Massensprint auf Vuelta-Bergetappe

Groves vollendet Vismas Arbeit und ringt Van Aert nieder

Von Guido Scholl

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Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) feiert seinen zweiten Etappensieg. | Foto: Cor Vos

31.08.2024  |  (rsn) – Den ganzen Tag schuftete Visma – Lease a Bike, doch am Ende gewann Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) die 14. Etappe der 79. Vuelta a Espana. Nach 200 Kilometern von Villafranco del Bierzo nach Villablino mit dem Puerto de Leitariegos (1.Kat.) im Finale war er im Sprint eines dezimierten Feldes schneller als Wout van Aert, der die Arbeit seiner Mannschaft nicht vollenden konnte. Dritter wurde Corbin Strong (Israel – Premier Tech) vor Mathias Vacek (Lidl – Trek) und Pau Miquel (Kern Pharma). Ben O’Connor (Decathlon – AG2R – La Mondiale) hatte auf dem langen, aber relativ flachen Anstieg keine Probleme und verteidigte sein Rotes Trikot.

Alpecin – Deceuninck hatte den gesamten Tag über keine Arbeit verrichten müssen und stieg erst im Finale ein. Groves bedankte sich bei seinem Team, das ihn perfekt in Position gebracht hatte. Am letzten Anstieg sei das Tempo wegen Vismas Arbeit zwar schnell gewesen, aber für ihn selbst nicht zu hoch. “Am Ende war ich stark genug, ihn (van Aert, Anm. d. Red.) zu schlagen“, sagte ein sichtlich glücklicher Groves.

Aus seiner Enttäuschung machte van Aert keinen Hehl. So nah dran zu sein, dann aber nicht zu gewinnen, sei immer ärgerlich. “Ich hatte auch gedacht, dass der letzte Berg schwerer sein würde“, sagte der Belgier. Kurz vor dem Ziel habe er dann leichte Krämpfe bekommen, was er aber nicht als Entschuldigung verstanden wissen wollte. “Ich hatte schon noch das Gefühl, meinen besten Sprint zeigen zu können, Kaden war am Ende aber etwas schneller“, gestand van Aert ein.

Strong erklärte im Ziel, dass er in den vergangenen Tagen nicht die besten Beine hatte. Auch heute habe er sich etwas müde gefühlt. Insofern zeigte er sich zufrieden mit Platz drei. “Wenn ich mich noch etwas besser positioniere, kann ich auf den nächsten Etappen vielleicht noch etwas weiter vorn sein“, sagte der Neuseeländer. Groves sei momentan von der reinen Geschwindigkeit der Schnellste im Vuelta-Peloton. “Aber vielleicht schaffe ich es ja auch mal an einem Tag“, schloss Strong.

Der Fünftplatzierte Miquel zeigte sich im Ziel selbstbewusst. Es sei kein überraschendes Ergebnis. Er habe damit seine bisherigen Leistungen bei dieser Spanien-Rundfahrt bestätigt.

Ruhiger Tag für die Klassementfahrer

“Es gab schon einige Attacken, ich fand es auch ganz schön schnell. Es hat lange gedauert, bis die Spitzengruppe weg war“, resümierte O'Connor den Tag, den er als eher ruhig einstufte. Für die 15. Etappe mit der Bergankunft am Cuitu Negru (1. Kategorie) erwartet der Mann im Roten Trikot allerdings erheblich mehr Angriffe.

Van Aert konnte sich damit trösten, dass er durch die 10 Zähler am letzten Berg seinen Vorsprung in der Kletterwertung weiter ausbauen konnte. Zweiter ist nach wie vor Marc Soler (UAE Team Emirates, 23 Punkte), der auf dem Weg zum Bergpreis der 1. Kategorie recht früh zurückfiel, was andeutet, dass er heute Kräfte sparen wollte, um in den kommenden Tagen noch einmal einen Angriff auf van Aert zu versuchen.

In der Punktwertung behielt van Aert ebenfalls einen komfortablen Vorsprung, auch wenn Groves durch seinen zweiten Etappensieg auf 109 Zähler verkürzte. Bester Jungprofi ist weiterhin Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) mit 17 Sekunden vor Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe), der neben dem Tages-13. Felix Engelhardt (Jayco - AlUla) der einzige Deutsche im 60-köpfigen Peloton war.

Die Mannschaftswertung führt nach wie vor UAE Team Emirates mit mehr als einer halben Stunde Vorsprung auf Red Bull – Bora – hansgrohe und mehr als eine Dreiviertelstunde auf Decathlon – AG2R – La Mondiale an. Zum kämpferischsten Fahrer der Etappe wurde Jhonatan Narvaez gekürt.

