Oscar Sevilla im Interview

"El Nino" will die Vuelta gewinnen

Von Matthias Seng

16.12.2005  |  Oscar Sevilla wird auch bei der Tour 2006 einer der wichtigsten Helfer für Jan Ullrich sein. Nach einigem Verletzungspech hat der spanische Bergspezialist gleich in seinem ersten Jahr bei T-Mobile gezeigt, welch wertvolle Verstärkung er ist. Aber der 29 Jährige mit dem Spitznamen „El Nino“ (das Kind) will nicht nur Helferdienste für Ullrich verrichten, sondern sich auch einen Traum erfüllen: die Vuelta gewinnen.

Wie lief die vergangene Saison für Sie?

Sevilla: Im Vergleich zu 2004 viel besser. Nach meinem Sturz bei der WM 2003 in Hamilton lief es in 2004 nicht so, wie ich es mir gewünscht hatte. 2005 war aber wieder besser. Ich wurde Siebter bei der Vuelta und bin für mein Team eine gute Tour de France gefahren. Aber ich denke, ich kann noch mehr. Wenn ich wieder 100 Prozent meiner Leistungsfähigkeit habe, werde ich wieder zu dem Fahrer werden, der ich mal war.

Vielleicht brauchen Sie einen Etappensieg bei einer der großen Rundfahrten. Bei der Vuelta 2005 wurden Sie am Ende guter Siebter, aber zu einem Tagessieg hat es nicht gereicht...

Sevilla: Mein Traum ist ein Podiumsplatz bei der Tour und die Vuelta zu gewinnen. Dazu bin ich in der Lage. Aber ebenso sehr will ich einen mythischen Etappensieg bei der Vuelta, mit der Schlagzeile: „Sevilla auf dem Höhepunkt“ oder so ähnlich. Ich denke, ich kann so etwas schaffen und ich hätte es auch verdient, meine Fans übrigens auch. Überall, wo ich hinkomme, unterstützen mich die Leute. Für einen Sportler ist die Zuneigung der Fans eine wichtige Sache, vor allem, wenn man harte Zeiten durchlebt.

Alexander Winokurow und Erik Zabel haben das Team verlassen. Ist das ein Vorteil für sie?

Sevilla: Ich denke schon. Zwei Siegfahrern weniger – das bedeutet für einen Fahrer wie mich mehr Freiheiten in einigen Rennen. Aber am wichtigsten ist für mich, mich wieder vollständig von meinen Verletzungen zu erholen. Ich weiß, dass ich gute Resultate einfahren kann, und dafür muss ich nicht warten, bis andere Fahrer das Team verlassen. Ich muss niemandem etwas beweisen außer mir selbst. Ich fühle mich viel besser als 2001, als ich Zweiter bei der Vuelta und Siebter bei der Tour wurde. Ich habe mehr Erfahrung, ich bin stärker. Nur dieser verdammte Sturz in Hamilton hat mir meine Karriere ein wenig verdorben.

Wie schätzen Sie die Tour-Chancen für Jan Ullrich und Andreas Klöden im nächsten Jahr ein?

Sevilla: Ullrich ist ein physisch sehr starker Fahrer, einer, der die Tour schon gewonnen hat und fünfmal Zweiter wurde. Ich hoffe, dass er die Tour 2006 gewinnen wird. Er ist reifer und vor allem mental stärker geworden. Er geht nicht mehr mit Übergewicht in eine Saison. Und mit seiner neuen Freundin scheint er glücklich zu sein – auch das zählt. Er hat eine wirklich gute Chance 2006 zu gewinnen und ich hoffe, dass er diese Chance nicht vertun wird. Klöden hatte viel Pech in diesem Jahr. Er fuhr vielleicht nicht auf dem Niveau wie 2004, aber bis zu seinem Sturz fuhr er eine gute Tour. Nach seiner langen Pause kann man ihn nicht richtig einschätzen. Klöden ist ein guter Fahrer, aber ich vertraue mehr auf Ullrich.

Wie sehen Ihre Pläne für die kommenden Monate aus?

Sevilla: Ich habe zwei Monate gar nichts gemacht und jetzt mit leichtem Training begonnen: Gymnastik, Querfeldeinfahren, ein bisschen Laufen und ein bisschen Mountainbiking. Meine Batterien sind jetzt wieder aufgeladen. Am wichtigsten aber ist, dass ich mein Rückenproblem in den Griff bekommen habe. Ich bin ja bereit, auch 2006 wieder zu leiden – aber nur auf dem Rad.

Sie wollen wieder Tour und Vuelta fahren?

Sevilla: Ja, das habe ich vor. Ich werde bei der Ruta del Sol in die Saison einsteigen. Ich habe dort viele Freunde und das ist ein guter Ort um sein erstes Rennen zu bestreiten. Dann werde ich mit Jan zusammen die Settimana Ciclistica Internazionale fahren. Später im Frühjahr stehen die Tour de Romandie und als Vorbereitung als letztes Rennen vor der Tour die Dauphiné Libéré auf dem Programm. Wie es nach der Tour bis zur Vuelta weitergeht, weiß ich noch nicht. Die Tour ist das wichtigste Ereignis für das Team, und dafür werden wir alles geben.

