Lipowitz erobert Weiß zurück

Castrillo gewinnt seine 2. Vuelta-Etappe, Roglic holt weiter auf

Von Kevin Kempf

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Pablo Castrillo (Kern Pharma) jubelt über seinen zweiten Vuelta-Tagessieg. | Foto: Cor Vos

01.09.2024  |  (rsn) – Pablo Castrillo (Kern Pharma) hat drei Tage nach seinem ersten Profisieg am Cuitu Negru gleich den zweiten nachgelegt. Am extrem steilen Schlussanstieg ließ der Spanier auf der 15. Etappe der 79. Vuelta a Espana nach 143 Kilometern seine Fluchtgenossen Aleksandr Vlasov (Red Bull – Bora – hansgrohe) und Pavel Sivakov (UAE Team Emirates) in einem spannenden Kampf hinter sich.

Tagesvierter wurde Enric Mas (Movistar), der Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) kurzzeitig abgeschüttelt hatte. Letztendlich wurde der Slowene zeitgleich mit dem Spanier Fünfter. Ben O’Connor (Decathlon – AG2R – La Mondiale) verteidigte sein Rotes Trikot als Elfter einen Rang vor Florian Lipowitz, der den Angriff von Roglic einleitete und als Zwölfter das Weiße Trikot zurückeroberte.

Bei den Ausreißern des Tages wurde UAE Team Emirates mit der Führungsarbeit allein gelassen. Sivakov, Marc Soler und Jay Vine erledigten die Arbeit im Wind, die anderen Fahrer profitierten. Auch als Sivakov im Schlussanstieg mit Vlasov und Castrillo allein waren, gingen sie nicht in den Wind. Der Spanier sah dabei mehrmals aus, als würde er dem Tempo nicht folgen können.

Eingangs der extrem steilen letzten drei Kilometer aber sprintete er seinen beiden Begleitern plötzlich davon. Vlasov kam 900 Meter vor dem Ziel wieder ans Hinterrad des Kern-Pharma-Athleten, doch der fand die zweite, dritte und vierte Luft und rang den Russen mit noch 300 zu fahrenden Metern mit viel Willen, dem letzten Quäntchen Kraft und einer weiteren Attacke nieder. “Nach dem ersten Etappensieg waren wir schon so zufrieden und haben auf alles gewartet, was noch kommt. Das jetzt ist unfassbar, es ist wie ein Geschenk für mich. Ich kann das nicht beschreiben“, freute sich der 23-Jährige im Ziel-Interview.

Ein guter Tag für Red Bull

Völlig am Ende war scheinbar auch Roglic nach der Etappe. “Ich weiß nicht, wie viel Zeit wir auf das Rote Trikot verloren haben“, meinte der Slowene gegenüber Eurosport. Dass er mit Mas 38 Sekunden auf O’Connor gewonnen hatte, hatte beim Kampf mit dem Berg er offensichtlich nicht bemerkt. Er liegt als Gesamtzweiter 43 Sekunden hinter dem Australier und 1:40 Minuten vor Mas, der Dritter ist.

Nachdem der Tagesneunte Mikel Landa (Soudal – Quick-Step) als Erster der Favoriten angegriffen hatte und lediglich sieben Athleten folgen konnte, machte Lipowitz Tempo für seinen Kapitän. Zunächst schlug er es so an, dass vier Abgehängte wieder herankamen, eingangs der letzten drei Kilometer aber erhöhte er die Schlagzahl dermaßen, dass nur noch Roglic sein Hinterrad halten konnte. Als der Slowene den Deutschen hinter sich ließ, fiel der noch auf Position neun der Favoriten zurück.

In der Gesamtwertung kletterte er allerdings um eine Position auf die Sechs. Außerdem übernahm er das Weiße Trikot von Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) der 15.wurde. Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) behauptete das Punktetrikot. Im Bergklassement zog Vine mit dem Belgier gleich, wobei der Visma-Profi offiziell vorn bleibt.

