Sweeck sichert sich in Benidorm Gesamtweltcup

Van der Poel bezwingt van Aert in einem Herzschlagfinale

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Van der Poel bezwingt van Aert in einem Herzschlagfinale"
Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck, re.) hat den Cross-Weltcup in Benidorm vor Wout van Aert (Jumbo - Visma) gewonnen. | Foto: Cor Vos

22.01.2023  |  (rsn) – In einem bis auf die letzten Meter spannenden Duell hat sich Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) den Sieg beim 13. und vorletzten Weltcup des Winters geholt. Wout van Aert (Jumbo – Visma) musste sich im Zweiersprint nach einer rasanten Schlussrunde knapp geschlagen geben und wurde Zweiter vor Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal). Als Vierter sicherte sich Laurens Sweeck (Crelan – Fristads) vorzeitig den Gesamtweltcup. Auf Platz fünf kam bei seinem letzten Saisonrennen Weltmeister Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) vor dem Schweizer Kevin Kuhn (Tormans CX) ins Ziel.

“Gewinnen macht immer Spaß, letztendlich war es aber auch einfach ein fantastisches Rennen“, kommentierte van der Poel seinen fünften Saisonsieg im Ziel-Interview. Vorausgegangen war ein spannendes Rennen, bei dem eine zunächst sechsköpfige Spitzengruppe das Geschehen bestimmte.

Bei horrendem Tempo erwiesen sich van Aert und van der Poel dann aber erwartungsgemäß als die stärksten Fahrer. “Es war ziemlich gefährlich, weil es rutschig war. Man konnte eigentlich nicht schneller fahren, als wir es getan haben. Zum Schluss gab es dann einen tollen Zweikampf mit Wout“, erklärte van der Poel zurück. Auf der letzten halben Runde lieferten sich die beiden ein heißes Duell, das mehr als nur einmal Schulter an Schulter geführt wurde. “Es war schwer zu überholen und die Zielgerade war kurz“, erklärte van der Poel den Wunsch, den Sprint aus der ersten Position heraus zu fahren.

Dies gelang dem Niederländer und wie erwartet konnte van Aert auf den letzten Metern nicht mehr an ihm vorbeiziehen. Von den Rückenproblemen, die van der Poel in den letzten Wochen quälten, merkte er in Benidorm nichts mehr: “Mein Körper fühlt sich jetzt ziemlich gut an. Dem Rücken geht es jedenfalls deutlich besser als nach den letzten Rennen. Ich konnte wieder alles geben – und das war heute auch nötig!“

Van Aert nach hart umkämpften Finale enttäuscht

Van Aert hatte dem Sieger alles abverlangt – und war dementsprechend niedergeschlagen, obwohl er im Sprint eine heikle Situation an der Bande zu überstehen hatte. “Ich freue mich natürlich, nicht gestürzt zu sein, aber die Enttäuschung darüber, nicht gewonnen zu haben, überwiegt“, sagte der Belgier, der mit sich selbst haderte: “In der letzten halben Runde vorn zu fahren war entscheidend, das wusste ich. Ich bedaure jetzt meine Taktik. ich hätte im Finale früher alles auf eine Karte setzen müssen, um vorn zu bleiben. Ich war zu sehr konzentriert, die Führung zu behalten, statt das Tempo hoch zu halten. So konnte Mathieu mich im Park überholen“, schilderte er das Finale.

Glücklicher schaute sein Landsmann Sweeck im Zielraum drein. “Ich habe jeden Weltcup ein gutes Resultat erzielt, darum habe ich die Gesamtwertung gewonnen“, resümierte der Belgier, der neben vielen Top-Platzierungen bei den Rennen in Beekse Bergen und Maasmechelen auch zwei Siege feiern konnte. “Das ist das größte Klassement unseres Sports. Das ist für mich noch wichtiger als das Superprestige, das ich vor ein paar Jahren geholt habe“, freute sich der Sandspezialist.

Deutsche und Österreicher waren nicht nach Benidorm angereist. Neben Kuhn konnte bei den Schweizern auch der neue Landesmeister Timon Rüegg (Legendre) als 15. überzeugen.

In der Gesamtwertung liegt Sweeck vor dem letzten Rennen uneinholbar in Front. Er hat 56 Punkte Vorsprung auf seinen Landsmann Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Bingoal), der über Nacht krank wurde und seinen Start deswegen absagte. Dessen zweiter Platz kann beim letzten beim letzten Weltcup des Jahres in Besancon am 29. Januar noch durch den drittplatzierten Iserbyt in Gefahr geraten.

So lief das Rennen:

Nachdem van der Poel anfangs das Tempo bestimmte, übernahm Pidcock zur Hälfte der Auftaktrunde die Spitze und setzte sich auf dem rasend schnellen Kurs etwas ab. Van der Poel, van Aert, Iserbyt, Sweeck und Kuhn konnten die Lücke in der zweiten von neun Runden allerdings schließen, dahinter aber öffnete sich die Schere.

