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17.06.2024 | (rsn) – Das deutsche Team Canyon – SRAM hat mit einer beeindruckenden Teamleistung auf der 3. Etappe der Tour de Suisse Women (2.WWT) nicht nur einen Doppelsieg eingefahren, sondern auch einen großen Sprung in der Gesamtwertung gemacht. Neve Bradbury gewann das 125,6 Kilometer lange Teilstück von Vevey am Genfer See nach Champagne am Neuenburgersee vor Teamkollegin Katarzyna Niewiadoma.
Das Duo erreichte das Tagesziel 1:55 Minuten vor seinen ersten beiden Verfolgerinnen Femke de Vries (Visma – Lease a Bike) und Amanda Spratt (Lidl – Trek), die sie im letzten Anstieg des Tages rund 15 Kilometer vor dem Ziel abgehängt hatten. Alle vier waren Teil der bis dahin fünfköpfigen Spitzengruppe des Tages, der auch Elena Pirrone (Roland) noch angehört hatte.
Die Siegerin des GP in Stuttgart aus dem vergangenen Jahr wurde Etappenneunte, nachdem am Berg die besten Klettererinnen aus dem Hauptfeld noch an ihr vorbeigefahren waren: Elisa Longo Borghini (Lidl – Trek), Demi Vollering (SD Worx – Protime), Gaia Realini (Lidl – Trek) und Kim Cadzow (EF Education – Cannondale) kamen auf den Plätzen fünf bis acht 2:11 Minuten nach Bradbury und Niewiadoma ins Ziel.
"Es ist verrückt. Ich hätte am Start nicht gedacht, dass ich diese Etappe würde gewinnen können. Wir wollten es aber unbedingt hart machen – und das haben wir getan. Es ist großartig", freute sich die 22-jährige Bradbury über ihren ersten WorldTour-Sieg, nachdem sie und ihre Mannschaft den Tag von Beginn an bestimmt hatten – mit zahlreichen Attacken und schließlich auch zwei Frauen in der fünfköpfigen Spitzengruppe.
Auf der Zielgeraden ließ Niewiadoma Bradbury den Vortritt und dank der zehn Sekunden Zeitgutschrift für den Sieg rückte die Australierin vom neunten auf den zweiten Gesamtrang vor – vier Sekunden vor der bisherigen Zweiten Longo Borghini. Niewiadoma selbst sprang vom zwölften auf den sechsten Rang in der Gesamtwertung, die weiterhin Vollering souverän anführt. "Der Plan war, mich gewinnen zu lassen, um die Bonussekunden zu holen, weil ich in der Gesamtwertung etwas weiter vorne stand. Ich glaube jetzt bin ich Dritte – ich weiß es nicht genau", sagte Bradbury im Sieger-Interview. "Es wäre schön gewesen, Kasia den Sieg zu lassen, weil sie wirklich, wirklich stark war. Aber am Ende war das für die Gesamtwertung."
Vollering, die die ersten beiden Etappen gewonnen hatte, hat nun 1:22 Minuten Vorsprung auf Bradbury und 1:26 Minuten auf Longo Borghini sowie 1:28 auf Realini und 1:39 auf Cadzow. Niewiadoma hat vor der Schlussetappe rund um Champagne am Dienstag nun 2:14 Minuten Rückstand aufs Gelbe Trikot. Mit der Deutschen Antonia Niedermaier (+ 3:22) liegt auf Gesamtrang neun auch noch eine dritte Canyon-SRAM-Fahrerin in den Top Ten.
Neben dem Gelben Trikot ist Vollering auch weiterhin Besitzerin des Grünen Trikots in der Punktewertung. Das Bergtrikot gehört weiterhin Elise Chabbey (Canyon – SRAM) und Bradbury übernahm Schwarz als beste Nachwuchsfahrerin von Cadzow.
