Vorschau auf das 118. Il Lombardia

Topfavorit Pogacar auf Coppis Spuren

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Topfavorit Pogacar auf Coppis Spuren"
Sieht die Konkurrenz auch beim 118. Il Lombardia Top-Favorit Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) nur von hinten? | Foto: Cor Vos

11.10.2024  |  (rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) gewinnt in dieser Saison, wo und wie er will. Im Frühjahr attackierte er bei der Strade Bianche 82 Kilometer vor dem Ziel, den Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich holte er sich mit einem 34-Kilometer-Solo. Im WM-Straßenrennen von Zürich ging der Slowene sogar 100 Kilometer vor dem Ziel in die Offensive, um sich sein erstes Regenbogentrikot zu holen. Zuletzt beim Giro dell’Emilia griff Pogacar auf dem Weg zu seinem 24. Saisonsieg im strömenden Regen 38 Kilometer vor dem Ziel an. So ist die Frage nach dem Topfavoriten für das 118. Il Lombardia schnell beantwortet.

Pogacar will zudem mit einem vierten Lombardei-Triumph in Serie mit Coppi gleichziehen. Zwischen 1946 und 1949 gelang dem Italiener als bisher einzigem Fahrer dieses Kunststück. Pogacar schickt sich nun 75 Jahre später an, es “Il Campionissimo“ gleichzutun. Mit Marc Hirschi und Adam Yates hat der Titelverteidiger gleich zwei Helfer im Team, die sogar selbst für den Sieg in Frage kämen.

Von den Konkurrenten des Giro-und Toursiegers dieses Jahres ist Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) an erster Stelle zu nennen. Doch auch der Doppelolympiasieger von Paris konnte bei der WM nichts gegen den entfesselten Weltranglistenersten ausrichten – und als Pogacar beim Giro dell‘Emilia die Konkurrenz um fast zwei Minuten distanzierte, gab Evenepoel sogar auf. Offenbar verfügt der Belgier am Ende einer langen Saison nicht mehr über seine besten Beine.

Giro dell‘Emilia und Gran Piemonte als Fingerzeig

Besser lief es in der Emilia für Tom Pidcock (Ineos Grenadiers). Der Brite wurde hinter Pogacar im Dreiersprint Zweiter und kam beim Gran Piemonte (1.Pro) am Donnerstag in der Verfolgergruppe von Solosieger Neilson Powless (EF Education – EasyPost) an. Der US-Amerikaner gewann dort nach einem beeindruckenden 42-Kilometer-Solo und darf sich durch diese Leistung auch am Samstag etwas ausrechnen.

Seit der Vuelta a Espana ebenfalls ausgezeichnet in Form ist Roger Adria (Red Bull – Bora – hansgrohe). Der Spanier gewann den GP Wallonie, wurde Fünfter bei der Super 8 Classic, danach Elfter des WM-Straßenrennens und zuletzt in Italien Sechster beim Giro dell’Emilia sowie Dritter bei der Coppa Bernocchi. Das sind fünf Spitzenergebnisse in den letzten fünf Rennen – eine noch bessere Serie kann lediglich der Topfavorit vorweisen.

Adrias Landsmann Enric Mas (Movistar) kam nach der Vuelta nur auf wenige Einsätze. Seine beiden einzigen Renntage schloss er jeweils als Achter der WM und des Giro dell’Emilia ab – und in der Lombardei wurde der 29-Jährige 2022 bereits Zweiter hinter Pogacar. Ganz so gut lief es in Norditalien für Michael Woods (Israel – Premier Tech) nie, doch mit Platz fünf im Jahr 2019 hat auch der Kanadier gezeigt, dass ihm das Rennen liegt. Einen Formnachweis lieferte der 37-Jährige als Vierter in der Emilia, wo er eine Position vor Simon Yates (Jayco – AlUla) landete, der 2023 Lombardei-Fünfter wurde.

Als Überraschungsgast im Finale könnte Davide Piganzoli (Polti – Kometa) auftauchen. Der Youngster beendete fast alle seiner Saisoneinsätze in oder knapp hinter den Top Ten und konnte beim Giro dell’Emilia hinter Pogacar und Pidcock als Dritter erstmals mit den Topstars mithalten. Ob er mit seinen 22 Jahren auch auf der 252 Kilometer langen Distanz vorn bestehen kann, bleibt abzuwarten, mit Gesamtrang 13 des diesjährigen Giro d‘Italia hat er aber bereits Steherqualitäten bewiesen.

