Paris-Nizza: Roglic Dritter, McNulty verteidigt Gelb

Vlasov kontert Evenepoels Attacke und lässt Bora jubeln

Von Matthias Seng

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Aleksandr Vlasov (Bora - hansgrohe) hat die 7. Etappe von Paris-Nizza gewonnen. | Foto: Cor Vos

09.03.2024  |  (rsn) – Nachdem die Fernfahrt Paris-Nizza (2.UWT) bisher nicht nach Wunsch von Bora – hansgrohe verlaufen war, schlug das deutsche Team am vorletzten Tag erstmals zu. Auf der wegen der Witterungsbedingungen verkürzten 7. Etappe über 104 Kilometer von Nizza zur Bergankunft an der Madone d'Utelle auf 1.166 Metern Höhe holte sich Aleksandr Vlasov nach einer späten Attacke aus der Favoritengruppe heraus als Solist seinen ersten Saisonsieg.

Acht Sekunden hinter dem Russen entschied Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) den Bergaufsprint der ersten Verfolger für sich und wurde Tageszweiter vor Vlasovs Teamkollegen Primoz Roglic, der sich bei Dauerregen und niedrigen Temperaturen ebenfalls in starker Verfassung präsentierte und Dritter vor den zeitgleichen Mattias Skjelmose (Lidl – Trek) und Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike) wurde.

"Ich bin sehr glücklich, hier gewonnen zu haben. Es ist ein WorldTour-Etappenrennen und eines der wichtigsten überhaupt. Zudem ist das hier mein Trainingsgebiet. Ich kennen die Straßen. Ich bin super happy“, kommentierte der 27-jährige Vlasov seinen ersten Sieg seit dem Juni 2022, als er die 5. Etappe der Tour de Suisse für sich entscheiden konnte.

“Ich habe mich heute gut gefühlt und der Plan war, entweder mit Primoz um den Sieg zu sprinten oder dass ich Attacken folgen sollte. Aber dann bot sich mir ein günstiger Moment und ich habe beschlossen anzugreifen“, sagte Vlasov, der sich knapp vier Kilometer vor dem Ziel absetzte. “Es waren harte Bedingungen mit Regen und Kälte. Auf den letzten beiden Kilometern habe ich gefroren, vor allem an den Armen.“

Hinter Santiago Buitrago (Bahrain Victorious / +0:13) kam Brandon McNulty (UAE Team Emirates) als Siebter ins Ziel und behauptete vor dem Schlusstag knapp sein Gelbes Trikot. Der Österreicher Felix Gall (Decathlon – AF2R La Mondiale) kam mit 1:05 Minuten Rückstand als Dreizehnter ins Ziel und fiel im Gesamtklassement vom achten auf den elften Platz zurück.

Hier liegt der US-Amerikaner McNulty nur noch vier Sekunden vor seinem Landsmann Jorgenson. Skjelmose (+0:35) rückte auf den dritten Rang vor, gefolgt von Evenepoel (+0:36) und Luke Plapp (Jayco – AlUla / +0:47), der vom dritten auf den fünften Platz zurückfiel. Gleich fünf Positionen machte Roglic gut. Er hat als Sechster aber 1:21 Minuten Rückstand auf das Gelbe Trikot. Auch Vlasov machte Boden gut und ist nun vor Gall (+2:14) neuer Zehnter (+1:53).

Mathieu Burgaudeau (TotalEnergies) verteidigte das Gepunktete Trikot des besten Kletterers, Mads Pedersen (Lidl – Trek) seine Führung in der Punktewertung ebenso wie Jorgenson das Weiße Trikot. UAE Team Emirates bleibt an der Spitze der Mannschaftswertung.

So lief die 7. Etappe von Paris-Nizza:

Aufgrund der schlechten Witterungsbedingungen musste die Königsetappe von Paris-Nizza auf 104 Kilometer verkürzt und das Ziel zur Madone d'Utelle verlegt werden, einem zwar langen, aber nicht sonderlich steilen Anstieg der 1. Kategorie.

Wenige Kilometer nach dem Start, zu dem Arnaud Démare (Arkéa - B&B Hotels), Dylan Groenewegen (Jayco - AlUla), Pascal Ackermann und Rick Zabel (Israel - Premier Tech) sowie Gerben Thijssen (Intermarché – Wanty) nicht mehr erschienen, gingen bei kaltem und regnerischen Wetter Benjamin Thomas (Cofidis), Johan Jacobs (Movistar) und Martijn Tusveld (dsm-firmenich – PostNL) in die Offensive, verfolgt von Sandy Dujardin (TotalEnergies), Brent Van Moer (Lotto -Dstny) und Gijs Leemreize (dsm-firmenich – PostNL).

