Heidemanns Neo-Profi Blog

Bei der WM für ein paar Minuten an Pogacars Hinterrad

Von Miguel Heidemann

Foto zu dem Text "Bei der WM für ein paar Minuten an Pogacars Hinterrad"
Miguel Heidemann bei der Straßen-WM in Australien | Foto: Cor Vos

02.11.2022  |  (rsn) - Auch im letzten Blog-Eintrag zu meiner Neo-Profi-Saison werde ich einige Fragen beantworten. Disemal geht es um die Straßen-WM in Australien und die sich daran anschließenden letzten Saisonrennen.

Welche Erfahrungen hast du bei der WM in Australien gesammelt?

Für mich war die WM in Australien ein riesiges Highlight. Zu Beginn standen die Zeitfahrwettbewerbe auf dem Programm. Natürlich habe ich darauf in der Vorbereitung meinen Fokus gelegt, um möglichst gute Ergebnisse einzufahren. Mit meiner Leistung im Einzelzeitfahren bin ich sehr zufrieden: Ich habe mir den schweren Kurs gut eingeteilt und so konnte ich gegen Ende sogar nochmals beschleunigen.

Allerdings bin ich, als noch rund ein Viertel der Distanz zu absolvieren war, durch ein Schlagloch gefahren, so dass mein Vorbau den Lenker nicht mehr halten konnte und das ganze System nach vorne/unten rutschte. Die innenverlegten Bremskabel sind dadurch abgerissen und somit war ich ohne funktionsfähige Bremsen unterwegs. Klingt erstmal gefährlich (war es wohl auch), aber aufgrund meiner guten Streckenkenntnis konnte ich das Rennen unfallfrei bis ins Ziel bringen. Schlussendlich bin ich mit meinem 20. Platz zufrieden und hoffe, auch in den nächsten Jahren nochmal eine Chance zu bekommen!

War die verpasste Medaille in der Mixed Staffel eine Enttäuschung?

Im Teamrelay erwischte ich wohl meinen besten Tag des Jahres. Der Jetlag war komplett verschwunden und die Mechaniker vom BDR haben mein Zeitfahrrad rechtzeitig wieder fit bekommen. Als Titelverteidiger sind wir hochmotiviert an den Start gegangen, um unser Ziel, Platz drei, in Angriff zu nehmen. Am Ende stand ein vierter Platz mit nur acht Sekunden Rückstand auf das Podium zu Buche. Anfangs waren wir natürlich etwas enttäuscht, aber beide Mannschaften (Frauen und Männer) haben ihr Potenzial vollends ausgeschöpft.

Wie war Eure Taktik im WM-Straßenrennen?

Zum Abschluss der WM-Wettbewerbe stand das Straßenrennen an, bei dem wir mit sechs Fahrern starteten. Unsere Idee war, Nikias (Arndt) bei den sprintstarken Fahrern wie Michael Matthews zu halten und Georg (Zimmermann) für schwere Attacken im Finale zu schonen. Am Anfang des Rennens haben Nico (Denz) und ich größere Attacken abgedeckt, um nicht ins Hintertreffen zu geraten.

Am ersten Scharfrichter des Rennens, dem Mount Kira, haben die Franzosen ein hohes Tempo angeschlagen. Zuerst konnte ich mich in einer 35 Mann starken Gruppe um Wout Van Aert und Tadej Pogacar halten, doch einige Kilometer vor der Kuppe musste ich dem Tempo Tribut zollen. Nach einiger Zeit war klar, dass nur wir als einzige “große“ Nation niemanden vorne hatten. Nico und ich haben dann Nachführarbeit geleistet, bis wir die Gruppe wieder stellen konnten. Leider stürzte Georg dann und schied aus dem Rennen aus. Nikias schaffte es am letzten Hügel knapp nicht in die Gruppe, die um Platz 'zwei fuhr.

Für mich war es eine intensive Erfahrung, zusammen mit Weltklasse-Fahrern bei einem WM-Rennen zu starten. Ich habe allerdings auch gemerkt, dass einige der Jungs in einer anderen Liga spielen als ich. Immerhin war ich für ein paar Minuten an Pogacars Hinterrad, bevor er mich einfach hat stehen lassen.

Wie liefen deine letzten Rennen?

Nach der Heimreise aus Australien hatte ich mir einen leichten Husten eingefangen. Die letzten Rennen der Saison (Tour de Vendée und Paris – Bourges) habe ich dann voll in den Diensten der Mannschaft absolviert. Normalerweise wäre ich noch beim Zeitfahren Chrono des Nations in Frankreich gestartet. Durch meinen Husten wollte das Team kein Risiko eingehen und hat den Start abgesagt. So habe ich eine Woche länger Offseason – es könnte also schlimmer sein.

Bleibt gesund

Euer Miguel

 

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