Die deutschsprachigen Fahrer:

Trotz seiner Helferrolle ist Hirschi beim letzten Monument des Jahres ein Podiumskandidat. Sollte sein Kapitän erneut früh attackieren, muss der Schweizer im Idealfall keine Arbeit verrichten, könnte sein eigenes Rennen fahren und sogar von Pogacar profitieren. Dass seine Form ausgezeichnet ist, steht außer Frage, denn seit Ende Juli hat Hirschi gleich acht Siege einfahren können.

Die deutschen Fans hoffen auf Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe). Die beiden Ergebnisse nach der Vuelta – Platz 28 bei der WM, Rang 20 in der Emilia – spiegeln seine Leistungen nicht angemessen wieder. In beiden Rennen attackierte der 24-Jährige früh und wurde jeweils wieder gestellt. Bei seinem Lombardei-Debüt ist Lipowitz jedoch durchaus eine Überraschung zuzutrauen.

Mit Marco Brenner, Florian Stork (beide Tudor), Juri Hollmann (Alpecin – Deceuninck), Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost), Kim Heiduk (Ineos Grenadiers), Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) und Johannes Adamietz (Lotto – Dstny) stehen sieben weitere Deutsche am Start, von denen Zimmermann und Steinhauser für mehr als nur Nebenrollen in Frage kommen.

Neben Hirschi sind aus der Schweiz noch dessen Teamkollege Jan Christen, Yannis Voisard (Tudor) sowie das Corratec-Trio Alexandre Balmer, Valentin Darbellay und Antoine Debons dabei. Aus Österreich starten Gregor Mühlberger (Movistar) und die beiden Alpecin-Fahrer Michael Gogl und Tobias Bayer.

Mehr Informationen zu diesem Thema

13.10.2024Evenepoel: “Ich muss noch an meinen Kletterkünsten arbeiten“

(rsn) – Neben Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) gehört Remco Evenepoel (Soudal – Quick Step) zu den bestimmenden Fahrern der Saison. Der Belgier

12.10.2024Highlight-Video des 118. Il Lombardia

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat auch bei seinem letzten Saisonauftritt die Konkurrenz in den Schatten gestellt und zum vierten Mal in Folge den italienischen Herbstklassiker Il Lombardia

12.10.2024Ein Überirdischer deklassiert bei Il Lombardia den anderen

(rsn) – Die Überlegenheit von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) ist inzwischen so groß, dass niemand mehr versucht, ihm den Sieg streitig zu machen. Als der Slowene 48,5 Kilometer vor dem Ziel der

12.10.2024Evenepoel: “Rang zwei war heute das Maximum für mich“

(rsn) – Mit einem überlegenen Sieg von Straßenweltmeister Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) endete die 118. Lombardei-Rundfahrt. 48 Kilometer vor dem Ende des fünften und letzten Monument des Jah

12.10.2024Ineos nimmt Pidcock aus seinem Lombardei-Aufgebot

(rsn) – Seit einiger Zeit kursieren in den Medien Gerüchte, dass sich die Wege von Tom Pidcock und Ineos Grenadiers 2025 trotz eines bis einschließlich 2027 laufenden Vertrages wegen interner Unst

11.10.2024Lombardei-Route kurzfristig an zwei Stellen geändert

(rsn) - Aufgrund der starken Regenfälle der letzten Tage, die schon zum Abbruch von Tre Valli Varesine (1.Pro) geführt hatten, müssen die Ausrichter der am Samstag stattfindenden Lombardei-Rundfahr

09.10.2024Saison beendet: Roglic verzichtet auf Il Lombardia

(rsn) – Während Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) am 12. Oktober bei Il Lombardia (1.UWT) ein letztes Mal in dieser Saison aufeinander treffen, wird Prim

09.10.2024Reichen Evenepoels Batterien noch für Il Lombardia?