Die erste Bergwertung nach zehn Kilometern sicherte sich an der Côte de Gattières (2. Kat.) Thomas vor Jacobs und Tusveld, der kurz darauf wegen eines Defekts in die Verfolgergruppe zurückfiel. Aus dem gleichen Grund büßte nach 25 Kilometern Dujardin seinen Platz ein. Seine Equipe traf es dann noch härter, als Pierre Latour und Anthony Turgis beide das Rennen aufgeben mussten. Und als ob es damit noch nicht genug wäre, verlor Bergkönig Mathieu Burgaudeau in einer, mit hohen Tempo, gefahrenen Abfahrt den Anschluss an das Peloton, Der Franzose kam zwar mir großem Rückstand ins Ziel, verteidigte aber das Gepunktete Trikot.

Während das Spitzenduo einen Vorsprung von rund 1:30 Minuten behaupten konnte, hatte das zunächst von Ineos und dann von Soudal angeführte Feld nach rund 35 Kilometern alle Verfolger wieder eingefangen. In der zweiten Rennhälfte ließ Evenepoel auf regennassen Straßen seine Helfer das Tempo hochschrauben, so dass sich der Rückstand schnell reduzierte. Leidtragender war der Gesamtneunte Harold Tejada (Astana Qazaqstan), der in Folge eines durch einen Defekt bedingten Radwechsels den Anschluss nicht mehr herstellen konnte.

Das Streckenprofil der 7. Etappe von Paris-Nizza. | Foto: ASO

36 Kilometer vor dem Ziel schüttelte Jacobs seinen Begleiter ab. Doch zu diesem Zeitpunkt betrug der Vorsprung des Schweizers nur noch gut 30 Sekunden, der weiter schrumpfte, nachdem sich Evenepoel in der letzten Abfahrt des Tages gemeinsam mit seinem Helfer Yves Lampaert kurzzeitig aus dem Feld abgesetzt hatte. Jorgensons Team ließ sich davon aber nicht überraschen und schloss die Lücke schnell wieder.

Im folgenden Flachstück konnte Jacobs den Abstand allerdings wieder um einige Sekunden vergrößern. Doch schon in den ersten Kehren des 15,3 Kilometer langen und 5,7 Prozent steilen Schlussanstiegs stellte das nun wieder von Ineos angeführte Feld den letzten Ausreißer des Tages. Danach dünnte Soudal – Quick-Step im Dauerregen mit hohem Tempo die Spitzengruppe aus, wobei sogar starke Kletterer wie Jay Vine (UAE Team Emirates), David Gaudu (Groupama - FDJ) und Pello Bilbao (Bahrain Victorious) zurückfielen.

Am Zwischensprint sieben Kilometer vor dem Ziel vollendete Bernal die Vorarbeit seines Teamkollegen Laurens De Plus und holte sich im Bergaufsprint sechs Bonussekunden vor Evenepoels Helfer Ilan van Wilder (vier Sekunden) und dem Belgischen Meister, der sich zwei Sekunden gutschreiben lassen konnte. Der Tempoverschärfung fiel der Gesamtsiebte Joao Almeida (UAE Team Emirates) zum Opfer.

Vlasov nutzt die Unentschlossenheit der Verfolger

Dagegen spannte sich Van Wilder wieder vor die nur noch rund 15 Fahrer umfassende Spitzengruppe, aus der heraus Evenepoel 4,5 Kilometer vor dem Ziel ein erstes Mal attackierte. Jorgenson und McNulty reagierten schnell und als – mit Ausnahme des Gesamtachten Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) ¬- auch die weiteren Konkurrenten die Lücke zugefahren hatten, setzte Aleksandr Vlasov (Bora – hansgrohe) den Konter, auf den niemand regierte.

So konnte sich der Russe einen Vorsprung von 20 Sekunden herausfahren, ehe Evenepoel ein weiteres Mal antrat, Roglic, Jorgenson, Buitrago und Skjelmose konnten folgen. Doch zunächst Bernal und 1,5 Kilometer vor dem Ziel dann auch McNulty verloren den Anschluss. Zunächst sank der Rückstand auf nur noch zwölf Sekunden, doch als sich die Verfolger auf dem Schlusskilometer anschauten, wuchs der Abstand wieder an und Vlasov sicherte sich souverän den Tagessieg vor Evenepoel, der sich wenige Sekunden später im Sprint der Verfolger den zweiten Platz vor Roglic und Skjelmose sicherte. McNulty kam mit 27 Sekunden Rückstand auf Vlasov ins Ziel und verteidigte mit letzter Kraft knapp sein Gelbes Trikot.

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