Gleich nach dem Start des 125,6 Kilometer langen Teilstücks vom Genfer See an den Neuenburgersee ging es bergauf, da schon nach 6,5 Kilometern der erste Bergpreis der 2. Kategorie im Chemin des Curnilles wartete. Elise Chabbey (Canyon – SRAM) holte sich dort die sechs Punkte und baute ihre Führung in der Bergwertung aus, während das Hauptfeld in viele kleine Gruppen zerfiel. Die aber liefen nach dem Anstieg auf welligem Terrain schnell wieder zusammen.
Nach rund 23 Kilometern setzten sich dann Neve Bradbury (Canyon – SRAM) und Elena Pirrone (Roland) ab und bildeten das erste echte Ausreißer-Duo des Tages, nachdem zuvor bereits zahlreiche Attacken erfolglos geblieben waren.
Das Streckenprofil der 3. Etappe bei der Tour de Suisse Women 2024. | Grafik: Veranstalter
Die Beiden nahmen den zweiten kategorisierten Anstieg des Tages nach gut 30 Kilometern in Moudon mit einer Minute Vorsprung in Angriff, doch am Berg wurde hinten weiter attackiert und das Duo bekam Zuwachs durch Bradburys Teamkollegin Katarzyna Niewiadoma sowie Amanda Spratt (Lidl – Trek) und Femke de Vries (Visma – Lease a Bike), wobei Bradbury sich noch die drei Bergpunkte in der Route de Thierrens (3. Kat.) sicherte.
Zu fünft setzten sich die Spitzenreiterinnen anschließend wieder weiter vom nun durch SD Worx – Protime angeführten Hauptfeld ab und bauten ihren Vorsprung bis 40 Kilometer vor Schluss auf 3:10 Minuten aus, wobei Spratt als Gesamtsiebte mit 3:28 Minuten Rückstand zum Gelben Trikot die gefährlichste Ausreißerin für Vollering war.
Dann begann dsm-firmenich – PostNL der bis dato allein nachführenden SD Worx-Mannschaft im Hauptfeld zu helfen und der Trend kehrte sich langsam um – aber eben nur langsam. Als nämlich 18,3 Kilometer vor Etappenende die Ziellinie ein erstes Mal überquert wurde, hatte das Spitzen-Quintett noch immer 2:10 Minuten Vorsprung.
Im 4,3 Kilometer langen und 6,7 Prozent steilen Anstieg nach Vaugondry, dem letzten Bergpreis des Tages (2. Kat.), drückten Bradbury und Niewiadoma an der Spitze dann fester aufs Pedal und das Canyon-Duo entledigte sich schnell seiner drei Begleiterinnen, um allein dem Doppelsieg entgegenzufahren. Im Feld beschleunigte am Berg Vollering und nur Longo Borghini, Realini und Cadzow konnten mit dem Gelben Trikot noch mithalten.
Das Quartett holte bis zum Bergpreis rund eine halbe Minute zur Spitze auf und rückte in der Abfahrt bis auf 1:30 Minuten an Bradbury und Niewiadoma heran – noch immer mit De Vries und Spratt dazwischen. Auf den letzten sieben, welligen Kilometern zum Ziel am Neuenburgersee aber beteiligten sich Longo Borghini und Realini nicht mehr an der Nachführarbeit und so ging die Lücke nach vorn wieder auf über zwei Minuten auf. So verzockte Lidl – Trek den zweiten Gesamtrang der Italienischen Meisterin, der schließlich in der Gesamtwertung vier Sekunden gegenüber Bradbury fehlten.
An der Spitze dagegen herrschte bis zum Zielstrich natürlich große Einigkeit: Niewiadoma wartete in der Abfahrt etwas auf die dort langsamere Bradbury und anschließend flog das Canyon-Duo wie im Paarzeitfahren dem Ziel entgegen. Die Polin brachte ihre australische Teamkollegin mit vollem Krafteinsatz auf die Zielgerade und scherte dort dann aus, um ihr den Tagessieg und die damit verbundenen zehn Sekunden Zeitgutschrift zu überlassen.
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