Belgier fordert: “Das müssen wir verbessern“

Uijtdebroeks kämpft im Zeitfahren mit Material und Aerodynamik

Von Felix Mattis

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Cian Uijtdebroeks (Bora - hansgrohe) bei den Belgischen Zeitfahrmeisterschaften im Juni. | Foto: Cor Vos

17.10.2023  |  (rsn) – Der Transfer von Primoz Roglic zu Bora – hansgrohe ist ein großer Coup für den deutschen WorldTour-Rennstall. Spannend wird nach Ankunft des Slowenen aber, wie es mit dem belgischen Kletter-Talent Cian Uijtdebroeks bei den Raublingern weitergeht. Der 20-Jährige, der in diesem Jahr Achter der Vuelta a Espana (2.UWT) geworden war und nach eigenen Aussagen im kommenden Jahr den Giro d’Italia als ersten Saisonhöhepunkt anpeilen will, gilt als eine der größten Rundfahrt-Hoffnungen der kommenden Jahre – doch die Frage ist: Wie lange bleibt er? 

Schon in der Schlusswoche der Spanien-Rundfahrt gab es ganz offensichtliche Unstimmigkeiten zwischen Uijtdebroeks und dem nominellen Vuelta-Kapitän von Bora – hansgrohe, Aleksandr Vlasov. Und nun hat sich der Belgier gegenüber Het Nieuwsblad nach dem Chrono des Nations (1.1) am Sonntag in Frankreich noch einmal kritisch oder zumindest stark fordernd über sein Team geäußert.

"Ich komme hierher, um zu lernen. Dann wäre es schön, wenn meine Räder in Ordnung wären“, erklärte Uijtdebroeks nach dem 45 Kilometer langen Zeitfahrklassiker in Les Herbiers, den Europameister Joshua Tarling (Ineos Grenadiers) mit 13 Sekunden Vorsprung auf Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) gewann und bei dem Uijtdebroeks mit 4:07 Minuten Rückstand nur auf Rang 14 landete.

"Nach zehn Kilometern löste sich mein Schalthebel und ich durfte sofort das Rad wechseln. Dann stellte sich heraus, dass das Ersatzrad absolut nicht in Ordnung war. Da kannst Du dann so schnell fahren, wie Du willst, cool ist das nicht“, so Uijtdebroeks nach dem Rennen.

Uijtdebroeks im Zeitfahren: Power da, Aerodynamik leider nicht

Der 20-Jährige will im Mai bei der Italien-Rundfahrt auf Gesamtwertung fahren und dort werden zwei Einzelzeitfahren mit zusammengerechnet 68,2 Kilometern Länge anstehen. Entsprechend wichtig wird für Uijtdebroeks die Zeitfahrmaschine in den kommenden Monaten werden – und gerade da sieht er offenbar noch extrem viel Verbesserungspotential, weshalb er über die Vorkommnisse von Les Herbiers besonders unglücklich war.

"Es ist etwas, das wir wirklich verbessern müssen“, sagte Uijtdebroeks gegenüber Het Nieuwsblad. "Vor allem bei der Aerodynamik und der Konstruktion des Fahrrads selbst gibt es noch viel Spielraum. Ich trete auch hier mit neinen 65 Kilogramm im Schnitt über eine Stunde fast 400 Watt. Aber das Gesamtpaket muss verfeinert werden. Wir verlieren einfach zu viel. Beim Giro werden wir zwei Zeitfahren haben und deshalb haben wir jetzt wirklich keine Zeit mehr zu verlieren. Wir müssen diesen Winter viel Zeit im Windkanal und auf der Bahn verbringen, um endlich eine einigermaßen gute Position zu finden.“

Während Fahrer wie Remco Evenepoel (Soudal - Quick-Step) und Juan Ayuso (UAE Team Emirates) über einen CdA-Wert von 1,5 verfügen würden, so Uijtdebroeks, liege seiner zwischen 1,9 und 2,0. Der CdA-Wert ist ein Aerodynamikkoeffizient – je niedriger er ist, desto aerodynamischer ist ein Fahrer in der jeweils gemessenen Position. "So verliere ich Minuten. Die Planung für den Winter steht noch aus, aber es scheint mir offensichtlich, dass Arbeit auf das Team wartet. Es wäre dumm, wenn sie es nicht täten“, forderte Uijtdebroeks intensive Arbeit auch im Windkanal.

Uijtdebroeks: "Müssen die Dinge genau analysieren“

Damit hat der Belgier sich nach der Vuelta nun also bereits zum zweiten Mal in der Öffentlichkeit kritisch zu Geschehnissen im Team geäußert. Hinzu kommt, dass der Roglic-Transfer den Kampf um die Leaderrolle bei großen Rundfahrten in den kommenden Jahren nicht leichter macht. Wird sich Uijtdebroeks dieser Herausforderung stellen und in den kommenden Jahren von Roglic zu lernen versuchen, oder stehen die Zeichen für den noch bis Ende 2024 an Bora – hansgrohe gebundenen Youngster auf Abschied?

"Damit beschäftige ich mich noch nicht besonders. Bisher hatte ich immer ein gutes Programm und konnte große Fortschritte machen. Das ist auch dem Team zu verdanken. Anderswo hätte ich nicht so viel Freiheit gehabt“, erklärte er  zunächst versöhnlich, wurde dann aber doch auch deutlich: "Wir müssen die Dinge genau analysieren: Was braucht es, um in Zukunft bei den Grand Tours wirklich konkurrenzfähig zu sein? Dann werden wir sehen, ob Bora das bieten kann. Wenn nicht, schaue ich nach einem anderen Team."

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