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23.09.2024 | (rsn) – Paul Seixas aus Frankreich ist neuer Junioren-Weltmeister im Zeitfahren. Mit 17 Jahren noch zum jüngeren Jahrgang zählend, war der Dritte im Straßenrennen der EM vor anderthalb Wochen schneller als die beiden Belgier Jasper Schoofs und Matisse Van Kerckhove. Sechs bzw. sieben Sekunden Rückstand hatten das Duo nach 24,9 Kilometern durch Zürich auf die Goldmedaille. Die Siegerzeit blieb bei 28:08 Minuten stehen.
Die deutsche Medaillenhoffnung Paul Fietzke, bei der EM im Zeitfahren noch Dritter geworden, musste sich auf dem komplett flachen Wendepunktkurs am Zürichsee mit Rang 22 begnügen. Ian Kings als zweiter Deutscher Starter wurde 13. Für Österreich ging Valentin Poschacher an den Start, er wurde 25.
Fietzke und Kings waren mit ihren Leistungen derweil keinesfalls einverstanden. "Heute bin ich auf gar keinen Fall zufrieden. Es war nicht mein Tag und ich habe mich nicht gut gefühlt. Das sieht man auch am Ergebnis, wenn man jetzt schon als Fünfter hier ankommt, dann wird es ganz schwer mit den Top Ten, weil noch viele starke Fahrer kommen. Ich bin sehr enttäuscht", sagte Kings gegenüber radsport-news.com nach seinem Rennen. Fietzke hingegen hatte ähnliche Probleme wie Elite-Weltmeister Remco Evenepoel und war ohne Tacho unterwegs. "Ich musste ohne fahren, weil der zu hoch war. Das ganze Jahr war es kein Problem, jetzt auf einmal schon. Das müssen wir so nehmen. Mit dem Tacho hätte ich nicht gewonnen und auch der Kurs war nicht für mich gemacht. Mit ein paar Kurven wie bei der EM hätte mir das mehr gelegen. So war es ein reiner Zeitfahrkurs und ein reiner Zeitfahrer bin ich nicht", so Fietzke zu RSN.
Ähnlich geknickt wie die deutschen Youngster dürfte auch Europameister Michiel Mouris sein. In Zürich reichte es bloß für Platz 15. Und auch Albert Philipsen, im letzten Jahr noch Europameister gegen die Uhr und Weltmeister auf der Straße, war als Sechster nicht zufrieden, was reihenweise ausgelassene Interviewanfragen belegen. Schoof hingegen, der schon in Belgien Zweiter war, musste sich erneut mit Silber zufriedengeben. "Am Anfang war ich ein wenig enttäuscht, aber nun bin ich happy“, sagte er RSN. “Es ist eine Ehre hier zu sein und hinter Paul Seixas so knapp die Silbermedaille zu gewinnen ist etwas Besonderes. Für mich war es ein Traumrennen, weil wir in Belgien auch immer flache Kurse haben. Die ersten sechs Kilometer waren nicht so hart, da konnte ich mich etwas zurückhalten. Dann pushte ich bis zum Wendepunkt und wieder ins Ziel. Ich hoffe, wir können auch im Straßenrennen einen tollen Job machen."