Bis Runde vier blieb es an der Spitze vergleichsweise ruhig, dann zog van der Poel in der langen Sandpassage voll durch. Der in zweiter Position fahrende Pidcock konnte dem Tempo nicht folgen. Van Aert übernahm auf der langen, ansteigenden Asphaltgeraden und konnte schließlich mit Sweeck und Iserbyt aufschließen. Pidcock und Kuhn hingegen fielen zurück.

Im Sandkasten der nächsten Runde wiederholte van der Poel die Prozedur. Diesmal schüttelte er auch van Aert kurzzeitig ab. Der aber ließ das nicht auf sich sitzen und zog an der langen Geraden voll durch und schloss wieder zum Niederländer auf. Iserbyt und Sweeck hingegen fielen zurück.

Zur Mitte der sechsten Runde ließ das Duo die Beine etwas hängen, wodurch erst Iserbyt und kurz danach auch Pidcock und Sweeck wieder zur Spitze stießen. So gingen fünf Fahrer gemeinsam auf die letzten drei Runden. Auf der ansteigenden Gerade griff van Aert an, Iserbyt konnte nicht folgen, van der Poel musste in dritter Position liegend die Lücke schließen und schaffte dies mit maximalem Kraftaufwand auch. Derweil stürzte Jens Adams (Chocovit) in der Verfolgergruppe an den Balken schwer und brach sich dabei vermutlich das Schlüsselbein.

Van Aert landete in der letzten Kurve fast noch in der Bande

In der vorletzten Rrunde warteten die beiden Führenden an der ansteigenden Geraden, so dass Sweeck zu ihnen vorfahren konnte. Der Belgier übernahm prompt die erste Position und schlug ein Tempo an, das auch Iserbyt die Rückkehr ermöglichte.

Eingangs der Schlussrunde schob sich van Aert schnell mit viel Schulterkontakt an Sweeck und van der Poel vorbei in die erste Position. Diese verteidigte er bis zur letzten Kurve vor der Sandpassage, wo sich der viermalige Weltmeister mit viel Körpereinsatz an ihm vorbeischob. Der Sand brachte dieses Mal aber keine Zeitunterschiede, auch auf der ansteigenden Geraden direkt danach blieben die beiden Spitzenreiter beisammen.

Van Aert wollte nun die Spitzenposition nicht mehr abgeben und setzte zu einem langen Sprint an, doch wieder kam van der Poel in einer Kurve auf der Innenbahn vorbei. Van Aert bedrängte seinen Konkurrenten im Finale bei jeder Gelegenheit, doch der Alpecin-Profi behauptete sich vorn und ging den finalen Sprint von vorn an. Van Aert versuchte dagegenzuhalten, landete nach einem Fahrfehler in der letzten Kurve aber fast noch in der Bande und musste letztlich mit Platz zwei zufrieden sein. Iserbyt wurde mit neun Sekunden Rückstand Dritter vor Sweeck.

 

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

19.11.2024Auch Weltcup-Auftakt ohne van der Poel und Van Aert

(rsn) – Am 24. November findet in Antwerpen der erste Cross-Weltcup der Saison statt. Doch die läuft bereits seit sieben Wochen und noch gibt es keine Informationen darüber, wann die beiden Topsta

25.10.2024Nach “bescheidenem Sommer“ beginnt Krahls Saison jetzt richtig

(rsn) - Anfang September wurde in Bensheim die europäische Cross -Saison gestartet. Doch wer die beiden besten deutschen Querfeldeinfahrerinnen der letzten Jahre suchte, wurde enttäuscht. Judith Kra

10.10.2024Der Cross-Winter kommt: Ausblick auf die Saison 2024/25

(rsn) – Später als sonst beginnt in diesem Jahr der Cross-Weltcup. Der europäische Saisonauftakt im Querfeldein fand zwar bereits Anfang September in Bensheim (C2) statt. Mit den beiden C2-Rennen

19.04.2024UCI veröffentlicht kompakten Cyclocross-Weltcup-Kalender

(rsn) – Der vom Radsportweltverband UCI präsentierte Cross-Weltcup-Kalender 2024/25 weist einige bemerkenswerte Änderungen auf. So wurde die Anzahl der Rennen von 14 auf 12 reduziert, die zudem al

02.03.2024Neue Regeln sollen Crossstars zur Weltcup-Teilnahme zwingen

(rsn) – Die vielen Absagen von Topfahrern für die Cyclocross-Weltcups waren sowohl der UCI als auch Veranstalter Flanders Classics in diesem Winter ein Dorn im Auge. Schon während der Saison rausc

