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15.08.2004 | Judith Arndt ist ihrer Favoritenrolle im Olympischen Straßenrennen der Frauen gerecht geworden und hat nach einer Glanzvorstellung die Silbermedaille im Olympischen Straßenrennen gewonnen. Die Weltranglisten-Zweite musste sich im Finale des Rennens in der Athener City nach 119 Kilometern und fast dreieinhalb Stunden lediglich der Australierin Sara Carrigan geschlagen geben, nachdem die beiden Fahrerin sich auf der vorletzten Runde des Rennens aus der Spitzengruppe absetzen konnten. Arndt leistete dabei auf den letzten Kilometern mit einer kräfteraubenden Fahrt die alleinige Führungsarbeit und hatte demnach im Sprint gegen die clever agierende Australierin keine Chance mehr. Auf Platz drei sprintete die Russin Olga Sljusarjewa aus einer sechsköpfigen Verfolgergruppe.
„Wir fahren Radrennen, um zu gewinnen. Ich weiß nicht recht ob ich mich über die Silbermedaille freuen kann“, so Judith Arndt nach dem Zieleinlauf enttäuscht. „Mit Petra Roßner, die zweifelsohne die schnellste Sprinterin der Welt ist und von unserem Verband nicht nominiert wurde, hätten wir hier alles gewinnen können. So musste ich ganz alleine in diesem Rennen agieren und zum Schluss die komplette Führungsarbeit leisten. Danach hat mir einfach die Kraft im Sprint gefehlt.“
Das Rennen fand auf einem 13,3 Kilometer langen Kurs mit sehr welligem Profil statt, den die Fahrerinnen insgesamt neun Mal bewältigen mussten. Über eine Gesamtlänge von 118,8 Kilometer ging es vorbei an den antiken Stätten der griechischen Millionenstadt.
Die ersten drei Runden begannen die Favoritinnen bei hochsommerlichen Wetterbedingungen mit bis zu 40 Grad Celsius sehr verhaltend. Immer wieder zeigten sich die deutschen, französischen und niederländischen Nationalfahrerinnen an der Spitze des Pelotons und belauerten sich untereinander.
Den ersten Ausreißversuch des Rennens startete die Baskin Eneritz Iturraga Mazaga rund 75 Kilometer vor dem Ziel am ersten Anstieg der City-Runde. Schnell hatte die spanische Nationalfahrerin einen Vorsprung vor dem Hauptfeld von 30 Sekunden herausgefahren. Kurze Zeit später attackierte mit Janilde Fernandes Silva die nächste Athletin. Die Brasilianerin versuchte jedoch vergeblich zur Spitzenreiterin aufzuschließen und wurde nach wenigen Kilometern vom Hauptfeld gestellt.
Danach kam Bewegung ins Renngeschehen und mehrere Angriffsversuche folgten. Unter der Führung von Nürnberger-Profi Judith Arndt und der niederländischen Titelverteidigerin Leontien Van Moorsel wurde zur Hälfte des Rennens die Spanierin Mazaga wieder gestellt. Sonia Huguet aus Frankreich nahm daraufhin das Heft in die Hand und setzte sich erfolgreich vom Hauptfeld ab. Rasch hatte die Fahrerin aus Toulouse einen Vorsprung von 50 Sekunden herausgefahren. An der Spitze des Feldes kontrollierte derweil ihre Teamkollegin Jeannie Longo-Ciprelli, die in Athen zum sechsten Mal bei einem Olympischen Straßenrennen an den Start ging, das Renngeschehen. Alle drei deutschen Starterinnen hielten sich bis dahin ohne Probleme in der Gruppe der Sieganwärterinnen.
Die spanische Mannschaft organisierte daraufhin die Verfolgung. Auch Judith Arndt setzte sich dabei an die Spitze des Feldes und sorgte fast im Alleingang für hohes Tempo. Zusammen mit elf weiteren Athletinnen stellte die Weltranglisten-Zweite die französische Ausreißerin. Nach der Tempoverschärfung konnten viele Fahrerinnen bei der extremen Hitze nicht mehr den Favoritinnen folgen.
Kurz vor dem Ende der drittletzten Runde musste sich Judith Arndt kurzzeitig zum Materialwagen von Bundestrainer Jochen Dornbusch zurückfallen lassen, um eine Plastiktüte, die sich in ihrem Vorderrad verfangen hatte, bei voller Fahrt entfernen zu lassen. Gleichzeitig kam es an der Spitze zu einem dramatischen Sturz, bei dem sich Titelverteidigerin Van Moorsel am Hinterrad einer Spanierin aufhängte und die Schweizerin Nicole Brändli und die Kanadierin Lyne Bessette mit zu Boden riss. Die dreifache Olympiasiegerin von Sydney 2000 musste das Rennen kurze Zeit später beenden.
Derweil setzte die kanadische Spitzenreißerin Susan Palmer ihren Ausreißversuch fort während die russische Mannschaft die Verfolgung organisierte. Auf der Abfahrt zum Ziel drückte Judith Arndt mit sechs Fahrerinnen an ihrem Hinterrad auf das Tempo. Kurz vor der letzten Zieldurchfahrt wurde Palmer von den Verfolgerinnen eingeholt.
Zu Beginn der letzten Runde hatte die Spitzengruppe einen Vorsprung von 18 Sekunden auf die Verfolger. Doch außer Judith Arndt zeigte sich keine Fahrerin aus dieser Gruppe bereit, die Führungsarbeit zu übernehmen. Nach der Attacke von der Australierin Sara Carrigan konnte Judith Arndt im Alleingang zur Spitzenreiterin aufschließen. Die weiteren Fahrerinnen aus dieser Spitzegruppe reagierten uneinig und wenige Kilometer später holte Arndt nach der Verpflegungszone die Kanadierin ein.
Zusammen fuhr das Führungsduo mit einem geringen Zeitpolster von zehn Sekunden über den letzten Anstieg. Auf der folgenden Abfahrt harmonierten die beiden Spitzenreiterin miteinander und bauten den Vorsprung auf 21 Sekunden aus. Im Spurt unterlag Arndt ihrer Kontrahentin aus Australien, die sich taktisch sehr clever verhalten hatte, und die komplette Führungsarbeit Judith Arndt überließ.
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