin wieder um, klemmte sich aber dann an das Hinterrad ihrer Vorderfrau und schaffte gerade noch so den Anschluss an die Gruppe, die schließlich das Spitzenquintett stellte. Auf dem letzten Kilometer dann verblüffte sie alle ihre Kontrahentinnen, die in Gedanken wohl schon mit dem finalen Sprint beschäftigt waren.
"Sie hat einfach den perfekten Moment erwischt. Ich denke, alle haben auf den Sprint gewartet und waren darauf konzentriert. Ich habe sie nicht einmal gesehen", erklärte die Italienerin Silvia Persico, die Bronze gewann. Für Flandern-Rundfahrt-Siegerin Lotte Kopecky war der zweite Platz besonders bitter: "Es schmerzt, weil man weiß, wie knapp man am Regenbogentrikot dran war“, sagte die wohl beste Sprinterin der Spitzengruppe.
Im Ziel war der Jubel grenzenlos, hier mit Teamkollegin Marianne Vos| Foto: Cor Vos
Eine Geschichte, die inspirieren soll
Schmerzvoll waren die 164,3 Kilometer rund um Wollongong aber auch für die spätere Goldmedaillengewinnerin selber. "Einige Freunde haben zu mir gemeint, wenn ich nur als Helferin fahre, dann soll ich die Fahrt durch Australien genießen. Aber die haben keine Ahnung, was es bedeutet, mit einem gebrochenen Ellenbogen ein solches Rennen zu bestreiten", erklärte van Vleuten.
Vor allem wenn sie sich bergauf aus dem Sattel aufrichtete und dabei das Gewicht auf den Händen lastete, musste sie die Zähne zusammenbeißen. Einzig bei der alles entscheidenden Attacke verspürte van Vleuten keine Schmerzen. Und als sie sich vor den heranbrausenden Verfolgerinnen über die Linie rettete, brach sie auch nicht in Jubel aus. Erst als sie ihren Betreuern das Rad übergab, streckte sie ihre Hände in den Himmel und schrie voller Erleichterung auf.
"Vielleicht ist das der beste Sieg meiner Karriere, angesichts dessen, was diese Woche alles passiert ist. Es ist eine schöne Geschichte, die ich heute geschrieben habe, vielleicht ist das auch eine Inspiration für andere", meinte van Vleuten. Ihre sensationelle Vorstellung inspirierte dann auch die U23-Siegerin Niamh Fischer-Black. Auf dem Weg zur Pressekonferenz zückte die junge Neuseeländerin ihr Handy, um ein Selfie mit sich und van Vleuten zu schießen.
Das Podium des WM-Straßenrennens der Frauen, v.l.: Lotte Kopecky, Annemiek van Vleuten, Silvia Persico | Foto: Veranstalter / Cor Vos
Das finale Karrierejahr im Regenbogentrikot
"Sie ist etwas Besonderes. Sie hat uns wieder gezeigt, dass wirklich alles möglich ist. Ich hatte die Ehre, das live mitzuerleben, habe vor mir gesehen, wie sie da als Erste die Ziellinie überquert hat", schilderte 22-Jährige das Finale. Im Gegensatz zu van Vleuten wird Fisher-Black aber kaum die Möglichkeit haben, ihr Regenbogentrikot in Rennen zu präsentieren, da sie 2023 von der U23 in die Elite aufsteigt.
 Aber auch für Van Vleuten soll 2023 die erste Saison werden, in der sie sich vom Jahresanfang bis zum -ende in den Regenbogenfarben präsentieren kann. Zwar war die 39-Jährige schon einmal Weltmeisterin, doch die Saison 2020 wurde durch die Corona-Pause unterbrochen. "Das Fahren in dem Trikot macht mich so stolz und darum freue ich mich schon auf die kommenden Einsätze“, sagte van Vleuten, die Ende 2023 ihr Rad an den Nagel hängen wird - falls sie nicht doch noch auf andere Ideen kommt.
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