Weltmeister Seixas, der ab 2025 im WorldTour-Kader von Decathlon – AG2R La Mondiale steht, hatte hingegen mit seinem Erfolg überhaupt nicht gerechnet. “Ich bin ohne ein konkretes Ziel hergekommen, wollte nur das beste Zeitfahren meines Lebens fahren. Jetzt Weltmeister zu sein, ist wie ein Traum, den ich nie geträumt habe. Das ist schon verrückt“, so der Franzose im Siegerinterview. “Schon nach fünf Kilometern habe ich ganz schön gelitten und mir gedacht, dass es ein ziemlich hartes und langes Rennen werden würde. Im Finale habe ich dann aber doch gemerkt, dass die Zeit für etwas ganz Großes reichen konnte. Mein Vater ist hier, ich bin superhappy, dass er dabei sein konnte. Jetzt freue ich mich darauf, die Marseillaise (Französische Nationalhymne) zu singen.“
Lange Zeit hatte der letzte Dritte Van Kerckhoven das Rennen angeführt. Er war schon als Zweiter der insgesamt 66 Starter ins Rennen gegangen. Warum? “Keine Ahnung. Ich habe das Gefühl, das passiert hier nach dem Zufallsprinzip“, sagte er gegenüber Eurosport, kurz nach dem er im Hotseat platzgenommen hatte und dort in Summe gut anderthalb Stunden verbringen musste. “Es war ein wenig überraschend, dass ich wieder so weit vorne starten musste, aber das war schon bei den Europameisterschaften auch so“, ergänzte er später gegenüber RSN, als feststand, dass es für ihn Bronze wurde. “Du hast halt keine Zeitreferenzen.“ Doch zu schaden scheint es dem jungen Belgier nicht. Reichte es bei der EM bereits zu Rang sechs, sprang dieses Mal Bronze heraus. "Ich habe als Kind schon von einer Medaille geträumt, aber vor einem Jahr hätte ich noch gar nicht daran gedacht.“
Titelverteidiger Oscar Chamberlain aus Australien war altersbedingt nicht mehr am Start. Während er seinen Titel damit nicht verteidigen konnte, blieb er aber immerhin im gleichen Team. Denn wie Seixas ist auch sein Vorgänger Teil von Decathlon - AG2R.
Mit dem auf einem Straßenrad und mit stark flatterndem, zu großem Trikot fahrenden Samuel Ndikumana machte ein Radsport-Exot aus Burundi den Auftakt in das WM-Einzelzeitfahren am Züricher Sechseläutenplatz, wohin das Rennen auch zurückführte. Doch er war nicht der Erste, der dort wieder ankam. Das lag an Van Kerckhove. Der Belgier legte direkt eine Riesenzeit hin, an der sich ganz viele Junioren die Zähne ausbeißen sollten.
28:15 Minuten benötigte Van Kerckhove für den Parcours, fast ein Schnitt von 53 km/h. Auch Kings konnte nicht mithalten, obwohl er bei der EM noch auf die Sekunde zeitgleich mit Van Kerckhove unterwegs war und Fünfter wurde. Und selbst Europameister Michiel Mouris (Niederlande) konnte dort nicht heranreichen.
Erst der Australier Wiliam Holmes, als Fünftletzter gestartet, konnte Van Kerckhoves Bestzeit an der ersten Zwischenzeit um gut eine Sekunde unterbieten. Im Ziel schaffte es kurz darauf Paul Seixas, den 18-Jährigen Belgier aus dem Hotseat zu verdrängen. Am zweiten Messpunkt hatte er noch neun Sekunden Rückstand.
Holmes blieb auch nach allen gestarteten Fahrern die Nummer eins am ersten Messpunkt. Fietzke und auch Finlay Tarling (Großbritannien), der als Letzter ins Rennen ging, konnten dort nicht mitfahren. Während dem Britin auf Rang sechs 15 Sekunden fehlten, fand sich Fietzke mit mehr als einer halben Minuten nicht unter den besten 20 wieder.
Ebenfalls nicht rund lief es bei Albert Philipsen. Der Junioren-Weltmeister auf der Straße und EM-Sieger im Zeitfahren aus dem Vorjahr konnte zu keinem Zeitpunkt ganz vorne reinfahren. Im Gegensatz zum Vize-Europameisters dieses Jahres, Schoofs. Er sorgte für eine belgische Doppelführung am zweiten Messpunkt mit drei Sekunden Rückstand auf Van Kerckhove.
Unterdessen erreichte Holmes das Ziel, Doch der Australier hatte offenbar zu schnell begonnen, war bei Zieleinfahrt nur noch Dritter mit 15 Sekunden hinter Seixas. Er wurde noch von Schoofs verdrängt, der aber auch nicht die Bestzeit von Seixas knacken konnte, der sich damit neuer Weltmeister nennen konnte, weil Fietzke und Tarling weitere Zeit verloren.
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