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30.12.2023 | (rsn) – Sein großes Talent zeigte Felix Engelhardt bereits 2022, als er in Portugal Straßen-Europameister wurde. Noch besser lief es in seiner ersten Saison bei den Profis: Mit zwei UCI-Siegen und zahlreichen weiteren guten Platzierungen überraschte der Neuzugang von Jayco - AlUla sich selbst. "Es war gar nicht mein primäres Ziel, Rennen zu gewinnen. Das war ein Riesenschritt, den ich so nicht erwartet habe", erklärte Engelhardt gegenüber radsport-news.com.
Schon Mitte März gelang ihm bei Per Sempre Alfredo (1.1) der erste Profisieg. "Die ersten ein, zwei Monate bin ich etwas gestrauchelt, aber nach dem Sieg in Italien ist es ziemlich konstant gelaufen", meinte Engelhardt zur frühen Saisonphase, in der er mit einem vierten und einem siebten Etappenrang bei der Settimana Coppi e Bartali (2.1) nachlegen konnte.
___STEADY_PAYWALL___Danach wurde Engelhardt durch einen heftigen Trainingssturz am Gardasee kurzzeitig ausgebremst, als er in einem Tunnel von einem Auto von hinten angefahren wurde und sich dabei das Wadenbein brach.
Zu Saisonbeginn - wie hier bei der Andalusien-Rundfahrt – lief es bei Felix Engelhardt (Jayco – AlUla) noch etwas holprig, ehe dann bereits im März der Knoten platzte. | Foto: Cor Vos
Relativ schnell saß der Ulmer dann aber wieder im Rennsattel und ließ ebenfalls in Italien sein nächstes Top-Ergebnis folgen. Beim Giro Reggio Calabria (1.1) verpasste Engelhardt als Vierter nur knapp das Podium. Eine weitere Spitzenplatzierung sprang im Juni mit Platz acht beim GP Kanton Aargau (1.1) heraus. Noch besser lief es Anfang Juli bei der Österreich-Rundfahrt (2.1), bei der er auf vier der fünf Etappen in die Top Ten fuhr und als Zweiter des vierten Teilstücks hinter seinem Teamkollegen Matteo Sobrero nur knapp seinen zweiten Saisonsieg verpasste.
Die zweite Jahreshälfte stand ganz im Zeichen der Vuelta a Espana (2.UWT). Zur Vorbereitung auf sein Grand-Tour-Debüt bestritt Engelhardt unter anderem die zweitägige Vuelta a Castilla y Leon (2.1), bei der er den Auftakt gewann und am Schlusstag Dritter wurde, was zu Platz zwei in der Gesamtwertung reichte.
Nach den beiden WorldTour-Rennen in San Sebastian und Hamburg startete Engelhardt in die Spanien-Rundfahrt, die er als "Highlight und Lowlight" zugleich bezeichnete. Zwar sammelte er nach eigenen Angaben viele Erfahrungen, allerdings wurde er durch zahlreiche Sturze ausgebremst und musste sich mit Verletzungen bis nach Madrid durchkämpfen.
Die Clasica San Sebastian gehörte zu Engelhardts Vorbereitungsprogramm auf die Vuelta a Espana. | Foto: Cor Vos
"Die erste Grand Tour ist immer etwas Besonderes. Aber es lief vorne und hinten nicht nach Plan. Es war letztlich aber doch eine super Erfahrung, bei der ich physisch und psychisch an meine Grenzen gekommen bin. Drei Wochen können ziemlich lang und zäh sein, wenn es nicht gut läuft", so Engelhardt, dessen bestes Vuelta-Ergebnis ein elfter Platz auf der 4. Etappe war.
Nach der Europameisterschaft in den Niederlanden, bei der er im Straßenrennen Rang 20 belegte, bestritt Engelhardt noch einige Eintagesrennen in Italien, ehe es Ende Oktober zum Saisonabschluss nach Fernost ging. Beim Japan-Cup (1.Pro) sprang für den Neoprofi nochmals ein mehr als nur ordentlicher zweiter Platz heraus. "Ich habe mir die Off-Season schon etwas herbeigesehnt. Nach der Vuelta war ich schon recht kaputt und hatte noch ein paar Wunden, die nicht richtig geheilt sind. In Japan lief es aber doch noch mal besser als erwartet", kommentierte Engelhardt sein letztes Rennen des Jahres.
Beim Blick auf die Saisonbilanz fällt auf, dass Engelhardt seine Erfolge ausschließlich bei Rennen der Kategorie .1 und .Pro eingefahren hat. "Bei den WorldTour-Rennen merkte ich schon, dass ein Stück fehlt, gerade wenn man gegen Pogacar oder ähnliche Kaliber fährt", erklärte er. Bei kleineren Wettbewerben genoss er esdafür umso mehr, "jeden Tag um den Sieg mitfahren zu können."
Bei der Spanien-Rundfahrt musste Grand-Tour-Debütant Engelhardt, auch in Folge mehrere Stürze, viel Lehrgeld zahlen. | Foto: Cor Vos
Ähnliches soll ihm künftig auch auf höherem Niveau gelingen. "Sukzessive möchte ich mich bei den WorldTour-Rennen ranarbeiten und perspektivisch auch dort um Siege mitfahren. Aber ein guter Mix im Rennkalender ist wichtig. Fährt man nur WorldTour-Rennen, kann es am Schluss auch frustrierend werden", erklärte Engelhardt und fügte mit Blick auf seine zweite Profisaison an: “Das Ziel ist, ein höherwertiges Rennprogramm zu bekommen und auch mehr zu periodisieren, klare Ziele zu setzen, statt einfach mal zu schauen, wie es läuft." Dabei sollen auch die drei Vuelta-Wochen helfen. "Ich bin gespannt, wie es mit einer Grand Tour in den Beinen weitergeht. Beim Trainingseinstieg habe ich jedenfalls schon einen Unterschied zum Vorjahr gespürt", so Engelhardt.
Verbessern möchte er auch seine Kletterfähigkeiten. "Die waren von den Werten in der U23 schon mal besser, da habe ich dieses Jahr etwas gelitten und da sehe ich auch das größte Potenzial", sagte Engelhardt, der aber weiterhin auch seine bisherigen seine Stärken ausspielen will: "Ein Sprint aus einer kleinen Gruppe liegt mir dann eben doch mehr als ein reiner Massensprint", verriet er.
Großen Druck, seine diesjährigen Leistungen in der kommenden Saison steigern zu müssen, verspürt Engelhardt nicht, zumal sein Vertrag bereits vorzeitig bis Ende 2025 verlängert wurde. "Das nimmt natürlich Druck weg. Aber es herrscht schon eine andere Erwartungshaltung - vom Team und von mir selbst. Das ist aber eher motivierend und nicht unangenehm. Und ein bisschen Druck gehört ja auch dazu", schloss er.
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