So lief die 14. Etappe der Vuelta a Espana:

Weite Teile der Etappe, zu der Ruben Fernandez (Cofidis) nicht mehr angetreten war, wurden von sechs Ausreißern bestimmt: Harold Tejada (Astana Qazaqstan), Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers), Isaac del Toro (UAE Team Emirates), Xandro Meurisse (Alpecin - Deceuninck), Marco Frigo (Israel - Premier Tech) und Victor Campenaerts (Lotto – Dstny). Doch es dauerte eine Weile, bis eine stabile Rennsituation zustande kam.

In der Anfangsphase hatte es etliche erfolglose Attacken gegeben, sodass das Feld die ersten 45 Kilometer mehr oder weniger geschlossen hinter sich brachte. Dann lösten sich Narvaez, Frigo und Meurisse. Weitere Fahrer setzten nach, darunter auch Attila Valter (Visma - Lease a Bike) und Luis Angel Maté (Euskaltel - Euskadi), doch schließlich bildete sich das Sextett, das die weiteren Rennstunden bestimmen sollte.

Das Streckenprofil der 14. Etappe der Vuelta a Espana | Foto: Veranstalter

Visma – Lease a Bike übernahm die Kontrolle im Hauptfeld und ließ den Vorsprung maximal auf nur 2:20 Minuten anwachsen. Schon da zeichnete sich ab, dass das niederländische Team etwas im Schilde führte. Die Bergwertung der 3. Kategorie gewann Meurisse durch einen satten Antritt kurz vor der Kuppe. Frigo wurde Zweiter vor Campenaerts. Der Belgier und der Italiener verbesserten sich in dieser Sonderwertung damit leicht, waren aber keine Gefahr für den Führenden van Aert.

Dessen Teamkollege Cian Uijtdebroeks bekundete in dem 4,6 Kilometer langen Anstieg überraschend früh Probleme, dem Tempo seiner Teamkollegen zu folgen, doch er kämpfte sich über die Kuppe. Meurisse gewann auch den Zwischensprint kurz vor dem Einstieg in den Alto de Leitariegos (1. Kategorie), allerdings ohne Antritt. Den 22,8 Kilometer langen Berg nahmen die Ausreißer mit nur noch 1:05 Minuten Vorsprung in Angriff.

Visma kontrolliert auch im letzten Anstieg

Vor allem Robert Gesink und Eduardo Affini hatten für Visma – Lease a Bike das Tempo hochgehalten. Kurz vor dem Anstieg reihte sich auch Uijtdebroeks mit ein. Bergauf lösten sich Tejada, Frigo und Narvaez nach wenigen Kilometern von ihren Begleitern, die sich daraufhin einholen ließen. Tejada steckte erst neun Kilometer vor der Bergwertung auf und Frigo sowie Narvaez zogen davon. Affini und Gesink mussten der geleisteten Arbeit bald Tribut zollen und scherten aus der Führung aus. Dann übernahm Uijtdebroeks für Visma – Lease a Bike, der bis sieben Kilometer vor der Kuppe führte.

Als dann vorn Narvaez hart attackierte und Frigo in den Wind setzte, beorderte die niederländische Equipe Steven Kruijswijk an die Spitze, der den Rückstand schnell verkleinerte. Frigo wurde kurz darauf gestellt, für Narvaez war 3500 Meter vor dem Bergpreis Schluss. Wenig später hatte auch Kruijswijk sein Tagewerk erfüllt, als Tao Geoghegan Hart die Arbeit für Lidl – Trek übernahm. Mattia Cattaneo (Soudal – Quick Step) erhöhte das Tempo kurz vor der Bergwertung abermals, doch van Aert sicherte sich dort locker und leicht die 10 Punkte.

Kurz darauf gab es einen Schreckmoment bei Red Bull – Bora – hansgrohe: Primoz Roglic hatte in der Abfahrt einen Defekt. Er bekam schnell ein Ersatzrad von Daniel Felipe Martinez, und sein Team beorderte Giovanni Aleotti, Aleksandr Vlasov und Roger Adria zurück, die ihren Kapitän wieder ins Feld brachten.

Außer van Aert hatten es auch Groves, Strong und Pavel Bittner (dsm – firmenich – PostNL) und weitere schnelle Leute über den Berg geschafft. Alpecin führte die Meute auf den letzten Kilometer, dort lancierte Edward Planckaert den Sprint für Groves, der an der Innenseite an seinem Helfer vorbeiging. Van Aert probierte es auf der anderen Seite, schaffte es aber nicht mehr vorbei am Australier.

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