(rsn) – Nicht nur Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) kann auf eine herausragende Saison zurückblicken. Auch Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) fuhr auf höchstem Niveau, was nicht nur bisher ne

09.10.2024Pogacar: “Die Form ist immer noch sehr gut“

(rsn) – Tadej Pogacar (UEA Team Emirates) hat beim italienischen Herbstklassiker Il Lombardia (1.UWT) eine makellose Bilanz vorzuweisen. Bei bisher drei Teilnahmen gelangen dem Slowenen drei Siege i

17.09.2024Il Lombardia 2024 mit Sormano- statt Civiglio-Anstieg

(rsn) - Knapp vier Wochen vor dem Start von Il Lombardia (1. UWT/ 12. Oktober) hat RCS Sport die Strecke der 118. Ausgabe des letzten Monuments des Jahres bekannt gegeben. Die Lombardei-Rundfahrt füh

Weitere Radsportnachrichten

30.01.2025Van den Berg aus Blikras Windschatten zum ersten Saisonsieg

(rsn) – Marijn van den Berg (EF Education – EasyPost) ist perfekt in seine vierte Profisaison eingestiegen. Der 25-jährige Niederländer entschied am zweiten Tag der Mallorca Challenge die Trofeo

30.01.2025Merliers Beine drehen sich auch am Tayma Fort am schnellsten

(rsn) – Mit einer souveränen Vorstellung hat Auftaktsieger Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) auch die 3. Etappe der 5. AlUla Tour (2.1) für sich entschieden. Der 32-jährige Belgier setzte sich

30.01.2025Die Strecke des Critérium du Dauphiné 2025

(rsn) – Das 77. Critérium du Dauphiné (2.UWT) führt vom 8. bis 15. Juni 2025 von Domérat im Departement Allier über acht Etappen zur finalen Bergankunft am Plateau du Mont-Cenis in den Savoier

30.01.2025Cadel Evans Road Race im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Seit mittlerweile acht Jahren gehört das 2015 erstmals ausgetragene Cadel Evans Great Ocean Road Race der WorldTour an. Bei den bisherigen sieben Austragungen gab es auch schon zwei deutsch

30.01.2025Auch mit kleinerem Kader vor einer weiteren Wundersaison?

(rsn) - Das belgische Team Lotto, seit dieser Saison ohne den bisherigen Co-Sponsor Dstny, ist so etwas wie der Effektivitätsweltmeister im Straßenradsport. Mit einem Etat unterhalb von 20 Millionen

30.01.2025Andresen fügt Welsford erste Sprint-Niederlage 2025 zu

(rsn) – Nach drei Etappensiegen bei der Tour Down Under (1. UWT) und zuvor auch drei Sprinterfolgen bei nationalen Kriterien in Australien hat Sam Welsford bei der Surf Coast Classic (1.1) knapp ein

30.01.2025Viel französischer Schlamm und ein bisschen Bieles

(rsn) – Zum ersten Mal seit 2004 (Pontchateau) findet die Cross-Weltmeisterschaft wieder in Frankreich statt. Austragungsort ist Liévin, eine 30.000-Einwohner-Stadt im Département Pais-de-Calais i

30.01.2025Kepplinger: “Ich bin zufrieden, wie es gelaufen ist“

(rsn) - Vor zwei Jahren begann für Rainer Kepplinger das Abenteuer WorldTour. Bei der damaligen Saudi Tour gab der Österreicher sein Debüt im Trikot von Bahrain Victorious. Nun steht Kepplinger bei

30.01.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über d

29.01.2025Mit Ackermann in Topform das vergangene Jahr bestätigen

(rsn) - Zehn Jahre nach der Gründung blickt man bei Israel – Premier Tech zu Beginn der Saison 2025 auf das bis dato erfolgreichste Jahr der Teamgeschichte zurück. Ende 2024 lag das in Tel Aviv be

29.01.2025Bäckstedt und del Grosso wollen Titel verteidigen, Benz mit Chancen

(rsn) – Sieben Titel werden bei der Cyclocross-Weltmeisterschaft im nordfranzösiaschen Liévin vom 31. Januar bis zum 2. Februar 2025 vergeben. Neben dem Regenbogentrikot bei den Frauen am Samstag

29.01.2025Jan Christen holt sich mit zwei guten ´Moves´ Mallorca-Auftakt

(rsn) – Jan Christen hat dem UAE Team Emirates – XRG den bereits vierten Saisonsieg beschert. Der 20-jährige Schweizer entschied zum Auftakt der fünftägigen Mallorca Challenge nach einem clev

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Surf Coast Classic - Men (1.1, AUS)
  • AlUla Tour (2.1, 000)
  • Trofeo Felanitx - Ses Salines (1.1, ESP)