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13.01.2024 | (rsn) - Bora-hansgrohe und Klassiker? Das passt seit den Tagen von Peter Sagan im Team nicht mehr wirklich zusammen. Der zur neuen Saison abgewanderte Nils Politt konnte die Lücke nicht schließen. Und Maximilian Schachmann hatte in den letzten Jahren mehr mit sich selbst zu kämpfen als mit der Konkurrenz. Bob Jungels war 2018 Lüttich-Bastogne-Lüttich-Sieger, doch seine Prioritäten haben sich seitdem arg verschoben. Dann ist da noch Marco Haller. Ansonsten erschöpft sich das Angebot an Klassikerfahrern im Kader, die schon einmal bei einem großen Rennen vorne reingefahren sind, schnell.
Auch Nico Denz ist in dieser Hinsicht noch nicht aufgefallen. Sein häufigstes Resultat bei den Eintagesrennen im Frühjahr: DNF. Ansonsten waren die Zahlen hinter den Rennen unverschämt hoch. Einzige Ausnahme in nun fast zehn Jahren als Profi ist da der Halbklassiker Le Samyn, bei dem 2018, als Denz noch für AG2R La Mondiale unterwegs war, mal ein 8. Platz heraussprang. ___STEADY_PAYWALL___
“Klassiker habe ich sehr oft probiert“, erklärte der 29-Jährige am Rande der Teampräsentation von Bora – hansgrohe auf Mallorca. “Nicht immer mit der idealen Vorbereitung oder dem notwendigen Glück. Oft war ich in einer vorbereitenden Rolle unterwegs. Oder ich war krank“, ergänzte er. Das könnte sich in diesem Jahr ändern.
“Durch meine Erfolge habe ich das Glück, nicht die ersten hundert (Kilometer) von vorn fahren zu müssen.“ Denz war in seinem ersten Jahr bei Bora mit mit zwei Etappensiegen beim Giro neben Teamkollege Lennard Kämna Deutschlands erfolgreichster Profi auf der Straße, wurde zudem zum Radsportler des Jahres gewählt. Das hat sich auch auf die Hierarchie im Team ausgewirkt. „Ich darf dann eine etwas freiere Rolle einnehmen und mal hier oder da antizipieren. Ich werde jedenfalls nicht erster Helfer sein.“ Das könnte eher auf Emil Herzog zukommen, der Neuzugang soll sich bei den Klassikern ausprobieren. Gut möglich, dass für Denz hingegen vielleicht sogar das eine oder andere Mal die Kapitänsrolle infrage kommt.
Für den Mann, der in Albbruck direkt an der Grenze zur Schweiz lebt, ist das genau das richtige. “Die Klassiker waren schon immer Rennen, die mich begeistert haben. Das sind Männerrennen, da kann sich keiner verstecken. Da gewinnt am Ende immer der Stärkste. Die werden brutal ausgefahren.“ Vormachen wolle er sich allerdings nichts. “Ich bin nicht so vermessen zu sagen, dass ich der nächste Flandern-Sieger bin. Das ist schon noch ein ganzes Stück bis dahin.“ Vor allem dann, wenn Wout van Aert und Mathieu van der Poel mit von der Partie seien. “Wenn die losfahren, können sich alle nur anschnallen und zuschauen. Dementsprechend muss man sehen, wo es hingeht.“
Trotzdem könnte die Situation für Denz eigentlich kaum besser sein. Ohne Politt fehlt ein echter Leader für diese Rennen. Druck herrscht dadurch auch nicht. Ohnehin ist Bora fast zu einem reinen Rundfahrt-Team mutiert. Dann hat Denz durch das letzte Jahr ordentlich Selbstvertrauen getankt. “Wenn man es einmal geschafft hat, etwas Größeres zu gewinnen, gibt einem das die Sicherheit, es noch mal zu schaffen“, sagte er. Zudem sitzt jetzt mit Heinrich Haussler ein extrem erfahrener Mann im Auto hinter dem Feld. Der Australier, der seine Karriere aufgrund von Herzproblemen Anfang 2023 beenden musste und für die neue Saison als Sportdirektor zu Bora wechselte, ist selbst 43 Monumente gefahren und war bei Mailand-Sanremo sowie der Flandern-Rundfahrt Zweiter sowie mehrmals in den Top 10 bei Paris-Roubaix. “Der wird seine Expertise einbringen und uns dirigieren.“
Nicht zuletzt kann sich Denz 2024 richtig auf die Klassiker vorbereiten. Seit 2018 fuhr er jedes Jahr den Giro d’Italia, was für einen Formhöhepunkt im Frühjahr nicht unbedingt zuträglich ist. Los geht es für ihn mit der AlUla Tour Ende Januar. Trotz aller Liebe für Kopfsteinpflaster und Hügel liegt sein Saisonhighlight aber im Sommer. Für die Tour de France gilt der Allrounder als gesetzt. Obwohl Denz bereits neun Grand Tours auf dem Buckel hat, wäre es seine erste Frankreich-Rundfahrt.
Und noch dazu eine ganz besondere. “Mit Primoz Roglic haben wir einen da, der um den Gesamtsieg mitfährt. Dementsprechend werden sich alle unterordnen. So auch ich. Und das werden wir gern tun, denn wie oft kann man sagen, dass man die Tour de France bestreitet mit jemandem, der ernsthaft die Chance hat, das Ding abzuschießen“, fand Denz große Worte für den neuen Leader im Team. “Da dabei zu sein, ist ein extrem große Ehre.“
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