So lief die 15. Etappe der Vuelta a Espana:

Es war eine wilde Anfangsphase, bei denen sich zahlreiche Gruppen verschiedener Größen immer wieder absetzten und gestellt wurden. Aus einer solchen gewann Vine nach 37 Kilometern die 10 Bergpunkte am Alto de la Colladiella (1.Kat.). Auch am Alto de Santo Emiliano (3.Kat.) lag der Australier vorn, nun war er aber Teil einer 17-köpfigen Gruppe, die sich zwischen den beiden Anstiegen vom Feld lösen konnte.

Pavel Sivakov (UAE Team Emirates) war der bestplatzierte Fahrer vor. Mit Vine und Soler hatte er zwei Teamkollegen dabei, wobei Soler eingangs der letzten 60 Kilometer mit einem platten Vorderreifen zurückfiel. Auch George Bennett (Israel – Premier Tech) musste kurz danach passen. Der Zwölfte im Klassement hatte sich mit drei anderen Fahrern gerade vorn herangekämpft, als er am Alto de la Colladiella (1.Kat.) gleich wieder Abschied nehmen musste.

Das Streckenprofil der 15. Etappe der Vuelta a Espana | Foto: Veranstalter

Das von Vine und Sivakov angeschlagene Tempo der Spitzenreiter lag so hoch, dass an der Kuppe nur noch Vlasov, Armirail, Pacher und Castrillo dabei waren. Dort sicherte sich Vine die 10 Zähler, womit er im Bergklassement mit van Aert gleichzog. Das von Soudal – Quick-Step angeführte Feld folgte 55 Kilometer vor dem Ziel mit 2:45 Minuten Rückstand.

Der Schlussanstieg

Küng kam in der Abfahrt wieder an das Sextett heran. Auch im Tal mussten die beiden UAE-Athleten alles allein von vorn fahren. Trotzdem bauten sie ihren Vorsprung bis zum Beginn des Schlussanstieges auf 3:05 Minuten aus. Auf den ersten ansteigenden Metern des 18,9 Kilometer langen Cuitu Negru (HC) musste Vine seine Begleiter gleich ziehen lassen. Armirail folgte zwei Kilometer danach, weitere zwei Kilometer länger hielt Küng durch.

Weitere 500 Meter danach ging auch Pacher über Bord. Sivakov zog nur noch Vlasov und Castrillo den Berg hinauf und behauptete dabei fast sekundengenau seinen Vorsprung auf das Peloton, wo Soudal seine gesamte Mannschaft aufbrauchte. Erst als Mattia Cattaneo das Ruder übernahm und die Schlagzahl erhöhte, reduzierte sich sowohl der Rückstand als auch die Größe des Feldes. Mit noch sieben zu fahrenden Kilometern lag das Spitzentrio 2:10 Minuten vor der 13-köpfigen Favoritengruppe, in der nur Gall fehlte.

Eingangs der letzten 6 Kilometer griff Landa an. Er schüttelte fünf Fahrer ab, Lipowitz überlebte knapp. Da Landas direkte Konkurrenten aber alle dranblieben, nahm er wieder heraus. Die Abgehängten kamen – mit Ausnahme von Cattaneo – erneut heran. Lipowitz übernahm anschließend die Tempoarbeit.

Castrillo griff zu Beginn des 3 Kilometer langen Steilstücks zum Ende des Anstieges resolut an. Sivakov und Vlasov hatten keine Antwort parat. Zwei Minuten dahinter riss Lipowitz die Favoritengruppe komplett auseinander, nur Roglic konnte folgen. Der ließ den Deutschen rund 2,5 Kilometer vor dem Ziel hinter sich.

Einige Minuten später wendete sich das Blatt aber. Aus dem Nebel hinter Castrillo tauchte Vlasov auf, auch Roglic wurde von einem Schatten gejagt – und in Form von Mas eingeholt. Castrillo und Vlasov lieferten sich nun einen packenden Zweikampf. Der Spanier griff an, der Russe zog mit. Es folgten Stehversuche bei mehr als 10% Steigung und ein weiterer Angriff Castrillos. Der Russe ging zunächst mit, brach dann aber auf den letzten 300 Metern doch weg.

Während der Kern-Pharma-Profi seinen zweiten Etappensieg feierte, schüttelte Mas Roglic ab. Der Slowene kämpfte sich aber auf den letzten Metern zurück ans Hinterrad des Spaniers. O’Connor verteidigte sein Rotes Trikot.

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