Ohne Lance Armstrong, den “König der Könige” wird es für alle Fahrer mehr Möglichkeiten geben sich darzustellen....

Sevilla: Darüber habe ich schon mit vielen Leuten gesprochen. Bisher war es so, dass wir das getan haben, was Discovery (früher US Postal) wollte. Sie sind gefahren, wie es ihnen gefallen hat – schnell, langsam, sehr schnell. Ich denke, dass diese Zeiten vorbei sind. Das Rennen wird ein anderes sein, es wird keine Hürde wie Armstrong mehr geben. Er war der Bezugspunkt für jeden Fahrer. Man wusste, er war der Stärkste und das war nicht gerade gut für’s Selbstvertrauen. Es wird keinen Fahrer mehr geben, der wie Armstrong alles kontrollieren wird. Basso, Valverde und Jan werden die Favoriten sein. Die nächste Tour wird sehr spektakulär werden – mit vielen Attacken und Ausreißversuchen. Und es wird einige Überraschungen geben.

Quelle: cyclingnews.com

Weitere Radsportnachrichten

23.11.2024Dank Freiheiten bei Stevens für vier Teams im Einsatz

(rsn) – Hinter Tillman Sarnowski liegen zwei turbulente U23-Jahre. Der U19-Bundesliga-Gesamtsieger von 2022 hatte sich im Jahr darauf dem Team Dauner Akkon angeschlossen, das dann aber doch nicht wi

23.11.2024Red-Bull-Neuzugang Pithie will van der Poel herausfordern

(rsn) – Laurence Pithie gewann im Januar mit dem Cadel Evans Great Ocean Road Race sein erstes WorldTour-Rennen und beeindruckte bei den Frühjahrsklassikern. Der 22-jährige Neuseeländer belegte b

23.11.2024Olympia-Reservistin Pröpster: Gelingt bei TCL der nächste Schritt?

(rsn) – Mit drei Rennsiegen, dem zwischenzeitlichen Tragen des Führungstrikots und schließlich Gesamtrang zwei in der Sprint League hat Alessa-Catriona Pröpster bei der Track Champions League 202

23.11.2024Track Champions League: Format, Kalender, Punktesystem

(rsn) – Nach Olympia in Paris im Sommer und den Weltmeisterschaften im Oktober im dänischen Ballerup endet das internationale Bahnjahr an den kommenden drei Wochenenden mit der Track Champions Leag

23.11.2024Scott David: Trotz Traumwerten keine WorldTour

(rsn) – “Mein Ziel ist ein WorldTour- oder ProTeam-Vertrag. Ich habe mir ein Limit von zwei Jahren gesetzt, so lange möchte ich es auf Kontinental-Niveau versuchen“, hatte Scott David im letzte

23.11.2024Wafler: Rückkehr nach Paris weckt Olympia-Erinnerungen

(rsn) - Tim Wafler hat es erstmals in das illustre Feld der Ausdauerfahrer der UCI Track Champions League geschafft. Der Österreicher startet am Samstagabend im Velodrome National in Saint-Quentin-en

23.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

22.11.2024Top-Favoritin? Archibald nach schwerem Jahr eine “7 von 10“

(rsn) – Katie Archibald ist die Königin der Track Champions League. 2021 und 2023 gewann sie jeweils souverän den Titel in der Endurance League und auch 2022 wäre das wohl gelungen, wenn sie dama

22.11.2024Spiegel will “versuchen, ´die Großen´ etwas zu ärgern“

(rsn) – Luca Spiegel wird am Samstag sein Debüt in der Track Champions League geben. Der 20-jährige U23-Europameister im Sprint will auf der Bahn, auf der er im Sommer zu den jüngsten Olympia-Sta

22.11.2024Eschborn-Frankfurt-Sieger van Gils: “Ich würde lieber gehen“

(rsn) – Maxim van Gils (Lotto - Dstny) scheint entschlossen, sein Team trotz eines noch bis Ende 2026 gültigen Vertrags so schnell wie möglich verlassen zu wollen. Wie er im Gespräch mit mehreren

22.11.2024Gall: Tour of the Alps “absoluter Fokus“ der ersten Saisonhälfte

(rsn) – Felix Gall bestritt 2022 seine bisher letzte Tour of the Alps. In seinem damals ersten Jahr im Trikot von Decathlon – AG2R La Mondiale beendete der Österreicher nach vier Top-Ten-Etappenp

22.11.2024Tour of the Alps auch 2025 ein Kletterfestival mit kurzen Wegen

(rsn) - Fünf Etappen, 739 Kilometer und 14.700 Höhenmeter: Das sind die Eckdaten der Tour of the Alps 2025. Die 48. Ausgabe des grenzüberschreitenden Etappenrennens findet vom 21. bis 25. April 202

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine