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03.01.2025 | (rsn) – Paul Fietzke war in seinem jungen Leben schon einige Male Erster. Und nun zählt der 18-jährige Cottbuser, Jahrgang 2006, auch zu den ersten Fahrern, die dem neuen Development-Team von Red Bull – Bora – hansgrohe angehören. Die Rookies, so der Beiname des Teams, gehen 2025 erstmals an den Start. Spätestens als Bora – hansgrohe während der Deutschland Tour 2022 eine Partnerschaft mit Lotto – Kern Haus und Tirol – KTM verkündete, kam die Frage auf, warum der WorldTour-Rennstall nicht ein eigenes Devo-Team an den Start schickt.
Doch fast genauso lange wird teamintern bereits daran gearbeitet. “2023 gab es die ersten Spekulationen. Da war aber klar, dass es nicht 2024 klappen würde, sondern erst im Jahr darauf“, deutete Fietzke zuletzt gegenüber RSN eine vage Zeitschiene des Projekts an. “Anfang 2024 war dann aber fix, dass das neue Team kommt, aber noch nicht, in welchen Strukturen. Allerdings war mir da dann schon klar, dass ich gerne dazugehören würde.“ ___STEADY_PAYWALL___
Fietzkes Wunsch hat sich erfüllt. Neben ihm gehören zehn weitere Youngster zum Kader, unter ihnen etwa Junioren-Weltmeister Lorenzo Finn und Lennart Jasch, der zweite Deutsche im ansonsten sehr international gehaltenen Kader, in dem nur noch Italien doppelt vertreten ist. Jasch ist dabei auch der Einzige, der mit 24 Jahren die magische Altersgrenze im ansonsten nur aus U23-Fahrern bestehenden Aufgebot überschritten hat.
Da zum Rennplan aber nicht nur Wettkämpfe mit Altersbeschränkung gehören, wird auch der erst kürzlich zum Radsportler umgeschulte ehemalige Eisschnellläufer seine Einsätze bekommen, um als Quereinsteiger dasselbe Ziel in Angriff zu nehmen, das der frühere Skibergsteiger Anton Palzer oder Ex-Biathlet Florian Lipowitz bereits erreicht haben.
Sportdirektor Rolf Aldag beim Medientag von Red Bull – Bora - hansgrohe) | Foto: Red Bull - BORA - hansgrohe | Max Fries
Fietzke hingegen fährt auf Bahn, Straße oder im Querfeldein schon Ergebnisse ein, seit er zehn Jahre alt ist. Er ist neben Finn, dem Esten Romet Pajur und Theodor August Clemmensen aus Dänemark einer von vier Fahrern, die das Junioren-Team Grenke – Auto Eder durchlaufen haben und damit bereits Tuchfühlung zu den Teamstrukturen hatten. “Ich bin hier schon zwei Jahre, werde jetzt auch die nächsten zwei hier sein“, so Fietzke, der längerfristig denkt und auch gerne seine Elitezeit in derselben Struktur verbringen würde. “Mit Red Bull als Partner hat das Team eine große Zukunft. Wenn es für mich hier immer weitergeht, könnte ich mich glücklich schätzen, denn wenn ich in ein paar Jahren noch dabei bin, stehen mir alle Türen offen“, sagte er.
Im Prinzip ist genau das die Idee, die auch der Red-Bull-Teamleitung vorschwebt. “Mit jungen Sportlern anfangen und ihnen eine Philosophie zu vermitteln ist viel logischer, als das mit einem zu versuchen, der schon in drei Teams war und dadurch geprägt ist“, formulierte es Sportchef Rolf Aldag zuletzt gegenüber RSN. “Einem Primoz Roglic, der fast alles gewonnen hat, kann man nicht mehr die Welt erklären. Der macht jetzt nicht alles anders, bloß weil wir das vielleicht gerne so hätten. Das wäre Wahnsinn.“
Ideal sei es, ein 17-jähriges Talent zu haben und dem dann zu zeigen, wohin die Reise gehen soll, fügte Aldag an. “Wenn du den dann mit 24 in der WorldTour hast, reicht Blickkontakt, da braucht es nicht mal mehr Worte, um sich zu verstehen.“
Gerade mal 16 Jahre alt geworden ist Karl Herzog, der zur neuen Saison in das Team rückt, das den Ausgangspunkt der Entwicklungsstrategie darstellt: die U19-Mannschaft Grenke – Auto Eder. Der Bayer ist im neunköpfigen Team der einzige Deutsche und eines von drei Talenten, die über das Projekt Red Bull Junior Brothers, das bisher in zwei Jahrgängen durchgeführt wurde, ins Team geholt wurden. Über starke Leistungen auf Zwift qualifizierte sich Herzog für die Top 15, die dann im Red Bull Athlete Performance Center (APC) in Thalgau weitere Prüfungen bestehen mussten.
Paul Fietzke, ehemaliger Vizeweltmeister der Junioren, startet 2025 für die Red Bull – Bora – hansgrohe Rookies. | Foto: Red Bull - BORA - hansgrohe | Max Fries
Gemeinsam mit dem Letten Georgs Tjumins setzte er sich durch und bekam zunächst für ein Jahr die Chance, sich zu beweisen. “Und jetzt sind wir hier“, sagte Herzog beinahe ehrfürchtig, als er sich mit RSN am Rande des Team-Trainingslagers, bei dem von der U19 bis zu den Profis alle Fahrer dabei waren, in einem Vier-Sterne-Hotel in Palma auf Mallorca unterhielt.
Für den 16-Jährigen war es das erste Event dieser Art. “Ich muss mich erstmal an alles gewöhnen, was hier so passiert. Aber die Größe und die Professionalität des Teams, selbst hier in der U19, das ist schon beeindruckend.“ Und dabei dürfte Herzog bereits einige Geschichten von seinem vier Jahre älteren Bruder Emil gehört haben, der einst auch bei Auto Eder startete und 2024 seine erste Profisaison bei Red Bull hinlegte, vorher aber noch einen kleinen Umweg gehen musste, weil die hauseigene U23 noch nicht existierte.
“Emil hat großen Einfluss auf mich. Er ist mein Vorbild. Es klang toll, was er über Auto Eder sagte. Diesen Weg wollte ich auch gehen. Und er hat mich motiviert, das Zwift-Programm zu fahren“, so der Zehntklässler, der aber anders als der ältere Bruder unbedingt das Abitur ablegen will, bevor er sich vollends dem Radsport widmet. “Es ist schon krass, wem man hier alles begegnet. Man sieht die Leute sonst ja immer nur im Fernsehen“, bekannte Karl Herzog mit Blick auf Primoz Roglic & Co. “Es ist spannend mitzubekommen, wie die so sind. Mit dem einen oder anderen konnte ich auch schon sprechen.“
Diese Nähe ist ein weiterer Pluspunkt, den angeschlossene Nachwuchsmannschaften an ein WorldTeam verbuchen können. Noch viel besser natürlich, wenn die Vernetzung, die sich im Kleinen auch darin zeigt, dass Herzog und Fietzke sich im Trainingslager ein Zimmer teilen, obwohl sie im Grunde unterschiedlichen Mannschaften angehören, durchgehend bestehen kann. Das hat Red Bull jetzt durch die Rookies geschafft, die Lücke zwischen U19 und Profis ist geschlossen.
Karl Herzog, jüngerer Bruder des ehemaligen Juniorenweltmeisters Emil Herzog, steht im Aufgebot von Grenke – Auto Eder, dem U19 - Team von Red Bull. | Foto: Red Bull - BORA - hansgrohe | Max Fries
Zu verdanken ist das in erster Linie der neuen Finanzkraft. Das Projekt an sich lag schon etwas länger in der Schublade. “Wir hatten vorher nicht die Ressourcen“, so Sportchef Aldag. “Wir konnten sie nicht aus der WorldTour abziehen, weil wir vom Erfolg abhängig sind. Zu Bora und Hansgrohe zu gehen und zu sagen, wir werden jetzt erstmal schlechter, und das für eine ganze Zeit, aber danach kommen wir mit unseren eigenen Helden, ist schwierig, weil wir am Ende doch am Erfolg gemessen werden.“
Für den Nachwuchs soll das nicht gelten, jedenfalls nicht zwingend. “Es muss niemand die Tour de l’Avenir gewinnen. Wir müssen nur die richtigen Sachen machen. Und wenn wir alles richtig machen, werden wir auch gewinnen“, war sich Aldag sicher. John Wakefield, der seit 2023 als Trainer im Team ist, wurde Mitte Juli vergangenen Jahres zum Director of Development befördert und damit offiziell zu dem Mann, der für den Nachwuchs verantwortlich ist. Die Arbeit am neuen U23-Team lief da aber schon ein paar Monate. Gemeinsam mit Scout Tim Meeusen und Gregor Gazvoda begann er seine Arbeit von Grund auf. “Wir haben bei Null angefangen“, schilderte Gazvoda gegenüber RSN, der zu Jahresbeginn von Tirol – KTM, dem vormaligen Kontinental-Partner von Bora, ins Team kam und mit der Leitung der Rookies betraut wurde.
“Die meiste Energie haben wir ins Scouting der Jungs investiert“, so der 43-Jährige Slowene. “Das war der schwierigste Teil.“ Natürlich musste auch Material beschafft und Staff rekrutiert werden. Doch in beiden Fällen konnten die Neustarter auf Bekanntes zurückgreifen. Wie das Elite-Team werden auch die Rookies – und die U19 – mit Specialized-Rädern ausgestattet. Sportliche Leiter werden Cesare Benedetti, der als allererster Transfer von Ralph Denk ins 2010 gegründete Team NetApp quasi zum Inventar gehört, und Pello Olaberria, der von Euskaltel – Euskadi zu Red Bull stößt.
“Pello hat schon die letzte Vuelta bei uns mitgemacht. Er und Cece sind Leute, die vermitteln können“, sagt Aldag. “Beide sind regelmäßig bei den Meetings des sportlichen Managements dabei. Sie verstehen unseren Ansatz und wissen, wo wir hinwollen. Bisher funktioniert der Informationstransfer zwischen den Teams gut.“
Mit Lorenzo Finn startet der aktuelle U19-Weltmeister in der Saison 2025 für die Rookies von Red Bull – Bora - hansgrohe. | Foto: Red Bull - BORA - hansgrohe | Max Fries
Doch schon zum Saisonauftakt bei der Mallorca Challenge sollen nicht nur Infos, sondern auch Fahrer transferiert werden. “Es ist angedacht, dass wir bei den fünf Eintagesrennen mit gemischten Mannschaften an den Start gehen“, kündigte Gazvoda bereits an. “Von den besten Fahrern der Welt zu lernen, ist für die Jungs ein Luxus“, sagte er. Aldag sprach davon, auf diesem Wege “einen Kulturschock“ vermeiden zu wollen.
Denn die Unterschiede zwischen Elite und U23 sind groß. Vor allem dann, wenn die Rookies gerade erst der U19 entwachsen sind. Das weiß auch der ehemalige Vize-Weltmeister Fietzke, der auf Mallorca zwei Einsätze an der Seite der Elite bekommen wird. “Für mich und uns wird es darum gehen, uns erstmal an die längere Renndauer zu gewöhnen. Von den reinen 10-Minuten-Bestwerten ist das U19-Level ja gar nicht so weit von den höheren Klassen entfernt. Aber die anderen fahren diese Werte halt mehrmals am Tag und das auch noch nach vier oder fünf Stunden Rennen.“
Dennoch ist sich Fietzke – dem im ersten halben Jahr aber auch erstmal noch die Abiturprüfungen einen Teil seiner Aufmerksamkeit abverlangen werden – ziemlich sicher, einiges aus den gemeinsamen Rennen, von denen es im Jahresverlauf mehrere geben wird, mitnehmen zu können. “Es ist eine Supermöglichkeit, von den Profis zu lernen. Vor allem können wir uns sicher auch etwas beim Ablauf an einem Renntag abgucken.“
“Das Team hatte schon immer richtig starke Junioren in den eigenen Reihen“, sagte Gazvoda. “Jetzt gibt es auch die Strukturen, ihnen bei der Entwicklung mehr Zeit zu geben und die Athleten so auf die beste Art und Weise zu fördern. Ralph (Denk) hat jetzt diesen entscheidenden Schritt gemacht, auch aufgrund von Erfahrungen aus der Vergangenheit.“
Das Ziel, das Red Bull – Bora – hansgrohe damit verfolgt, ist, wie immer, ein großes. Und in diesem speziellen Fall eine Weiterentwicklung der grundsätzlichen Marschroute. “Idealerweise wollen wir bis 2035 einen Tour-Sieger nach unseren Werten entwickelt haben“, so Aldag. Bei dem gesteckten Zeitrahmen ist durchaus möglich, dass sein Arbeitgeber jenen möglichen Tour-Sieger bereits jetzt in den eigenen Reihen sieht.
Das Aufgebot der Red Bull – Bora – hansgrohe Rookies
Adrian Boichis (22 Jahre/Frankreich), Theodor August Clemmensen (18/Dänemark), Davide Donati (19/Italien), Paul Fietzke (18/Deutschland), Lorenzo Finn (18/Italien), Lennart Jasch (24/Deutschland), Marco Martin (18/Spanien), Romet Pajur (20/Estland), Sebastian Putz (21/Österreich), Callum Thornley (21/Großbritannien), Luke Tuckwell (20/Australien)
Das Aufgebot des Teams Grenke – Auto Eder
Julius Birkedal (16/Dänemark), Roberto Capello (17/Italien), Anatol Friedl (17/Österreich), Karl Herzog (16/Deutschland), Joshua Johnson (16/Südafrika), Michiel Mouris (17/Niederlande), Noah Möller Andersen (17/Dänemark), Gijs Schoonvelde (17/Niederlande), Georgs Tjumins (16/Lettland)
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