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22.12.2024 | (rsn) – Nicht nur wegen seines ersten Profisieges konnte Max Kanter mit seinem ersten Jahr bei Astana Qazaqstan ausgesprochen zufrieden sein. Der deutsche Sprinter etablierte sich schnell beim kasachischen Rennstall und sammelte vom Saisonstart in Januar in Australien bis zu seinem letzten Einsatz in China eine ganze Reihe an Spitzenergebnissen. So konnte er auch die einzige größere Enttäuschung beim Giro d’Italia gut verkraften.
"Die erste Saison bei Astana lief gut. Ich konnte mich gut in das Team integrieren und einige Schritte nach vorne machen“, kommentierte Kanter gegenüber RSN sein sechstes Jahr in der WorldTour, in dem ihm im Frühjahr endlich der lang ersehnte große Durchbruch gelang. “Der beste Moment war definitiv der Etappensieg bei der Türkei-Rundfahrt“, blickte der gebürtige Cottbuser auf den 22. April zurück, als er in Kas das zweite Teilstück der Presidential Cycling Tour im Sprint vor seinem Landsmann Henri Uhlig (Alpecin – Deceuninck) für sich entschied. Tags darauf ließ er in Marmaris einen dritten Platz folgen, am Ende der 4. Etappe reichte es noch zu einem sechsten Platz.
Damit stellte Kanter auch seinen berühmten Teamkollegen Mark Cavendish deutlich in den Schatten. Beim Briten lief es in der Türkei überhaupt nicht, dafür sorgte Cavendish im Juli für einen sporthistorischen Moment, als er in Saint-Vulbas die 6. Etappe der Tour de France gewann und mit seinem 35. Tagessieg einen neuen Rekord aufstellte. “Ich habe mich für ihn riesig gefreut, als er die Tour-Etappe gewann“, sagte Kanter, der mit seinem Sprinterkollegen zwar nur einen gemeinsamen Einsatz im Jahr hatte, dennoch von Cavendishs enormen Erfahrungsschatz profitierte, wie er betonte. “Er war immer offen für Fragen und hat mir auch von sich aus einige Tipps mit auf den Weg gegeben.“
Mit einem Freudenschrei feierte Max Kanter (Astana Qazaqstan) im April seinen ersten Sieg bei den Profis. | Foto: Cor Vos
Während Cavendish sich auch nach seinem Triumph weiter durch die Tour kämpfte und das Rennen auf Rang 141 beendete, war es zuvor für Kanter beim Giro weniger gut gelaufen. In den Sprints gegen hochklassige Konkurrenz schaffte er immerhin ein Top-Ten-Ergebnis, doch als echte Enttäuschung bezeichnete er seinen vorzeitigen Ausstieg nach der 9. Etappe in Folge einer Corona-Infektion. “Das war der bitterste Moment der Saison“, fügte er an. Schon Ende Februar hatte ihn das Virus erwischt, so dass Kanter nach dem Openingsweekend in Belgien pausieren und auf Mailand-Sanremo verzichten musste.
Insgesamt aber präsentierte sich der 27-Jährige an seinen 69 Renntagen in fast durchgehend guter Form: angefangen mit vier Top-Ten-Ergebnissen bei der Tour Down Under über die Türkei-Rundfahrt und die Deutschland Tour - Dritter in Heilbronn, Zweiter in Villingen-Schwenningen – bis zum WorldTour-Finale in China bei der Tour of Guangxi, wo er zweimal einen zweiten Etappenrang belegte.
Meistens konnte Kanter dabei auch auf die Dienste von Rüdiger Selig vertrauen - allerdings wurde der Neuzugang ausgerechnet für den Giro nicht nominiert. Auf den 35-jährigen Zwenkauer, der am Saisonende seinen Rücktritt bekanntgab, wird der zweimalige Deutsche U23-Meister künftig verzichten müssen. “Rudi war immer ein sehr loyaler Teamkollege und wir hatten sehr viel Spaß. Er ist jemand, den man immer gerne um sich hat. Ich hätte ihn gerne auch 2025 als Teamkollegen gehabt“, bedauerte Kanter den Verlust seines Anfahrers, der einer von nicht weniger als 14 Abgängen bei Astana ist.
Zweimal nahe dran am ersten Sieg in der WorldTour war Kanter (rechts) zum Saisonabschluss bei der Tour of Guangxi. | Foto: Cor Vos
Demgegenüber stehen 13 Neuzugänge – und auch in Kanters Sprintzug wird es zwangsläufig einige Veränderungen geben. “Das Leadout könnte rotieren, aber wir haben Kerngruppen, die bei vielen Rennen zusammen am Start stehen“, bestätigte er.
Die markanteste Veränderung hatte Team-Manager Alexandre Vinokourov bereits bei der vergangenen Tour de France angekündigt. Mit dem chinesischen Konzern XDS konnte ein neuer Sponsor gewonnen werden, der den finanziellen Spielraum künftig wohl deutlich vergrößern wird. Das Unternehmen mit Sitz in Shenzen stellt Karbon-Produkte her, darunter auch Fahrräder, mit denen Kanter & Co. künftig ausgerüstet sein werden.
“Wir werden ab 2025 auf ihrer neuen Hausmarke X-Lab fahren. Ich bin mir sicher, mit ihnen bekommen wir große Expertise und sind für die kommende Saison sehr gut ausgestattet“, so Kanter, der sich auch von den zahlreichen Neuzugängen, darunter bekannte Namen wie Sergio Higuita, Wout Poels oder Fausto Masnada, viel verspricht.
“Durch die neuen Fahrer sind wir breiter aufgestellt, auch im Betreuerstab haben wir viele neue Leute dazu bekommen. Die Stimmung ist gut und wir sind alle hoch motiviert“, sagte er nach seiner Rückkehr von der Team-Präsentation am Hauptsitz von XDS. “Wir wurden sehr herzlich empfangen und die Stimmung dort war sehr euphorisch.“
Die Euphorie will Kanter mit in seine siebte Saison bei den Profis nehmen. Dann soll auch mehr als ein Sieg herausspringen, zumal er nach dem Rücktritt von Cavendish in der Sprinter-Hierarchie weiter aufrücken dürfte. “Ich will Rennen gewinnen und dem Team damit viele Punkte bescheren“, sagte er vor einem wichtigen Jahr, in dem es für Kanter persönlich nicht nur um einen neuen Vertrag, sondern für XDS – Astana auch um eine WorldTour-Lizenz geht.
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