28.01.2024Van der Poel nach sechstem Hoogerheide-Sieg bereit für die WM

(rsn) – Mit einer eindrucksvollen Attacke in der vorletzten Runde hat sich Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) zum Weltcup-Abschluss den Sieg geholt. Eli Iserbyt (Pauwels – Sauzen – Bi

28.01.2024Van Empel entscheidet Weltcupfinale erst im Sprint für sich

(rsn) – In Hoogerheide, wo sie im vergangenen Jahr Weltmeisterin geworden war, holte sich Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) den letzten Cross-Weltcup der Saison. Nach einem spannenden Rennen sc

22.01.2024Video: Van der Poel prallte gegen Streckenbegrenzung

(rsn) – Nach zehn Siegen in Folge musste Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) am Sonntag in Spanien die erste Saisonniederlage hinnehmen. Der Weltmeister belegte im Cross-Weltcup von Benido

21.01.2024Van Aert schlägt van der Poel trotz verpatztem Start und Sturz

(rsn) – Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) hat im spanischen Benidorm seinen Saisonabschluss gewonnen. Beim 13. und vorletzten Lauf des Weltcups profitierte er zunächst von einem Sturz von Math

21.01.2024Van Empel in Benidorm mit Bodycheck zum Sieg

(rsn) – Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) hat im spanischen Benidorm den 13. Lauf des Weltcups gewonnen. Dazu musste sie in der vorletzten Kurve Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) mit einem B

07.01.2024Van der Poel fliegt beim Weltcup in Zonhoven zum 10. Saisonsieg

(rsn) – Rund 12.000 Fans standen beim Cross-Weltcup in Zonhoven an der Strecke und alle wurden von Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) in Staunen versetzt. Bis zur vierten Runde wartete de

07.01.2024Pieterse baut in Zonhoven ihre Siegesserie aus

(rsn) – Puck Pieterse (Alpecin – Deceuninck) hat den zwölften Weltcup der Saison in Zonhoven gewonnen. Auf dem Parcours um die legendäre Kuil herum, die auch diesmal dreimal pro Runde bezwungen

Weitere Radsportnachrichten

21.11.2024Pogacar schließt Start bei Paris-Roubaix nicht aus

(rsn) – Fährt er, oder fährt er nicht? Zuletzt schien es so, als wolle Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) für die nächsten Jahre noch einen Bogen um Paris-Roubaix machen. Doch neue Aussagen des 2

21.11.2024Nach Dopingsperre jetzt Haft auf Bewährung gefordert

(rsn) - Nach vier Jahren Dopingsperre aufgrund eines positiven Test auf Epo im Jahr 2019 droht der früheren französischen Radsportlerin Marion Sicot jetzt eine einjährige Haftstrafe auf Bewährung.

21.11.2024Amador beendet Karriere trotz Vertrag, Movistar macht Nägel mit Köpfen

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

20.11.2024Pieterse gibt ihr Cross-Programm bekannt

(rsn) – Mountainbikeweltmeisterin Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat auf ihren Social-Media-Kanälen ihr Programm für den Winter bekannt gegeben. Die 22-Jährige steigt erst Mitte Dezember be

20.11.2024Das Pech zog sich wie ein roter Faden durchs Jahr

(rsn) – Nach einer starken Saison 2023, als er Deutscher U23-Meister auf der Straße und im Zeitfahren wurde sowie einen sechsten Platz im WM-Straßenrennen der Espoirs einfuhr, ging Moritz Kretschy

20.11.2024Die negativen Erlebnisse übermalten die positiven

(rsn) - Eigentlich hatte sich Marco Schrettl (Tirol - KTM) 2024 vorgenommen mit tollen Leistungen eine starke Empfehlung an die besten Teams des Straßenradsports abzugeben, doch ganz klappte der ambi

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

20.11.2024Drei Mal Gold zu holen bleibt ein Traum

(rsn) – Madison-Gold bei EM und WM, dazu zwei Podien in UCI-Rennen auf der Straße. Für Roger Kluge (rad-net – Oßwald) lief die Saison 2024 eigentlich perfekt, wäre da nicht die Enttäuschung b

20.11.2024Rundfahrtchefs Pupp, Senn und Wegmann heute im “Windschatten“

(rsn) – Zum fünfjährigen Bestehen der österreichischen Radsport-Initiative "Österreich dreht am Rad" finden in dieser Woche in der Medienhalle Hall in Tirol täglich Podiumsdiskussionen und Live

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Frauen-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profiteam seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.com samme

20.11.2024Van Gils und Lotto - Dstny sprechen über Vertragsauflösung

(rsn) – Letzten Winter forcierte der Belgier Cian Uijtdebroeks seinen vorzeitigen Wechsel vom deutschen Bora - hansgrohe zu Visma - Lease a Bike. Eine ähnliche Geschichte könnte sich auch jetzt an

20.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine