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20.05.2024 | (rsn) – Sonderlich viele Kontinental-Jahre hat Oliver Mattheis (Bike Aid) noch nicht auf dem Buckel. Dies liegt auch daran, dass der heute 29-Jährige seine aktive Radsportkarriere in seiner zweiten U23-Saison unterbrach, eine Ausbildung zum KFZ-Mechaniker absolvierte und in diesem Beruf zwei weitere Jahre arbeitete. Erst danach kehrte Mattheis in den KT-Rennsport zurück und schloss sich zur Saison 2023 dem Team Bike Aid an.
Mit dem Radsport begann der Bayer im Alter von zwölf Jahren, als er in seinem Wohnort am einem Marathon-Mountainbike-Rennen teilnahm. "Das Rennen ging an meiner Haustür vorbei und wollte dort unbedingt mitfahren“, erinnerte sich Mattheis gegenüber radsport-news.com an das Jahr 2007 zurück. Danach war er meist im Gelände unterwegs, absolvierte aber 2010 sein erstes Straßenrennen.
___STEADY_PAYWALL___Schließlich entwickelte sich der für das Team Auto Eder fahrende Mattheis zu einem der besten deutschen Nachwuchsfahrer. Er gewann in der U19 die Rad-Bundesliga der Junioren und hatte WM-Einsätze mit der Nationalmannschaft; 2013 etwa belegte er im Zeitfahren von Florenz Platz 25. Als Dritter im DM-Zeitfahren der U19 ließ er unter anderem Lennard Kämna hinter sich, hinzu kamen ein fünfter Platz beim Eschborn-Frankfurt der Junioren sowie die Plätze sechs und sieben in den Endabrechnungen der Cottbuser Junioren-Rundfahrt und der Niedersachsen-Rundfahrt der Junioren. "Der Glaube war groß, es ins Profipeloton zu schaffen. Ich hatte auch das Talent dazu“, betonte Mattheis.
Oliver Mattheis im Zeitfahren bei der WM der Junioren 2013. Foto: Cor Vos
Seine U23-Zeit begann 2014 beim Team Heizomat. In seiner ersten Saison gelangen ihm mit Rang 16 bei der Profi-DM in Baunatal und Platz 17 bei der Porec Trophy (1.2) in Kroatien zwei ordentliche Ergebnisse. Allerdings ging Mattheis in diesem Jahr schon die Freude am Radsport ein Stück weit verloren. “Die Rennen in Belgien waren extrem hart. Dazu habe ich ein bisschen zu viel trainiert und wurde auch ein bisschen verheizt“, erinnerte er sich.
Nach nur einem Jahr verließ er Heizomat wieder und schloss sich dem jungen MLP Team Bergstraße an. Als der Rennstall schon seine Pforten schloss, noch bevor Mattheis seinen ersten internationalen Einsatz hatte, nahm er das zum Anlass, sich beruflich umzuorientieren. Mattheis begann eine Ausbildung zum KFZ-Mechaniker und machte auch noch seinen Meister in diesem Beruf.
Parallel dazu betrieb Mattheis für den RSC Kempten als Amateur weiterhin Radsport und konnte bei Rennen in Bayern und in Österreich auch einige Erfolge erzielen. In den Jahren 2018 bis 2020 bestritt Mattheis allerdings nur eine Handvoll Rennen und kehrte erst zur Saison 2022 wieder ambitionierter zurück. Im Trikot der Radunion Wangen gewann er die Landesverbandsmeisterschaften von Baden-Württemberg vor dem heutigen Lotto-Dstny-Profi Johannes Adamietz.
"Da merkte ich auch, dass bei mir das Interesse, höherklassige Rennen zu fahren, noch da war“, erklärte Mattheis, der damals mit der Tour de la Guadeloupe (2.2) auch seinen ersten UCI-Renneinsatz nach acht Jahren hatte. Dorthin gelangte er über seinen Kumpel Hermann Keller, der damals für Embrace The World fuhr. "Dem Team fehlte noch ein Fahrer und er fragte mich, ob ich mitfahren wolle“, berichtete Mattheis, der auf Anhieb einen dritten Etappenrang und den zehnten Platz im Gesamtklassement einfuhr. "Da habe ich gesehen, dass das Niveau für den KT-Bereich definitiv da ist“, erinnerte er sich.
Seine erste KT-Saison fuhr Mattheis 2014 für Heizomat. Foto: Cor Vos
Bei der folgenden Recherche fiel ihm vor allem das Team Bike Aid auf, auch wegen des hochwertigen Rennkalenders. "Also schrieb ich Matthias (Schnapka, Teamchef, d. Red) eine Email. Wir haben schließlich ein Telefonat vereinbart und danach war schnell klar, dass ich für das Team fahren würde“, berichtete Mattheis von unkomplizierten Vertragsgesprächen.
Der erste Einsatz für Bike Aid folgte im Februar 2023 bei der Tour du Rwanda (2.1). Die Umstellung sei ihm durchaus schwer gefallen. "Das Niveau und auch die Leistungsdichte ist deutlich größer geworden“, sagte er. Um sich wieder an das KT-Niveau und den umfangreichen Kalender zu gewöhnen, arbeitete Mattheis erstmals seit seiner Juniorenzeit wieder mit einem Trainer zusammen.
"Früher fuhr ich sehr viel Grundlage, jetzt fast jeden Tag Intervalle. Das war im ersten halben Jahr schon krass, da musste ich schon sehr umstellen“, erklärte Mattheis. Mittlerweile trage die Zusammenarbeit mit Björn Kafka aber Früchte. "Dieses Jahr sieht man brutal, dass das Training wirkt“, verwies Mattheis auf Ergebnisse wie Rang zwei bei der Tour of Mersin (2.2) und Platz 13 bei der Tour du Rwanda – im Jahr 2023 hatte er sich noch mit Rang 41 begnügen müssen.
2023 kehrte Mattheis ins KT-Feld zurück und bestritt für Bike Aid die Deutschland Tour. Foto: Cor Vos
Neben seinem kleinen Gehalt bei Bike Aid und der Unterstützung durch zwei private Sponsoren kann sich Mattheis finanziell vor allem durch seine Elternzeit über Wasser halten. Im Jahr zuvor hatte er noch an vier Tagen in der Woche in einem Fahrradladen gearbeitet. “Seitdem ich in Elternzeit bin, bekomme ich Elterngeld, so dass ich mich auf den Radsport konzentrieren kann“, sagte Mattheis.
Wie lange er noch ambitioniert Radsport betreiben wird ist offen. “Natürlich möchte ich noch so lange wie möglich fahren. Aber es kann jedes Jahr zu Ende sein. Bei Bike Aid würde ich gerne länger bleiben. Aber es ist auch eine Frage des Finanziellen, wie lange es sich lohnt. Und mit einem Kind hat man eine ganz andere Verantwortung, da muss man Geld nach Hause bringen“, meinte er.
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