Titelverteidiger Philipsen im Regen gestürzt

Finn neuer Juniorenweltmeister, Fietzke knapp an Bronze vorbei

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Lorenzo Finn ist in Zürich neuer Juniorenweltmeister geworden. | Foto: Cor Vos

26.09.2024  |  (rsn) – Lorenzo Finn hat sich bei den Weltmeisterschaften von Zürich im Straßenrennen der Junioren souverän die Goldmedaille gesichert. Der 17-jährige Italiener erreichte nach 127,2 verregneten Kilometern von Uster nach Zürich als Solist den Sechseläutenplatz mit 2:05 Minuten Vorsprung auf den Briten Sebastian Grindley, der sich über die Silbermedaille freuen konnte .

Im Sprint um Bronze musste sich der Brandenburger Paul Fietzke 3:06 Minuten hinter dem neuen Weltmeister dem Niederländer Niederländer Senna Remijn denkbar knapp geschlagen geben. Zeitgleicher Fünfter wurde der US-Amerikaner Ashlin Barry, Rang sechs ging an den Spanier Hector Alvarez (+3:44). Platz sieben belegte der französische Zeitfahrweltmeister Paul Seixas (+4:11).

Finn ist nach Diego Ulissi im Jahr 2007 der erste U19-Fahrer aus Italien, der sich bei den Junioren das Regenbogentrikot überstreifen durfte. Großer Pechvogel des Rennens war Titelverteidiger Albert Withen Philipsen, der auf regennasser Straße 24 Kilometer vor dem Ziel in einer Kurve wegrutschte und an zweiter Position liegend das Rennen, das er zuvor über weite Strecken dominiert hatte, aufgeben musste.

Der wie Fietzke für das deutsche Team Grenke – Auto Eder Finn dagegen nutzte seine Chance, die sich ihm nach dem Malheur des Dänen bot und stürmte zum größten Erfolg seiner Karriere.

“Ich habe das nie erwartet, es ist wie ein Traum. Ich habe mich heute großartig gefühlt, hatte wahrscheinlich die besten Beine, die ich je hatte. Als ich 60 Kilometer vor dem Ziel das erste Mal alleine unterwegs war, dachte ich: ‘Oh, das ist vielleicht etwas früh.‘ Aber schlossen Philipsen und ein paar andere Jungs auf und ich wollte im Aufstieg einfach Vollgas geben“, sagte Finn in einer ersten Reaktion, in der er auch an Philipsen dachte: “Albert ist hinter mir gestürzt und ich hoffe, dass es ihm gut geht. Aber als ich alleine war, wusste ich, dass ich es in der Tasche hatte, weil ich mich großartig gefühlt habe. Normalerweise mag ich den Regen nicht, um ehrlich zu sein. Ich mag 35 Grad und Sonne. Aber heute war perfekt.“

Dagegen verpasste Fietzke eine weitere WM-Medaille, nachdem er im Vorjahr Zweiter des WM-Straßenrennens geworden war. “Der vierte Platz ist enttäuschend, aber nach dem ersten Berg hätte ich nicht mal gedacht, dass ich unter die ersten 20 komme, deshalb kann ich, glaube ich, zufrieden sein“, sagte der 18-jährige, der erkältet ins Rennen gegangen war und im Interview hustete.

So lief das WM-Straßenrennen der Junioren:

163 Nachwuchsfahrer aus 60 Nationen nahmen im Dauerregen das über rund 1.900 Höhenmeter führende Juniorenrennen in Angriff. Schon früh sorgte das fünfköpfige dänische Team von Philipsen für Tempo im Feld, in dessen hinterem Teil es schon nach 15 Kilometern zu einem Massensturz kam, der aber glimpflich ausging. Auf den glitschigen Straßen waren danach in kurzer Folge weitere Stürze zu verzeichnen, wobei mit Noah Lindholm Möller Andersen auch ein aussichtsreicher dänischer Fahrer auf dem Asphalt landete.

Im so früh reduzierten Feld beteiligten sich im nun folgenden Anstieg nach Binz auch andere Mannschaften an der Führungsarbeit, ehe mit Hugo Rishoj ein weiterer Däne den Anschluss verlor. Das hielt seine verbliebenen drei Teamkollegen aber nicht davon ab, weiter das Geschehen zu dominieren und das Feldschließlich zu zerreißen. An der ersten Zieldurchfahrt bestand die erste Gruppe aus nur noch gut 20 Fahrern, darunter auch Fietze und sein Teamkollege Benedikt Benz.

Auf den nun anstehenden drei 26,85 Kilometer langen Runden des City Circuit ging Philipsen schon früh an der bis zu 17 Prozent steilen Rampe der Bergstraße in die Offensive. Doch es waren dann Finn und Alvarez, die davonzogen und so gut 70 Kilometer vor dem Ziel eine 15-köpfige Gruppe initiierten, zu der neben Philipsen und Seixas auch noch Fietzke und der Schweizer Nicolas Halter gehörten. Mit je zwei Fahrern vertreten waren dabei Dänemark, Frankreich, Spanien und die Niederlande, die ihre personelle Überzahl zu diversen Attacken nutzten.

Das Streckenprofil des WM-Straßenrennens der Junioren | Foto: UCI

Nach vereitelten Attacken von Seixas und Philipsen ging 60 Kilometer vor dem Ziel erneut Finn in die Offensive und konnte die Unentschlossenheit in der Verfolgergruppe dazu nutzen, sich bis zur zweiten Zieldurchfahrt einen Vorsprung von gut 20 Sekunden herauszufahren. Dahinter griff Philipsen wieder an der extrem steilen Bergstraße an und sprengte damit die Verfolgergruppe, aus der auch Fietzke und Halter herausfielen.

Gemeinsam mit Philipsen machten sich Seixas, Alvarez, Grindley und Remijn auf Jagd nach Finn, zu dem 37 Kilometer vor dem Ziel dann allerdings nur Philipsen, Alvarez und Grindley aufschließen konnten. Die Schlussrunde nahm das Quartett im immer noch strömenden Regen mit gut 30 Sekunden Vorsprung auf Seixas und Remijn in Angriff, die Verfolgergruppe um Fietzke wies bereits 1:30 Minuten Rückstand auf.

Auf regennasser Straße platzte Philipsens Gold-Traum

Wieder attackierte Philipsen an der Bergstraße, wobei Grindley den Anschluss verlor. In der Abfahrt rutschte Philipsen bei hohem Tempo in einer Kurve weg, prallte hart auf dem Asphalt auf und musste alle seine Hoffnungen auf die Titelverteidigung begraben. Dagegen schüttelte Finn seinen Begleiter Alvarez, der sich an der Tempoarbeit nicht beteiligte, mit einem trockenen Antritt ab, nachdem er sich kurz zuvor noch gestenreich beschwert hatte.

Schnell fuhr sich der Siebte der Zeitfahr-WM einen Vorsprung von mehr als einer Minute heraus, wogegen Grindley 16 Kilometer vor dem Ziel an Alvarez herankam, sich fünf Kilometer später vom völlig entkräfteten Spanier absetzte und sich schließlich hinter dem überragenden Finn souverän auf den zweiten Platz fuhr. Alvarez fiel sogar noch hinter das Verfolgertrio um Fietzke zurück, das schließlich Bronze unter sich ausmachte. Dabei trat der letztjährige Vizeweltmeister frühzeitig an, musste aber auf den letzten Metern Remijn noch an sich vorbeiziehen lassen.

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